Corona wütet weiterhin weltweit – auch in der Türkei. Doch in einigen der beliebtesten Urlaubsregionen kämpfen die Hotels und Restaurants mit größten Anstrengungen gegen das Covid-19-Virus. Der türkische Minister für Kultur und Tourismus, Mehmet Nuri Ersoy, selbst einer der erfahrensten Tourismusexperten, hat für die Küstenregionen an der Mittelmeer-Riviera der Türkei strengste Antipandemie-Maßnahmen durchgesetzt. Wer dort seinen Urlaub in diesem Sommer genießen will, muss sich an die AHA-Regeln halten: Abstand halten – Hygiene achten – Alltagsmasken tragen, wenn es eng wird.
Safe Tourism mit Zertifikat
Bereits bei der Ankunft auf dem Flughafen in Antalya wird mit einer Wärmebildkamera bei jedem Touristen die Körpertemperatur gemessen und darauf geachtet, dass er mit einer Maske einreist. Auch in das Hotel wird er nur nach einer weiteren Temperaturmessung und mit einer Atemmaske hereingelassen. In der Empfangshalle und auf den Fluren, in den Restaurants und am Badestrand wird darauf geachtet, dass der Abstand der Gäste groß genug ist und konsequent eingehalten wird. Im Vergleich zu Mallorca, aber auch zu den Ferienorten an der deutschen Nord- und Ostseeküste ist das alles mehr als vorbildlich.
Die Hinweise an die Touristen sind durchweg freundlich und höflich, zugleich jedoch sehr bestimmt und eindringlich. Die perfekte Organisation ist geradezu vorbildlich, zumal in den Hotels den Gästen neue Masken und reichlich Desinfektionsmittel überreicht werden.
Während für große Teile der Türkei nach wie vor die Reisewarnung der deutschen Bundesregierung besteht, ist diese Anfang August für die 4 Küstenregionen Antalya, Aydin, Izmir und Mugla aufgehoben worden. Jedoch muss jeder Reisende 48 Stunden vor dem Rückflug nach Deutschland einen Corona-Test machen. Auch dieser ist von den Hotelbetreibern perfekt organisiert und wird in nur wenigen Minuten in einem speziellen Raum der Hotelanlage von Medizinern fachmännisch in Kooperation mit einem Labor durchgeführt. Einen Tag später erhält der Urlauber das Testergebnis – pünktlich für seine Rückreise. Oder, wenn der Test positiv ausfallen sollte, muss der Tourist in der Türkei in die Quarantäne und ärztliche Behandlung.
Minister Ersoy hat hier wirklich hervorragende Arbeit geleistet – geradezu beispielhaft für viele andere Ferien-Regionen, zugleich von größter Bedeutung für den Türkei-Tourismus. Denn dieser ist einer der wichtigen Wirtschaftszweige des Landes. In den letzten Jahren kamen allein zwischen 5 und 6 Millionen Touristen aus Deutschland in die Türkei, 2,5 Millionen aus Großbritannien, über 1 Million aus den Niederlanden und sogar 7 Millionen aus Russland. Rund 12 bis 15 % des Bruttoinlandsproduktes entfielen auf den Tourismus mit seinen vielen hunderttausend Arbeitsplätzen.
Der Tourismus ist einer der wichtigsten Devisenbringer für die Türkei, um das wachsende Leistungsbilanzdefizit auszugleichen. Denn das Land muss viel Geld für seine Importe von Öl und Gas in harter Währung bezahlen. In der letzten Zeit klafft eine große Lücke in der außenwirtschaftlichen Bilanz – ein Grund für die hohe Inflation von über 10 %. Gegenüber dem Euro ist der Wert der Lira um über 30 % gesunken.
Für Touristen ist das immerhin ein Vorteil, denn der Urlaub ist bei einem Wechselkurs von rund 8 Lira für 1 Euro so günstig wie nie zuvor.
