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Nolde, der Nazi – Schreibt die Süddeutsche Zeitung

Alfons Pieper Von Alfons Pieper
12. April 2019
Emil Noldes Bild "Hohe Sonnenblumen" wurde als Leihgabe der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen Bundeskanzler Helmut Schmidt zur Verfügung gestellt

„Emil Nolde, der Maler, der Nazi: Ein ganz neues Bild“. So lautet der Hinweis auf die Seite-3-Story der SZ am Donnerstag. Vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass die Bundeskanzlerin Angela Merkel Bilder des Malers hatte aus ihrem Arbeitszimmer im Kanzleramt in Berlin entfernen lassen, „Blumengarten“ aus dem Jahre 1915 und „Brecher“ aus dem Jahre 1936. Nolde also ein Nazi, ein extremer Antisemit, der Hitlers Ideologie treu geblieben sei bis zum bitteren Ende 1945. Erneut sieht sich die Republik mit der braunen deutschen Vergangenheit konfrontiert. Ein Mann, dessen künstlerisches Werk überall gelobt worden war, gerät nun, 74 Jahre nach dem Ende der Hitler-Barbarei und 63 Jahre nach seinem Tod in ein völlig anderes Bild. Nolde ein Nazi. Am heutigen Freitag wird im Hamburger Bahnhof in Berlin eine Ausstellung über „Emil Nolde. Eine deutsche Legende. Der Künstler im Nationalsozialismus“ eröffnet.

Nein, es ist noch immer nicht vorbei, dass wir uns mit dieser dunklen Zeit beschäftigen, uns den Spiegel vorhalten müssen. Dass Nolde Mitglied der NSDAP war, hat mich nicht erschreckt, das war bekannt. Aber das waren ja viele in Nazi-Deutschland, rund 8,5 Millionen. Nicht alle waren deshalb Verbrecher, viele waren Mitläufer, eingetreten in die Partei, weil sie mitschwimmen, Karriere machen wollten. Andere, wie Nolde und das ist ziemlich neu, waren sogar überzeugte Nazis, Nolde war ein glühender Antisemit, er entwarf 1933-Hitler war gerade an die Macht gekommen- einen Entjudungsplan. Dies alles kann man in der SZ lesen. Und ist entsetzt. Haben wir nicht alle Noldes Bilder geliebt, blieben entzückt vor seinen Werken mit den schönen Farben stehen. Und jetzt das! Dabei gehörten seine Werke zur „Entarteten Kunst“, so hieß die Kunst, wenn sie von den Nazis als verfemt galt. Malen durfte er, aber er durfte mit seiner Kunst nicht Geld verdienen, an die Öffentlichkeit gehen. Hitler mochte ihn nicht, lese ich weiter in der SZ. Und jetzt spricht der Direktor  der Nolde-Stiftung in Seebüll, Christian Ring, von Noldes „widerlichem Antisemitismus“.

Ein widerlicher Antisemit

Der Expressionist, ein widerlicher Antisemit, dem es um die „rassische Säuberung der deutschen Volksgemeinschaft“ ging, wie es der Historiker Bernhard Fulda ausdrückt. Vielleicht, weil er sich verkannt fühlte, dieses urdeutsche Genie, angeblich sei die gesamte jüdisch-dominierte Kunstszene gegen ihn gewesen, habe seinen Aufstieg verhindert. Das klingt wie eine Verschwörung-Philosophie, der der Maler Nolde anhing, wenn es so gewesen sein sollte.

Das Thema „Nolde ein Nazi“ weist ja wieder mal daraufhin, dass auch Intellektuelle unter den Nazis waren, Schriftsteller, Maler, Professoren, dass das Thema lange bei uns verdrängt worden war. Beginnend mit der Zeit nach dem Krieg, als der Nationalsozialismus im Geschichtsunterricht der Schulen oftmals so gut wie gar nicht vorkam. Gern behandelte man das Altertum, das Mittelalter, man erreichte die Weimarer Republik und dann riss der Faden ab, war die Schulzeit zu Ende. Das mag damit zu tun gehabt haben, dass natürlich auch manche Lehrer und Lehrerinnen Nazis gewesen waren. Wer hatte schon eine weiße Weste? Dass das Bild von und mit Nolde unvollständig war, hing damit zusammen, dass das Archiv erst vor einiger Zeit den Forschern für die erwähnte Ausstellung geöffnet worden war. Es galt, 25000 bis 30000 Dokumente wie Briefe, Tagebuchnotizen, Zettel und Aufzeichnungen zu erfassen, zu digitalisieren. Und die Forschungen der Ausstellungsmacher Bernhard Fulda und Aya Soika haben ergeben, dass der Mythos Nolde nicht gestimmt habe, wonach er sich irgendwann von den Nazis abgewendet habe, sondern Nolde habe sich den Nazis geradezu angebiedert, weil er nicht begriffen habe, dass sein Expressionismus gegen das gestanden habe, was Hitler von der neuen deutschen Kunst erwartet habe.

Nolde also der große Künstler, der er ja bleibt, aber auch der Nazi, der Rassist, der Antisemit, wie viele andere auch in seiner Zeit gefangen, wie das Christian Ring, der an der Ausstellung mitgearbeitet hat, formuliert. Nolde habe eine Biografie mit Brüchen, er sei eben nicht der Heilige gewesen, als den ihn man lange Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg eingestuft habe. Da ist die Diskussion wieder über Deutschland, das Land der Dichter und Denker, aus dem das Land der Richter und Henker geworden war.

