• Über uns
  • Freund*innenkreis
  • Verein
  • Autor*innen
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Archiviert
  • Contra AfD
Samstag, Dezember 13, 2025
Blog der Republik
Advertising
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Blog der Republik
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Home Kultur Buchbesprechungen

Bewunderung und Entfremdung- Das Verhältnis Schmidt-Brandt „Partner und Rivalen“ heißt der Untertitel des Briefwechsels zwischen den beiden SPD-Größen

Norbert Bicher Von Norbert Bicher
23. November 2015
Helmut Schmidt und Willy Brandt

Es ist ein zeitgeschichtlicher Zufall. Gerade in diesen Tagen der Trauer um Helmut Schmidt, in den Tagen der großen Nachrufe und Würdigungen, ist es ein verlegerisches Geschenk, in dem gerade erst herausgegebenen Briefwechsel zwischen Schmidt und seinem „Partner und Rivalen“ – so der Untertitel des Bandes – Willy Brandt lesen zu dürfen. In mehr als 700 Briefen, die sich die beiden großen Sozialdemokraten zwischen 1958 und 1992 geschrieben haben, lässt  sich der Wandel ihrer Beziehung nachspüren.

Der Briefwechsel rüttelt ein wenig an dem Bild, das in der Öffentlichkeit von beiden vorhanden ist. Der kühle Pragmatiker Schmidt konnte durchaus pathetisch werden, wenn er dem SPD-Vorsitzenden seine Freundschaft versicherte. Während Brandt auch in handschriftlichen Notizen und Wünschen Distanz zu wahren wusste.

Wer schon hätte geahnt, dass Schmidt aus „der relativen Ruhe eines New Yorker Hotelzimmers“ Zeilen wie folgende an Brandt geschrieben hat: „So sehr man als Mann auch über das Jünglingsalter hinaus einer Frau Briefe der Liebe schreiben mag, so sehr zögert man meist – jedenfalls in unserem Jahrhundert – einem Freund seine Freundschaft anders darzutun als durch Handeln oder Unterlassen. Trotzdem, Willy (und ohne Rücksicht auf die Gefahr pathetischer Pose): Dies ist ein Brief der tiefen Freundschaft + zugleich des Respektes.“

Geschrieben im Oktober 1965, wenige Wochen nach der verlorenen Bundestagswahl, bei der Willy Brandt SPD-Kandidat war und überragende 39.3 Prozent erreichte, aber eine weitere schwarz-gelbe Koalition nicht verhindern konnte und daran dachte, sein Amt als Vorsitzender der Partei aufzugeben.

Miteinander, Nebeneinander, Gegeneinander

So gefühlig wie in Schmidts Brief aus diesen Oktobertagen 1965 ging es in der Korrespondenz nur selten zu. In seiner klugen Einleitung macht Herausgeber Meik Woyke drei Phasen in dem Schriftwechsel der beiden aus: „Miteinander, Nebeneinander, Gegeneinander“. Und Schmidt selbst definierte eine Zäsur in seinem Verhältnis zu dem Parteivorsitzenden und Kanzler aus, wenn er schrieb: „Ich bin seit Ende der 50er Jahre bis in das Jahr 1971 innerlich bedingungslos für Dich eingetreten und für alles, was Du politisch entschieden hattest.“

In jener Zeit war es Schmidt, der den Briefwechsel aktiver betrieb, mit Anregungen, Hinweisen, Vorhaben, über die er als Verteidigungsminister (1969 bis 1972) und von da ab als Finanzminister den Bundeskanzler ins Bild setzte. Penibel informierte er über seine Treffen im Ausland,  detailreich erklärte er seine Planungen sachlicher und personeller Art. Unterschrieben an den Kanzler mit „Herzlich Ihr Schmidt“ oder an den Parteivorsitzenden meist mit „stets Dein Helmut“.

Allerdings setzte in dieser Zeit schon ein Räsonieren über Disziplinlosigkeiten in der Partei ein und am Führungsstil des Parteivorsitzenden. So sandte er am 30. Dezember 1970 von Ischia aus nicht nur gute Wünsche zum neuen Jahr, sondern mahnte an:

„Ich verstehe gut, dass Du einige ständige Gesprächspartner in Deiner Nähe brauchst und Dir herangezogen hast. Ich bitte nur herzlich darum, Herbert Wehner und mich nicht auf die Diskussion im Gesamtpräsidium oder Gesamt-Kabinett zu beschränken: denn diese beiden Gremien umfassen neben den Genossen von Substanz offensichtlich auch solche Faktoren, die notorisch gegenüber Leuten aus der Presse und Informationsdiensten bruchstückweise, bisweilen verfälscht sogar – ob mit oder ohne Absicht – Diskussionsbestandteile preisgeben. Dies wäre durchaus zu ertragen- wenn die eigentlichen Führungspersonen einigermaßen einheitlich auftreten. Dazu bedürfen sie des persönlichen Kontaktes.“

