Roter Knopf

Kaschmir-Konflikt birgt Gefahr eines Atomkriegs

Der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt um Kaschmir eskaliert erneut und beschwört die Gefahr eines Atomkriegs zwischen Indien und Pakistan herauf. Die gegenseitigen Schuldzuweisungen folgen dem bekannten Muster, die Propagandisten beider Seiten geben ihr Bestes, um den jeweils anderen als den Bösewicht hinzustellen.

Das setzt in der Regel eine Eskalationsspirale in Gang, die an den Abgrund eines nuklearen Schlagabtauschs führt. Pakistans Regierungschef Imran Khan bemüht sich um ein verbales Abrüsten, und die indische Regierung greift den moderaten Ton auf. Das wäre der richtige Weg zu einer Wiederbelebung des Dialogs zwischen den benachbarten Atommächten, zur Eindämmung der terroristischen Aktivitäten und zu einer dauerhaften Befriedung des Konflikts; doch muss sich zuerst zeigen, wie ernst es beiden Seiten mit der Mäßigung ist.

Die Einsicht, dass ein Krieg letztlich keine Gewinner kennt, ist so einfach wie vernünftig. Konflikte werden jedoch auch aller Vernunft zum Trotz geschürt, als Machtdemonstration, Zeichen von Entschlossenheit, als Akt von Vergeltung, als Ablenkung von inneren Problemen oder um in Krisenzeiten die Nation zusammenzuschweißen. In Indien stehen im Mai Parlamentswahlen an, und der gefährliche globale Trend zum Nationalismus hat auch Regierungschef Narendra Modi erfasst.

Die Kaschmir-Region ist seit der Unabhängigkeit beider Länder ein permanenter Zankapfel, um den schon fünf Kriege entbrannten. Die Beobachtermission der Vereinten Nationen schafft es bislang nicht, Provokationen dauerhaft einzudämmen und die Bevölkerung zu schützen. Erneut fliehen die Menschen aus ihren Häusern. Sie fürchten um ihr Leben.

Der kleiner werdenden Welt dämmert es allmählich, dass der so genannte Regionalkonflikt erhebliche Brisanz weit über Kaschmir hinaus birgt. Die atomare Bewaffnung beider Länder stellt ein globales Risiko dar. Als US-Präsident Donald Trump den INF-Vertrag über die atomaren Mittelstreckenraketen aufkündigte und Russlands Präsident Wladimir Putin nachzog, verwiesen auch deutsche Diplomaten darauf, dass künftige Abkommen zur atomaren Abrüstung umfassender sein müssten. Wohl wahr, Indien und Pakistan bestätigen eindringlich die Notwendigkeit neuer Initiativen. Doch realistisch sind sie leider nicht. Falls die USA und Russland ihre wichtigsten Verträge tatsächlich scheitern lassen, heizen sie vielmehr ein neues atomares Wettrüsten an. Das wird nicht nur kleinere Atommächte von eigenen Abrüstungsschritten abhalten, sondern in weiteren Ländern Ambitionen wecken, sich mittels der Atombombe Geltung zu verschaffen. Man denke nur an das Beispiel Nordkorea, um das sich Trump gerade so überschwänglich bemüht.

 

Bildquelle: Pixabay, geralt, Pixabay License

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Die promovierte Medienwissenschaftlerin arbeitete mehr als 20 Jahre in der Politikredaktion der Westfälischen Rundschau. Recherchereisen führten sie u. a. nach Ghana, Benin, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, China, Ukraine, Belarus, Israel und in das Westjordanland. Sie berichtete über Gipfeltreffen des Europäischen Rates, Parteitage, EKD-Synoden, Kirchentage und Kongresse. Parallel nahm sie Lehraufträge am Institut für Journalistik der TU Dortmund sowie am Erich-Brost-Institut für Internationalen Journalismus in Dortmund wahr. Derzeit arbeitet sie als freie Journalistin.


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