Heidegger und die Bücherverbrennung

Nolde steht nicht allein da, viele Intellektuelle fielen auf Hitler rein. Martin Heidegger engagierte sich mit Begeisterung für das Dritte Reich, sprach von der nationalsozialistischen Revolution, ab 1930 las er den „Völkischen Beobachter“, 1932 wählte er die NSDAP, trat der Partei schon am 1. Mai 1933 bei.  Dass er Rektor der Uni Freiburg wurde, verdankte er wohl auch seiner Nähe und seinen Bekenntnissen zu den NS-Machthabern. Heidegger stand mit an der Spitze der Nazi-Demonstranten, die Bücher verbrannten. Der junge Jürgen Habermas hat Heidegger  wegen seiner Nähe zur NS-Ideologie heftig angegriffen.

Überhaupt die Universitäten könnten wir hier nennen. Zum Beispiel die Hochschule in Bonn, die 1919 dem Dichter Thomas Mann die Ehrendoktorwürde verlieh und sie ihm 1936 wieder aberkannte. Zur Freude der Nazis. Prof. Martin Broszat, den früheren Chef des Münchner Instituts für Zeitgeschichte, könnte man nennen. Er war ein Experte des NS-Staates, ich habe wie Tausende anderer Studentinnen und Studenten bei ihm gehört, eine Seminararbeit geschrieben. Seine NSDAP-Mitgliedschaft wurde erst nach seinem Tod bekannt.

Dann waren da die Juristen. Professor Ingo Müller hat die unbewältigte Vergangenheit der Deutschen Justiz im Dritten Reich in seinem Buch „Furchtbare Juristen“ beschrieben und damit nicht nur den Fall Filbinger gemeint, der dem Buch den Titel gab. Der Schriftsteller Rolf Hochhuth hatte den baden-württembergischen Ministerpräsidenten und ehemaligen Wehrmachtsrichter  Hans Filbinger wegen seiner Urteile aus der Kriegs- und Nachkriegszeit so genannt. Filbinger stellte Strafantrag, Hochhuth wurde freigesprochen, der Ministerpräsident musste zurücktreten. In dieser Auseinandersetzung „fiel Filbingers erstaunt ungläubige Äußerung, dass heute doch nicht Unrecht sein könne, was damals Recht war.“(zitiert nach Ingo Müller: Furchtbare Juristen). Ingo Müller zieht dann sein Fazit: „Dieser Ausdruck der Unbelehrbarkeit, das Beharren auf der Rechtmäßigkeit der unmenschlichen Justiz des Dritten Reiches, zeigte erst die ganze Furchtbarkeit jenes Juristen und vieler Berufskollegen seiner Generation, denn der Marinerichter a.D. Hans Filbinger war kein Einzelfall.“

Schauen wir in die Politik: Hans Globke fällt mir ein in dem Zusammenhang, Kanzleramtschef unter Konrad Adenauer, das einstige NSDAP-Mitglied Kurt Georg Kiesinger(CDU), Kanzler der großen Koalition, neben ihm im Kabinett saß der von den Nazis verfolgte Willy Brandt, der vor den braunen Schergen nach Skandinavien floh und sich später in Bonn von Leuten der CSU die Frage gefallen lassen musste, wo er , Brandt sich eigentlich aufgehalten habe während der Hitler-Zeit. Eine Heuchelei ohnegleichen. Es gibt viele Beispiele.

Wir könnten über die Kirchen im NS-Staat reden. Ihr Widerstand kam spät, der Kampf gegen den Bolschewismus war ihnen Recht. Und über das Leid der Juden, das jedem klar war wie deren Vernichtung, das alles war kein Thema für sie. Erst nach der Niederlage in Stalingrad bildete sich Widerstand in Teilen des Reichs, weil man spürte, dass der Krieg verloren war. Man könnte den Sport nennen, dessen Vertreter Hitler verehrten. Und war es nicht so, dass herausragende Sportler schon mal von der Arisierung jüdischen Eigentums profitierten? Oder die Industrie, die den Wahlkampf der Nazis mit Millionen unterstützte und die dann ihren Reibach machten durch Rüstung und Zwangsarbeiter? Und die sich dann später lange weigerte, Entschädigungen zu zahlen?

Die Stimmung im Nachkriegsdeutschland war ja über Jahre, dass „der Friede mit den Tätern auf dem Rücken der Opfer geschlossen“ worden sei, schreibt Prof. Ingo Müller in seinem Buch über die Juristen. So sah die Integration der Täter in die neue Demokratie aus.  Das „kommunikative Beschweigen biographischer Vergangenheitslasten“ hat das Hermann Lübbe genannt. Und viele der Täter, der Mittäter, Mitläufer schrieben oder schwiegen sich ihre Vergangenheit schön. Und Gott sei Dank kann man heute mit der Diskussion über den Fall Nolde noch einmal Müller zitieren, „redet niemand mehr von der Notwendigkeit, endlich einen Schlussstrich zu ziehen.“ Es sei denn, man heißt Gauland, ist AfD-Chef, und möchte das Kapital der Nazi-Barbarei und Morderei auf einen „Vogelschiss“ zusammenstreichen.

 

Bildquelle: Wikipedia, Bundesarchiv, B 145 Bild-F062676-0006 / Wegmann, Ludwig / CC-BY-SA 3.0

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Tags: Emil NoldeKunst und NationalsozialismusNationalsozialismusOpportunismusSZVergangenheitsbewältigung
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