Schwarz-Rot-Gold, das sind die Farben der Bundesrepublik, diese Trikolore kennzeichnet Flaggen, die auf offiziellen Gebäuden und bei bestimmten Anlässen gehisst werden. Schwarz-rot-goldene Wimpel hatten immer schon Bundestagsabgeordnete auf ihren Schreibtischen stehen. Schwarz-rot-gold leuchtete das Farbenmeer während des Fußball-Sommermärchens 2006 als Ausdruck der Freude und Begeisterung von Millionen Deutschen über dieses internationale Fest des Friedens. Schwarz-rot-gold wurde einst vom Ausschuss der Länder in der Nationalversammlung von Weimar am 18. Februar 1919 festgelegt als deutsche Nationalfarben. Heute vor 100 Jahren.
Zu Schwarz-Rot-Gold gehört zwingend das Hambacher Schloss, das man schon von weitem sieht, wenn man mit dem Auto Richtung Neustadt durch die Pfalz fährt. Es liegt auf einer Bergkuppe. Bei gutem Wetter leuchtet das vor Jahren renovierte Schloss, das man gern und mit einigem Recht die Wiege der deutschen Demokratie nennt. Die schwarz-rot-goldene Fahne flattert im Wind über der einstigen Burg. In den hübsch hergerichteten Gemäuern findet der interessierte Beobachter eine feine, kleine Ausstellung zur deutschen Geschichte, festgemacht am Hambacher Fest, über das noch zu reden sein wird. Die Farben Schwarz-Rot-Gold stehen für Meinungs- und Pressefreiheit, für Einheit, Gleichheit der Geschlechter, für Toleranz und Demokratie in Deutschland und in Europa. So ist es zu lesen auf einem Faltblatt der „Stiftung Hambacher Schloss“.
Es gehört zur deutschen Geschichte, dass Schwarz-Rot-Gold auch die Farben-Kombination der Frankfurter Paulskirche im Jahre 1848 war. Und es gehört zur deutschen Geschichte, dass die Nazis die Farben Schwarz-Rot-Senf als „Mostrich-Fahne“ verhöhnten und sie verboten. Sie ersetzten sie per Gesetz 1935 durch die braune Hakenkreuz-Fahne, braun wie das Braun der SA-Uniformen, Symbol für Deutschlands Absturz in die Barbarei. Die Alliierten hoben dieses Gesetz als eine ihrer ersten Maßnahmen nach dem Krieg wieder auf. Schwarz-Rot-Gold wurde wieder zur deutschen Nationalflagge, ein entsprechendes Flaggengesetz wurde aber erst 1952 vom Bundestag in Bonn beschlossen.
30000 beim Hambacher Fest 1832
Zum Hambacher Fest: Am 27. Mai 1832 versammelten sich rund 30000 Menschen aus Deutschland, Frankreich und Polen und feierten das sogenannte Hambacher Fest. Für die Teilnehmer ein riskantes Unternehmen, denn die herrschenden Fürsten kannten keine Gnade, wenn es darum ging, die Freiheit der Meinung, der Presse und der Versammlung zu unterdrücken. Und gerade dafür stritten und redeten die versammelten Deutschen, Franzosen und Polen, sie muckten auf gegen Monarchie und Diktatur. Sie forderten Meinungs- und Presse-Freiheit, ja die Einführung der Demokratie in Europa. Im Grunde war es eine Revolte. Mit dem Ruf „Hinauf, hinauf zum Schloss“ hatten sie sich getroffen, um zum Sturm auf die Burg zu blasen. Man stelle sich das vor in jener Zeit. Da gab es kaum Gasthöfe, die Demonstranten mussten irgendwo untergebracht und verköstigt werden. Es dauerte noch Jahre, ehe ihre wichtigsten Forderungen Realität wurden.
Dass die Farben Schwarz-Rot-Gold heute gelegentlich missbraucht werden von den Rechtspopulisten der AfD, müssen wir wohl in Kauf nehmen. Diese Rechtsaußen kennen keine Scham. Sie wollen sich ja lustig machen über das System, das sie abschaffen wollen. Sie verhöhnen wie einst die Nazis diese demokratischen Symbole, zu denen die Farben Schwarz-Rot-Gold gehören. Deshalb will die AfD ihre Tagungen auch in den Räumen des Hambacher Schlosses abhalten. Und wenn staatliche Stellen das nicht genehmigen, kann sie wieder in ihre Märtyrerrolle schlüpfen.
Würde des Menschen ist unantastbar
Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung, empört sich zu Recht darüber, wie sich Pegidisten, Nationalisten und Rassisten mit den Farben Schwarz-Rot-Gold schmücken, als wären es die ihren, als hätten sie sie erfunden. Die AfD wickele sich in Schwarz-Rot-Gold, „um sich auf diese Weise zu nobilitieren“. Prantl nennt es den „Versuch einer feindlichen Übernahme“. Man tarne sich mit den Farben, die für das Gegenteil dessen stehen, was diese Rechtsaußen wollen. Eine „Perversität des neuen Rechtsextremismus“, der sich dann beruft auf den Widerstandsartikel des Grundgesetzes, um gegen Flüchtlinge zu hetzen und zum Bruch mit unserem Rechtsstaat aufzufordern. Widerlich ist das, aber so wollen es die Gaulands und Weidels und Höckes. Dabei passen vom Geist der Geschichte her die Farben Schwarz-Rot-Gold gar nicht zu ihnen. Gauland trägt doch ohnehin lieber das leicht bräunliche Jacket.
Schwarz-Rot-Gold, das ist ein Stück guter deutscher Geschichte. Die Farben stehen für Toleranz, Meinungsfreiheit, für Vielfalt und Offenheit, für Demokratie, die Menschenwürde, wie die Mütter und Väter des Grundgesetzes es in Artikel 1 festgeschrieben haben. Ich erinnere mich gut an die ersten Worte, die der damals frisch gewählte Bundespräsident Johannes Rau 1999 sagte und das Grundgesetz zitierte: Die Würde des Menschen ist unantastbar, nicht nur die Würde der Deutschen, sondern auch aller anderen in unserem Land lebenden Menschen. 100 Jahre Schwarz-Rot-Gold mahnen dazu, den Rechtsaußen nicht das Feld zu überlassen, damit sie damit Schindluder treiben, wie Prantl das nennt in der SZ. Es ist unser Land, unsere Demokratie. Es wäre eine „seltsame Fahnenflucht“(Prantl) , überließen wir jenen Feinden der Demokratie unsere Heimat und die erwähnten Farben, in denen unsere Demokratie leuchtet..
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