Schaut man sich auf Twitter, Facebook oder Instagram die Beiträge der letzten Tage unter dem Hashtag #wirsindmehr an, fliegen einem Worte wie „Solidarität“, „Menschlichkeit“, „Gegen rechte Hetze“ oder „Kampf gegen Rassismus“ nur so entgegen. Tausende haben auf Facebook für das Konzert am heutigen Montag in Chemnitz zugesagt, bei dem unter anderem Die Toten Hosen, Kraftklub und Feine Sahne Fischfilet spielen werden. Selbst die – sonst so unpolitische, kleine Schwester von Facebook – Instagram, ist voll von Solidaritätsbekundungen, Erfahrungsberichten und Mobilisierungs-Posts. Chemnitz ist ein „Gänsehautmoment“ in der deutschen Geschichte geworden und berührt die Massen. Bewegen – also auf die Straße bringen – tut es sie jedoch, unabhängig von Gratiskonzerten, noch nicht. Was als Moment der Politisierung leuchtend den Weg (zur nächsten Demo) weisen sollte, verbleibt bisher nur eine weitere leere Versprechung im digitalen Niemandsland. Zur gestrigen
Demo in Köln, organisiert im Rahmen der Bewegung Seebrücke, kamen schätzungsweise 2.500 Menschen, im Juli waren es bei ähnlichem Anlass noch 6.000. Bei der heutigen Demonstration in Duisburg rechnet die Polizei mit 700 TeilnehmerInnen – 300 davon von Pegida. So richtig viel mehr sind WIR also nicht. Auch auf Facebook wurde der kritische Beitrag zu #wirsindmehr eines Jugendarbeiters aus dem sächsischen Döbeln hundertfach geteilt. Darin prangert er vor allem an, dass sich immer noch zu wenige in Sachsen wirklich gegen Rechts engagieren.
Die Politikverdrossenheit in Deutschland wird zum Problem. Wenn nicht einmal eine auf „Ausländer-Jagd“ gehende und Hitlergruß zeigende, rechte Truppe in Chemnitz die Massen dagegen aktiviert, wann dann? Wer rastet, der rostet. Oder wie Sascha Lobo es so schön formuliert hat: Der Gesellschaft ist gerade nicht so nach Zäsur.
Bildrechte Titelbild: Anna Pöhls, BdR
Die Behauptung „Wir sind mehr“ ist als Argument in der politischen Auseinandersetzung untauglich. Nicht die Masse macht es, ob eine bestimmte Haltung richtig oder falsch ist.
Ich halte es für falsch, dass die Tötung eines Menschen auf diese Weise instrumentalisiert wird, was da gerade läuft – von rechts UND von links. Mehr stille Trauer wären angemessen gewesen, wie sie – als einzige der Regierung – Frau Giffey gezeigt hat.
Die Regierung hat es dank euch, die nach eigenen Angaben „mehr“ sind, geschafft dass keine Debatte darüber entsteht dass unser Rechtsstaat offensichtlich wieder versagt hat weil Schwerstverbrecher nicht abgeschoben werden. Unsere Gesetze werden ignoriert. Und auf unseren Gräbern werden Konzerte gefeiert. Wieder ein Punkt für die Regierung und ein Minuspunkt für die Demokratie. Ihr seid wirklich Merkels letztes Aufgebot, die unsere Demokratie Stück für Stück abgebaut hat und es nur noch um Machterhaltung geht. Und wir alle müssen darunter leiden. Sachsen habt ihr alle verunglimpft und Deutschland einen schweren Schaden zugefügt, und den Bürgern in Sachsen nicht einmal zugehört, aber ihr seid natürlich keine Hetzer. Das sind ja plötzlich die, die Merkel nicht mehr wollen.