2020 kam bislang ein tiefer Einbruch, von dem Hotels, Fluglinien, Flughäfen und zahlreiche andere Bereiche wirtschaftlich hart getroffen wurden. Die Sommersaison ist weitgehend gelaufen, obwohl die Sonne noch lange auf die Feriengebiete scheinen wird und die Saison bis in den September hinein laufen kann. Dennoch ist in diesem Jahr schätzungsweise gerade einmal mit 2 bis 3 Millionen Touristen aus Deutschland zu rechnen.
Auf den Spuren der Antike
Für viele Urlauber mag es zudem reizvoll sein, auch im Herbst und Winter an die türkischen Küsten zu reisen. Denn die Hotels bieten ihren Gästen viele Möglichkeiten, um Sport zu betreiben; insbesondere passionierten Golfspielern stehen zahlreiche 18 Loch-Anlagen zur Verfügung und Anfänger werden die besten Trainer finden. Fitness- und Gesundheitsurlaub ist hier exzellent zu machen.
In der Region rund um die Hotels gibt es viel zu entdecken, insbesondere für geschichtsinteressierte Touristen -etwa die antike Stadt Myra in Lykien, die als Wallfahrtsort des Heiligen Nikolaus eine große Attraktion ist, oder auch die historische Stadt Patara, wo schon der Apostel Paulus im Verlauf seiner Missionsreise Mitte des 1. Jahrhunderts verweilte; zudem war Patara bereits in der Antike für sein Orakel sowie für den korinthischen Tempel, den Mettius-Modestus-Bogen und die Tempelgräber berühmt. Vor der Kulisse der antiken Stadt präsentierte der Minister Ersoy gerade jüngst ein Konzert, das einer Show der modernen Türkei glich und dafür viel Beifall seitens des jugendlichen Publikums erhielt.
Noch mehr Beifall wird er im Land bekommen, wenn sein Zertifizierungsprogramm „Sicherer Tourismus“ den zahlreichen Ferienhotels, der Gastronomie und den vielen Attraktionen – historischen Stätten und biblischen Orten – wieder mehr Touristen in die Türkei lockt, um das in früheren Jahren erzielte Niveau zu erreichen.
Chancen nicht nur im Sommer
Der Weg aus dem Corona-Jahr 2020 ist steil und außerordentlich schwierig. Doch hat die Türkei als Urlaubsland gute Chancen, im Wettbewerb mit anderen Ländern wie zum Beispiel mit Spanien, Italien, Kroatien usw. wieder Boden gut zu machen, denn dank des guten Klimas, der Top-Hotels, der ausgeprägten Gastfreundschaft und der günstigen Flugverbindungen lassen sich erholsame Ferien hier auch im Herbst, Winter und Frühling bestens machen – insbesondere für jene, denen die sommerliche Hitze mit Temperaturen von über 40 Grad zu groß ist. So könnten auch Fußballvereine und andere Sportclubs während ihrer Winterpause ihr Trainingsquartier in diesen türkischen Gefilden aufschlagen. Denn in den Hotelanlagen sind Fußballplätze und Golfparadiese ebenso wie Mediziner und Physiotherapeuten vorhanden.
Um den Aufstieg aus dem Tief zu schaffen, ist es unbedingt erforderlich, das Vertrauen in die Türkei wieder deutlich zu verbessern. Denn auf die Psychologie entfallen auch hier etwa 50 %. Und die Vorurteile sind nicht nur hierzulande gewachsen; sie abzubauen ist schwieriger als das „Zertrümmern eines Atoms“ (Albert Einstein). Deshalb hat Minister Ersoy bereits Mitte 2019 die Agentur für Tourismusförderung und -entwicklung der Türkei (TGA) gegründet. Sie soll den Tourismus weltweit fördern und vermarkten, die Türkei als Reiseziel profilieren und günstige Rahmenbedingungen für Investitionen in den Tourismussektor – insbesondere auch in die Urlaubsstädte – zu schaffen. Das wird eine Herkulesaufgabe sein, die – sollte sie gelingen – den Marmara-, Mittelmeer-, Ägäischen- und Schwarzmeer-Regionen riesige Zukunftschancen eröffnen und der Türkei gewaltige Deviseneinnahmen bringen würde.
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