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Home Politik

Gastbeitrag von Norbert Römer: Deutschland liegt im Fieber

Redaktion Von Redaktion
4. März 2019
Fieberthermometer

Ich bin in das faktisch schon geteilte Deutschland hineingeboren worden. Dennoch bekenne ich freimütig: Ich freue mich über die deutsche Einheit – immer noch! Ich habe sie immer gewollt und gewünscht. Und ich habe deshalb als junger Mann für die Ostpolitik von Willy Brandt geworben, gestritten und gewahlkämpft. Wir Jungsozialisten waren in dieser elementaren politischen Frage damals eins mit unserer Partei und der Parteiführung. Und wir haben beharrlich gegen einen tief verwurzelten gesellschaftlichen Mainstream um politische Mehrheiten gekämpft, denn die sozialdemokratische Ostpolitik war lange Zeit knallharten politischen und publizistischen Anfeindungen ausgesetzt. CDU und CSU wissen viele Strophen dieses Liedes zu singen. Auf der langen Strecke waren wir aber erfolgreich, denn der Fall von Mauer und Stacheldraht, die deutsche Einheit und das Ende des Ost-West-Konflikts sind ohne die sozialdemokratische Ostpolitik und die darauf aufbauenden Grundlagen für Frieden, Sicherheit, Entspannung und Zusammenarbeit in Europa nicht denkbar. Grund genug für Freude und Dankbarkeit in ganz Deutschland. Eigentlich.

Heute aber – dreißig Jahre nach der sogenannten friedlichen Revolution und der danach wieder gewonnenen deutschen Einheit – hält sich die Freude über Einigkeit und Recht und Freiheit deutschlandweit in Grenzen. Heute muss ich schlicht und einfach feststellen: Deutschland liegt im Fieber!

Unser Land ist unruhig, weil die Unruhe unter den Leuten zugenommen hat. Ja, über die Menschen ist viel hineingebrochen. Für manche erscheint es sogar zu viel, was sich in dieser Zeit an Veränderungen vollzogen hat. Hoffnungslosigkeit ist gewachsen, Legenden wurden gebildet oder bilden sich immer noch, neue Feindbilder sind entstanden. Das ist der Boden, auf dem gesellschaftliche Krankheiten gedeihen, auf dem politisches Abenteurertum sprießt.

Es gehört inzwischen zur schmerzhaften Einsicht von immer mehr Menschen in Ostdeutschland, dass der Fall von Mauer und Stacheldraht eben nicht gleichbedeutend mit dem Übergang ins Schlaraffenland war. Dass ihnen blühende Landschaften versprochen worden waren, obwohl sie ganze Regionen als wirtschaftlich, sozial und kulturell abgehängt erleben, das macht viele wütend. Dass sie diese Versprechen trotz unüberhörbarer Warnungen gern gehört und auch geglaubt haben, daran möchte heute kaum jemand erinnert werden.

Frust wird abgeladen, wo gerade Platz ist. Gebrochene Versprechen sind nun einmal der Stoff, aus dem Enttäuschung kommt. Immer mehr wird klar: So haben sich viele das einheitliche Deutschland nicht vorgestellt.

Dass im vereinten Deutschland nichts mehr ist, wie es mehr als 40 Jahre in der gelebten Gewohnheit einer anscheinend unüberwindlichen Teilung war, muss selbst dreißig Jahre nach der Überwindung der Trennung immer noch mühsam gelernt werden. Diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs ließ sich der Traum von der Wiedervereinigung bequem träumen: Wer glaubte schon daran, dass er wahr werden würde?!

Selbst nach drei Jahrzehnten stellt sich heraus, dass die Langzeitfolgen der Zweistaatlichkeit nur nach und nach bewusst werden und dass erst langsam die Gewissheit wächst: Die Gestaltung der deutschen Einheit ist Aufgabe nicht nur einer Generation. Aber gleichzeitig gilt auch: Die Chancen, selbst so viel wie möglich zur wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und damit zur politischen Entwicklung in Deutschland beizutragen, waren noch nie so groß wie heute. Das ist die Chance der Jungen. Also ist Einmischen mehr denn je vonnöten. Einmischen, nicht abkapseln. Das muss vor allem in unseren östlichen Bundesländern vor den Landtagswahlen gelten. Es reicht jedenfalls nicht, zu beklagen, dass es westdeutsche Bevormundung oder gar Dominanz in Wirtschaft und Gesellschaft geben würde. Das trägt eher zur weiteren Spaltung bei, keinesfalls fördert es die deutsche Einheit. Und ohne eine gehörige Portion Selbstbewusstsein wird es nicht besser werden.

Besonders das hemmungslose Auftreten von demokratiefeindlichen und rechtsextremen Gesinnungen im Schafspelz einer Partei wie der AFD mit einem gewachsenen Resonanzboden in der Bevölkerung zeigt: Die demokratische Lebensaufgabe, durch eigenes Tun mitzuhelfen, Land und Leute in der politischen Balance zu halten, muss im Osten neu und im Westen wieder gelernt werden. Insofern sind die Gewalttaten von Deutschen an Menschen anderer Herkunft, anderen Aussehens, anderer Sprache, auch anderer Hautfarbe ein ständiger Appell an den inneren Schweinehund in uns, über Protest und Lichterketten hinaus bemüht zu bleiben, an der demokratischen Stabilisierung mitzuarbeiten –  in der gesamten Gesellschaft.

Freiheit gibt es nun mal nicht zum Nulltarif und Frieden muss immer wieder neu gestiftet werden, im Innern wie nach außen. Dafür weiter um Einsicht bei vielen zu werben und so manche und manchen zum Mitmachen anzuhalten und zu gewinnen, bleibt für uns unverzichtbar. Unsere Gesellschaft lebt davon.

Zu meiner bittersüßen Lebenserfahrung gehört: Nicht die großen Visionen von einer fernen schönen Zukunft haben für einen festen Boden gesorgt, auf dem Freiheit und Demokratie aufgebaut werden konnten, sondern der tagtägliche beharrliche Einsatz der Vielen an vielen Stellen zur schrittweisen Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen hat das Vertrauen der Menschen in die zweite deutsche Republik gestärkt. Das darf nicht aufs Spiel gesetzt werden.

Bildquelle: Pixabay, wynpnt, Pixabay License

Zur Person: Norbert Römer ist ein deutscher Politiker und Journalist. Er ist seit 2005 Abgeordneter im Landtag von Nordrhein-Westfalen und war von 2010 bis 2018 Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion.

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Tags: DemokratieDemokratiefeindlichkeitDeutsche EinheitDeutschlandLangzeitfolgen der ZweistaatlichkeitÜberwindung der TeilungUrsachen des RechtspopulismusUrsachen des RechtsradikalismusWiedervereinigung
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