Masada

Zwei-Staaten-Lösung – Raus aus den Festungen

Masada – der Kampf der Juden gegen Rom“ heißt eine Publikation der amerikanischen Archäologin Jodi Magness aus Chapel Hill, die in diesem Jahr auf Deutsch erschienen ist. (wbg Theiss, 384 Seiten – Euro 36) Jahr für Jahr lassen sich Abertausende auf den 400 Meter über dem Wasserspiegel des Toten Meeres und 50 Kilometer von Jerusalem entfernt liegenden Berg transportieren beziehungsweise erklettern ihn. Er ist im Bewusstsein vieler Symbol des Widerstandes des jüdischen Volkes über die Jahrtausende hinweg. Die Überlebenden der knapp 1000 jüdischen Kämpfer und deren Familien sollen sich dort in einer Art Apotheose des jüdisch-römischen Krieges 73 nach unserer Zeitrechnung selber das Leben genommen haben; was übrigens umstritten ist, wie Magness schreibt, denn die Ausgrabungen auf Masada belegten einen Massensuizid nicht.  

Magness erläutert eingehend die geografischen, die sozialen und religiösen Bedingungen, die zum Krieg mit Rom geführt haben. Den Krieg  führten beiden Seiten mit großer Brutalität: Die einen verteidigten – wir würden heute sagen – ihre Heimat und ihre – wiederum ein modernes Wort –Religions- Identität mit allen Mitteln; die anderen, die Eroberer der Welt, wollten Heimat und Religion der Juden ausrotten – ganz im Gegensatz zum „liberalen“ Umgang der  in Rom Herrschenden mit anderen Göttern als denen, die den römischen Götterhimmel bevölkerten. Nachdem die Legionen des Titus Flavius  Vespasianus Jerusalem zerstört hatten, der Tempel des Herodes in Flammen aufgegangen war, viele Tausende in Jerusalem zuvor verhungert waren und schließlich auch Masada erobert worden war, gab es kein Judäa mehr. Judäa und die Juden sollten aus dem Bewusstsein der Lebenden und der Späteren gelöscht werden. Aus Judäa wurde Syria Palestina und später unter arabischen Herrschern Urdunn. Auch Palästina war weg,  Erst die Zionisten ließen Palästina Endes des 19. Jahrhunderts wieder aufleben.

Was aus dem Land werden soll, hat Amos Oz in einem kleinen Bändchen gesagt, das vor wenigen Tagen erschienen ist (Amos Oz: Die letzte Lektion, Suhrkamp 2020, 57 Seiten – Euro 10).  Das ist die gedruckte letzte Rede von Oz, der Ende 2018 gestorben ist.

Die meisten unter uns haben Oz nie persönlich kennen gelernt. Viele haben ihn und seine unverbrüchliche Friedenssehnsucht wie einen entfernten Bruder/Schwester gesehen: ein Licht in der Finsternis. Er hat uns imponiert und dann gefehlt.

In seiner letzten öffentlichen Rede plädiert er schon verzweifelnd für eine zwei-Staaten-Lösung im Land Palästina. Ohne „dicken Knüppel“, wie er schreibt, haben die Juden im Land keine Chance. Einen Staat mit der Gefahr, dass die Juden in die Minderheit geraten, lehnt er ebenso ab wie den Verzicht auf die Waffe. Einen einzigen Staat für Juden und Araber hält er für unmöglich: „Ich glaube, tief in ihren Herzen wissen die meisten Israelis, dass man diese Operation, die zu zwei Staaten führt, vollziehen muss.“ Man müsse die Menschen führen. Aber nicht wieder auf Masada hinauf, sondern aus den Festungen hinunter.  

Bildquelle: Pixabay, Bild von Buenas Dicas buenasdicas, Pixabay License

 


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Redakteur 1972 und bis 89 in wechselnden Redakteursaufgaben. 90 bis 99 wiss. Mitarbeiter der SPD-Bundestagsfraktion, Büroleiter Dreßler, 2000 Sprecher Bundesarbeitsministerium, dann des Bundesgesundheitsministeriums, stellv. Regierungssprecher; heute: Publizist, Krimiautor, Lese-Pate.


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