Alice Weidel, Kanzlerkandidatin der AfD für die Bundestagswahl 2025, lässt im Moment keine Einladung aus, wenn sich eine Fernsehkamera im Raum befindet. So konnte man sie in den letzten Tagen mehrfach in Aktion sehen. Sie mag allerdings nicht mit Fakten bezüglich ihres Parteiprogramms oder Aussagen von Parteifreunden konfrontiert werden.Selbst zu eigenen Zitaten will sie nichts mehr sagen, wenn ihr das nicht in den Kram passt. Ihr Repertoire, damit umzugehen ist nicht sonderlich variantenreich. Meist gleitet sie in,s Grundsätzliche ab, um nicht konkret werden zu müssen, oder sie behauptet einfach, dass der Fragesteller etwas nicht richtig verstanden habe. Erstaunlicherweise lassen ihr die jeweils fragenden Journalisten das durchgehen. Warum das so ist, ist äußerst fraglich.
So auch gestern bei Miosga. Dort durfte Weidel ihren Wahlkampf-Sermon abspulen, ohne wirkliche Konsequenz seitens der Moderation. Es war eher Hildegard Müller, ehemalige Energie- und jetzige Automobillobbyistin, und Springer-Journalist Robin Alexander, die das Weidelsche Politik-Kauderwelsch einordneten. Miosga dagegen sonnte sich eher in „kritischen Fragen“ und dem wiederholten Versuch, irgendeine direkte Verbindung zwischen offenem Rechtsextremismus und der AfD zu finden, Weidel blockt das komplett ab. Einen Moment allerdings konnte sie nicht vermeiden. Sie rollte genervt mit den Augen, als der Holocaust Gedenktag angesprochen wurde.
Als es aber konkreter wurde, um die Zukunft des europäischen Binnenmarkts, der Automobilindustrie und der Energiepolitik, das geplante Aus für den Euro, ging, verdrehte Weidel die Tatsachen komplett und leugnete die Fakten. Sie bestritt sogar die Energiepreisermittlungen des Fraunhofer Instituts, die seien falsch berechnet worden. Das ist ein Muster, welches die Auftritte Weidels begleitet. Sowohl das Europäische Institut für Wirtschaftsforschung in Mannheim als auch das Deutsche Institut für Wirtschaft in Köln bringen angeblich politisch gefärbte Untersuchungen heraus. Beide haben herausgefunden, dass nach den AfD-Programmplänen Geringverdiener schlechter gestellt werden, während Millionäre großzügig entlastet werden. Das Fraunhofer Institut befindet sich also in der Creme de la Creme der deutschen Wissenschaft.
Bei Miosga versteigt sich Weidel , die ja bei jeder Gelegenheit mitteilt, dass sie Ökonomin sei, darin, dass die Anwesenden nicht verstehen würden, warum man aus dem Euro aussteigen sollte, weil das zu komplex sei. Eine rhetorische Finte, Weidel hat keine faktenbasierten Argumente den Blödsinn mit dem Euroaustritt zu begründen, also erklärt sie die Zuhörer für zu blöd, die Zusammenhänge zu erkennen. Hildegard Müller, früher mal im Kanzleramt bei Angela Merkel tätig, stauchte die Wahlschweizerin allerdings ziemlich zusammen, als diese ihr Szenario der niedergeschmetterten Wirtschaft abspulte. Müller machte mit wenigen Worten deutlich, dass es irrwitzig sei, den beschrittenen Weg der Dekarbonisierung zu verlassen, auch in der Automobilindustrie Die Industrie braucht verlässliche Rahmenbedingungen, die in der Mittelfristplanung der Unternehmen berücksichtigt werden können. Da ständig den Kurs zu ändern, sei Gift für die Wirtschaft. Sie machte auch klar, dass die Zukunft des Autos elektrisch ist. Das wollte Weidel ebenso wenig hören, wie die Lacher im Publikum, als sie die Lüge vom abgeholzten Reinhardswald wiederholte. Dass weder der alte Baumbestand gefällt wird, noch dass dort schon Windräder stehen, ficht Weidel nicht an. Sie hält die Lüge aufrecht, sicher, dass ihre Klientel an ihren Lippen hängt. Insofern sind ihre Auftritte genau geplant. Sie will nicht das Publikum überzeugen, sie will ihre Klientel bei Laune halten, die ständig Nachschub benötigt für die Lügenwelt, in der sie sich aufhält.
Frau Müller brachte es gut auf den Punkt, als sie nach einer Aussage meinte, jetzt hätte Weidel ja ihren Social-Media-Clip produziert. Weidel ging nämlich nicht auf die genannten Argumente ein. Am Ende des Tages war auf jeden Fall klar, sie will gar nicht diskutieren, sie sitzt in den Studios und spult ihr Programm ab, mit den Mitteln, die ihr die Basiskurse in Rhetorik zur Verfügung gestellt haben. Sie wirkt dabei weder klug noch schlagfertig, weder gut informiert noch ehrlich. Nur eins wird deutlich: Ihr Hass auf die offene Gesellschaft, die Demokratie und Journalisten.
Titelbild: Eine Hexe im Lügenland, Phantasiebild, AI generiert, keine Ähnlichkeiten mit lebenden Personen beabsichtigt