Als Brandt gegen Schmidts Rat zurücktrat

Zu solchen Anmerkungen wusste Brandt durchaus auf Distanz zu gehen, ließ er seinen Stellvertreter in der Partei doch im gleichen Jahr wissen: „Dein gutgemeinter, freundschaftlicher Rat, ich sollte deutlicher sagen, wo die Reise lang geht, hilft auch nicht viel weiter. Erstens kann keiner von uns mehr aus seiner Haut – aus seinem Stil – heraus. Zweitens liegt die Lösung der meisten unserer Probleme wirklich in ‚kollektiven‘ Antworten. Im übrigen solltest Du wirklich nicht einen zu strengen Massstab anlegen, wenn andere nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Du tust es auch nicht. Und Du würdest einen Teil Deiner Ausstrahlungskraft aufgeben, wenn Du über Gebühr darauf versuchtest, Dir Fesseln anzulegen.“

Hier schon deutete sich eine Entfremdung an, die noch zunahm, als Brandt gegen den Rat Schmidts 1974 als Kanzler zurücktrat und der Hamburger an seine Stelle trat.

Dennoch, bei allem Hader, blieb bei Schmidt ein Maß an Bewunderung und Unterstützung für Willy Brandt als Parteichef. 1976 schrieb er ihm: „Bitte zähle dabei immer auf mich – als Sozialdemokrat wie als Freund. Du wirst in die deutsche Geschichte eingehen; mein Teil wird – wie ich hoffe: hilfreiche –Episode sein.“

Der Höhepunkt der Entfremdung ließ sich in Briefen der beiden 1982, nach dem Ende der sozialliberalen Koalition ausmachen. Brandt schrieb bitter zu Vorhaltungen, die Schmidt bei Journalisten über ihn gemacht hatte: „In Wirklichkeit musst Du selbst wissen, dass Du ohne mich kaum länger, sondern wohl eher kürzer und vielleicht mit weniger Erfolg im Amt gewesen wärst.“

Sie blieben bis zum Ende in Kontakt

Und doch, auch in dieser Rivalität war Schmidt, zu versöhnlicher Geste in der Lage: „Im übrigen aber: Ich möchte im Frieden mit Dir leben – für eine über diesen Brief hinausgehende Streitigkeit bin ich nicht gestimmt – dafür ist mir Deine politische Lebensleistung zu wichtig und mein Respekt gegenüber Deinen Leistungen im Schöneberger Rathaus, in der Verwirklichung unserer Regierungsfähigkeit in Bonn und im Abschnitt der Ostpolitik zu groß. Dass ich in Sachen Parteiführung nicht zustimmen kann, müssen wir wohl beide ertragen.“

Sie haben es ertragen, haben über die Jahre vielleicht gar wieder eine Annäherung gefunden. Jedenfalls blieben sie, wenn auch spärlicher, in brieflichem Kontakt.

Das letzte Geburtstagstelegramm von Schmidt an Brandt am 17. Dezember, 1991: „lieber willy,

du bleibst mir immer fuenf jahre und fuenf tage im voraus. Herzlichen glueckwunsch dein helmut schmidt.“

Und Willy Brandts Glückwunsch eben fünf Tage später, die letzte Korrespondenz an Schmidt: „Lieber Helmut, alle guten Wünsche zum Geburtstag und überhaupt. Dein Willy.“

Die Sammlung dieser Briefe, sorgfältig von Woyke mit Anmerkungen und Erläuterungen versehen, ist eine Fundgrube, ein Schatzkasten sozialdemokratischer und bundesrepublikanischer Nachkriegsgeschichte. Sie gibt den Blick frei auf das, wofür die beiden großen Sozialdemokraten gekämpft und gelebt haben. Und sie zeigt seismographisch, wie die beiden ihre Beziehung wann gesehen haben. Selbst wenn Helmut Schmidt das anders sah. Als er in den letzten Wochen vor seinem Tod, bei einem letzten Besuch von Robert Leicht, dem langjährigen Chefredakteur der „Zeit“, gefragt wurde, ob er einen Blick in die Briefedition, die er sehr wohlwollend begleitet hatte, geworfen habe, antwortete er in der ihm eigenen frotzelnden Art knapp und abweisend: „Damit können die nichts anfangen, die uns beide nicht erlebt haben“.

Einmal mehr und gottlob: auch Helmut Schmidt war vor Fehleinschätzungen nicht gefeit.

