Ein einziges Wort genügte. Harmlos, neutral – und doch entzündete es ein Feuerwerk der Empörung im ganzen Land. Merz sprach von Rückführungen, von den sichtbaren Folgen der Migrationspolitik, und sogleich brach der Sturm los. Opposition, Feministinnen, sogar Koalitionspartner, Prominente auf den Talkshow-Couches – alle griffen an, verdrehten jede Nuance, interpretierten jedes Wort als Angriff.
Die eigentlichen Subjekte der Wut fehlten. Abwesend, still, nicht befragt – und doch waren sie der Maßstab für das Drama, das andere in ihrem Namen inszenierten. Banner, Rufe, moralische Gewissheit – eine Aufführung, losgelöst von Konsequenzen, Leidenschaft ohne Anker.
Merz machte keine Gesten. Keine Schuldzuweisungen. Er sagte schlicht: „Die Stadt muss repariert werden.“ Und genau das reichte, um Empörung zu entfachen. Ein Wort, eine Wahrheit – und eine Nation gerät aus den Fugen.
Zur Autorin: Irine Fonseka wurde auf den Seychellen geboren und pendelt heute zwischen Düsseldorf und Victoria. Sie hat Geschichte, Politik und Journalismus studiert, ist vereidigte Übersetzerin und arbeitet freiberuflich für die seychellische Medienlandschaft sowie für das Pressehaus des Präsidenten.













