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Home Politik

Deutsche Bank mit desolater Führung – Mehr Prozesse als Erfolge –

Friedhelm Ost Von Friedhelm Ost
20. Mai 2015
Hermann-Josef Abs

Hermann Josef Abs mit seinen Sprechernachfolgern Karl Klasen (l.) und Franz Heinrich Ulrich (r.) am 12. April 1967

Hermann-Josef Abs rotiert wahrscheinlich im Grabe – ebenso wie seine Nachfolger wie Franz-Heinrich Ulrich, Friedrich W. Christians, Wilfried Guth und Alfred Herrhausen. Sie hatten die Deutsche Bank zur Nummer 1 in Deutschland gemacht. Sie galten etwas in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Als wirklich feine Bankiers führten sie das Kreditinstitut zu großen Erfolgen und vermieden jeden Kratzer am Firmenschild. Ihre Nachfolger sprangen auf das anglo-amerikanische Modell und profilierten sich als Banker mit völlig neuen Geschäftssparten. In Werbe-Slogans ließen sie „Leistung aus Leidenschaft“ verkünden, doch auf den höheren Bank-Etagen herrschte zu einem guten Teil immer mehr leidenschaftliche Gier.

Joe Ackermann, der vor Gericht mit dem „Victory-Fingerzeigen“ auffiel, und eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent als Ziel verkündete, und sein Co-Pilot Rolf-Ernst Breuer, der durch das Kirch-Verfahren zweifelhafte Berühmtheit errang, sorgten für die ersten dicken Schrammen auf dem zuvor so blitzblank polierten Firmenschild. Ihre Altlasten beschäftigen bis heute Gerichte und sind eine finanzielle Bürde in Milliarden-Höhen.

Auch ihre Nachfolger Anshu Jain und Jürgen Fitschen, die als Doppelspitze die Deutsche Bank mit dem von ihnen verkündeten „Kulturwandel“ auf erfolgreiche Pfade führen wollten, haben seit 2012 sehr wenig geliefert. Der Börsenkurs der Bank dümpelt um die 30 Euro dahin, während der DAX insgesamt in der Ära Jain/Fitschen um fast 90 Prozent stieg. Derzeit sind diese beiden Vorstandsleute intensiv mit Prozessen vor Gericht beschäftigt und weniger mit einer zukunftsträchtigen Strategie für das Kreditinstitut.

Banker agieren eher als Bangster

Nicht wenige Zeitgenossen haben inzwischen den Eindruck, dass solche Banker eher als „Bankster“ agieren. Rund 2,3 Milliarde Euro mussten Anfang diesen Jahres für die Lösung des Libor-Skandals, bei dem die Deutsche Bank kräftig mitmischte, als Strafe bezahlt werden. Weitere „Rechtskosten“ wurden für andere Skandale, Rechtsbrüche, Prozesse u. ä. fällig, einige Strafen könnten in der Zukunft die Bank noch weiter belasten.

Der Fisch beginnt vom Kopf her zu stinken, so lautet eine weise Erkenntnis. Nur mögen die Oberen bei der Deutschen Bank dies noch nicht wahrhaben. Wo auch immer gravierende Verfehlungen offenbar wurden, versuchten die Männer an der Spitze des Instituts ganz entrüstet ihre Hände in Unschuld zu waschen. Die Verantwortung für die rechtswidrigen Aktionen wurde nach unten weitergeschoben. Ohnehin müssen die Beschäftigten zum Beispiel in den Filialen der Deutschen Bank eine enorme Leidensfähigkeit beweisen. Sie werden wegen der Fehler ihrer Vorstände vom Kunden angemacht und beschimpft, sie müssen alles erklären, vieles abwiegeln und schlucken. Von oben werden diese Angestellten mit immer strengeren Compliance-Regeln und Vorschriften gegängelt, mit Regulierungen also, die von den Topverdienern in den Vorstandsetagen kaum beachtet werden. Zudem hängt das Damoklesschwert des Jobverlustes tief über den Köpfen der Leute in den Filialen.

Von Aufsicht ist wenig zu spüren

Nach dem Desaster mit der Bank 24, das wohl auch rund zwei Milliarden Euro gekostet hat, kaufte der Vorstand der Deutschen Bank die Postbank, die nun wieder verkauft wird. Von einer zukunftsorientierten Strategie kann da wohl keine Rede sein. Zudem wird weiter gejätet: Fast jede dritte Filiale der Bank soll geschlossen werden, um so Kosten zu senken. Gut qualifizierte Mitarbeiter bleiben auf der Strecke. Der Service für die Kunden wird so gewiss nicht besser. Jain und Fitschen verfolgen mit dieser Strategie einen geradezu grotesken Kulturwandel und eine kaum zu begreifende Strategie. Der einst so hoch gelobte Vorsitzende des Aufsichtsrates, Paul Achleitner, übt sich in fast nicht zu begreifender Zurückhaltung. Von Aufsicht ist da wenig zu spüren, von gutem Rat leider auch nichts.

Und das, obwohl jetzt der wichtigste Mann im Vorstand, Rainer Neske, der für das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank die Verantwortung trägt, nun das Handtuch werfen will. Neske war bislang der einzige, der gegen die Ausuferung des Investmentbankings und damit gegen Jain wie Fitschen Front gemacht hat, der für die Rückbesinnung auf die Qualitäten einer großen Universalbank plädierte und somit gute Leistungen im Dienste von Privatkunden und Unternehmern anmahnte. Außerdem war er ein für die CEO’s unbequemer Mahner, der darauf pochte, die Skandale der letzten Jahre zügig zu bewältigen und dabei auch personelle Konsequenzen bis in die höchste Etage zu ziehen.

Wenn auch die Aktionäre bei der Hauptversammlung den Spitzen-Matadoren Fitschen und Jain sowie Achleitner die Entlastung erteilen, was angesichts der Struktur der Anteilseigner nicht verwundern mag, einen echten Neuanfang für die Deutsche Bank kann es nur geben, wenn die Führungsmannschaft ausgetauscht wird. Auch hier ist ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende, zumal Deutschland und seine Wirtschaft eine international starke Bank brauchen und die Kunden wirklich Leistungen aus Leidenschaft erfahren wollen. Kreditwürdigkeit heißt Glaubwürdigkeit; daran fehlt es der Führung der Deutschen Bank. Neues Vertrauen als wichtigstes Kapital muss neu erworben werden – von neuen Leuten an der Spitze.

 

Bildquelle: Wikipedia, Deutsche Bank AG, Kultur und Gesellschaft Historisches Institut, Frankfurt, CC BY-SA 3.0

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Tags: Anshu JainBankenaufsichtDeutsche BankEthikInvestmentbankingJürgen Fitschen
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