Willy Brandt/Helmut Schmidt

Partner und Rivalen, Der Briefwechsel (1958 – 1992), Herausgegeben und eingeleitet von Meik Woyke, Willy-Brandt-Dokumente, Band 3, 1104 Seiten, 39.90 Euro, Dietz-Verlag, Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung, Oktober 2015

Bildquelle: Wikipedia, Bundesarchiv, B 145 Bild-F039404-0012 / CC-BY-SA 3.0

Print Friendly, PDF & EmailAusdrucken/PDF erstellen:
Teilen Sie diesen Artikel:
Instagram
Tags: BriefwechselBundesrepublikHwlmut schmidtSPDWilly BrandtZeitgeschichte
Vorherigen Post

Zum virtuellen Wasser und Wasserfußabdruck. Teil 1

Nächster Beitrag

Kriminelles Chaos ist keine Folklore – Merkwürdiger Ausdruck der Freude aufs neue Jahr

Nächster Beitrag
Abgebranntes Feuerwerk und Böller

Kriminelles Chaos ist keine Folklore - Merkwürdiger Ausdruck der Freude aufs neue Jahr

Schreibe einen Kommentar Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaut mal hier

  • Justizskandal im Sauerland: Das von Charlotte Merz, Ehefrau von Bundeskanzler Friedrich Merz, geleitete Amtsgericht erließ einen rechtswidrigen Durchsuchungsbeschluss gegen eine junge SPD-Frau 08.09.2025
  • Geschichtsrevisionismus: Basteln an der „zweiten Geburt“ 15.4.2025
  • Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW - Sahras Knechte 22.2.2025
  • Sätze aus dem Wahlprogramm der AfD - und was sie bedeuten 18.2.2025
  • Kulturbegriff der AfD : Aufgeladen mit völkischer Ideologie 5.2.2025
  • Das Spiel der Lobbyisten und Politiker: Erik Ahrens – Ein tiefer Fall innerhalb der rechtsextremen Netzwerke 23.1.2025
  • Petition: Finger weg von unserer Demokratie, Herr Musk 3.1.2025

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 3.014 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

Werbung

[the_ad id="27291"]

Letzte Kommentare

  • Joke Frerichs bei Friedenspläne? Oder: Wie Friedenspolitik zur brutalen Comedy verkommt
  • Philipp bei Die Un-Logik der NATO-Osterweiterung aus europäischer Sicht
  • Kathrin bei Nikolaus, das Teilen und der Sozialstaat
  • Ronald bei Die Un-Logik der NATO-Osterweiterung aus europäischer Sicht

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 3.014 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

  • Trending
  • Comments
  • Neueste
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

18. März 2024
Alice Weidel, Elon Musk und Esel, Screenshot Tik Tok

ARD-Wahlarena – Weidels Lügen sind Methode

18. Februar 2025
Screenshots von TikTok_Accounts aufgestachelter Bauern oder AfDlern oder anderen "Empörern"

Aufruf zur Bauerndemo in Berlin, AfD-Anhänger und andere Rechtsextreme mobilisieren.

24. Oktober 2024
Feigenblatt

Alice Weidel: Das lesbische Feigenblatt und das Familienbild der AfD

1. Januar 2025
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

Screenshot ARD-Mediathek zur Sendung von Caren Miosga

Talk bei Miosga: Die Entlarvung der Sahra Wagenknecht

Kriegszerstörungen in der Ukraine

Ukraine: Verantwortungsbewusstes Handeln statt gefährlicher moralischer Überheblichkeit

Mauer in der NS-Ordensburg Vogelsang mit NS-Adler im Mauerwerk

Lasst Höcke regieren!

Illustration eines Gehirns aus Waffen, AI generiert

Auf ein Wort: Lüge und Wahrheit in der Politik

12. Dezember 2025
Friedrich Merz in der ARD Arena vom 8.12.2025, Screenshot

Deutschland – Wohin?

12. Dezember 2025
Anti-Nazi-Graffiti

AfD – Kurioses und Kriminelles vom rechtsextremen Rand Update 32

11. Dezember 2025
Agentur für Arbeit

Bürgergeld für 1,8 Mio. Menschen: Doch nur die Hälfte sucht einen Job!

11. Dezember 2025

BLOG DER REPUBLIK

Blog der Republik

Kategorien

  • Allgemein
  • Buchbesprechungen
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Politik
  • Wirtschaft

Kategorien

  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Standpunkte

Schlagwörter

AfD CDU Demokratie EU Frieden Merz NoAfD Rechtsextremismus Rechtsstaat Ukraine

© 2025 Blog der Republik.

Unser Blog lebt durch Sie!

Das Erstarken der Rechtsextremen und Rechtspopulisten in ganz Europa in den letzten Jahren und gerade jetzt bei der Wahl zum Deutschen Bundestag besorgt uns alle zutiefst. Denn diese Kräfte wollen die zentralen Werte unserer Gesellschaft in Frage stellen und Demokratie als Lebens- und Regierungsform zerstören. Dagegen treten wir aktiv ein und engagieren uns für eine freiheitliche, soziale und gerechte Demokratie.

Dazu brauchen wir die Unterstützung unserer Leser*innen. Möchten Sie dazu beitragen, dass der Blog der Republik weiterhin informativ bleibt und sich weiterentwickeln kann?

Bereits mit 5 Euro helfen Sie uns, hochwertigen Journalismus zu sichern und neue Inhalte für Sie bereitzustellen.
Ihre Unterstützung macht den Unterschied!

Jeder Beitrag zählt – sind Sie dabei?

Ja, ich möchte den Blog der Republik unterstützen.

Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!

© 2025 Blog der Republik