Wir alle haben´s verpennt. Also auch ich. Vergessen. Josef Reding ist am 20. März 90 Jahre alt geworden. Am 1. April ehr(t)en ihn das Fritz-Hüser-Instituts für Literatur und Kultur der Arbeitswelt und die Stadt- und Landesbibliothek Dortmund mit einer Feierstunde.
Fritz Hüser war ein Büchersammler, ein Bibliotheksdirektor, der an Arbeiterliteratur zusammentrug, was er finden konnte. Er öffnete manchem die Augen für die Welt der Arbeit – „Welt der Arbeit“ hieß übrigens früher die Zeitung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), für die Reding jahrelang geschrieben hat. Heute ist aus Hüsers großartiger Sammlung ein wissenschaftliches Institut in Dortmund geworden. Reding war übrigens Hüsers Nachbar, Max von der Grün ein Neffe Hüsers, wie Peter Schütt 2000 in der „Welt“ beschrieb.
Zur Heimat in Deutschland gehört die Literatur. Reding gehört zur literarischen Heimat. So wie von der Grün, Erika Runge, Zuckmayer, Kesten, Küpper, Koeppen und viele andere. Er teilt mit ihnen das Schicksal, allmählich über den Horizont zu rutschen. Leider. Sein Schaffensmotto ist aktuell, brandaktuell: „Ich glaube daran, dass diese Welt verbesserungsfähig ist.“
So etwas schreibt ein Reformist, einer der zuerst hinschaut, der dahin geht, wo es wehtut.
Reding war in vielen Ländern unterwegs. Er hat auch ein knappes Jahr als Helfer im Lager Friedland gearbeitet. Friedland? War da nicht…? Das war ein GDL – das Grenzdurchgangslager, das Flüchtlingen und Kriegsgefangenen das „Tor zur Freiheit“ war, wie der Norddeutsche Rundfunk im Januar 2018 in einer Reportage textete. Vier Millionen Mal Tor in den Westen. Redings Bericht heißt „Friedland. Chronik einer Heimkehr“.
Bekannt wurde Reding Schülerinnen und Schülern durch seine vielen Kurzgeschichten-Sammlungen: „Nennt mich nicht Nigger“ heißt die bekannteste. Drin hat er seine Erfahrungen, Kenntnisse der USA verarbeitet. Oder „Ein Scharfmacher kommt“ sowie die Asphaltgebete. Darunter das:
„stoßgebet eines synodalen
im würzburger kiliansdom:
Herr,
sie haben stapelweise
papier zwischen dich und mich
geschoben.
ich habe angst,
dich nicht mehr zu
sehen….“
Wir sollten uns bei Josef Reding bedanken für die vielen Geschichten, die er uns beschert hat.
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