Die Borussen freuten sich auf den Besuch des SC Paderborn. Der Tabellenletzte sollte am letzten Freitagabend als Sparringspartner herhalten, gegen den die Millionentruppe aus Dortmund einen Kantersieg und den Gewinn von 3 Punkten landen wollte.
Blamage gegen Abstiegsteam
Was sich dann auf dem Rasen des Signal-Iduna-Parks ereignete, erschütterte selbst die treuesten BVB-Fans auf der Südtribüne. Die Gäste aus der ostwestfälischen Domstadt führten nach er ersten Halbzeit mit 3 Toren Vorsprung. Und das nicht unverdient, denn das Team spielte die Stars in Schwarzgelb geradezu an die Wand. Wenn sich die Spieler des Paderborner Clubs mit dem runden Leder in Richtung des Dortmunder Tors aufmachten, wurden sie von den gegnerischen Millionären mehr oder weniger im Schneckentempo verfolgt.
BVB im Schneckentempo
Ob Hummels, Weigl, Dahoud oder Piszcek sich an die Verteidigung machten, sie verrichteten ihren Job in Zeitlupen-Manier. Dagegen nahmen sich die Kicker aus dem Billigkader Paderborn wie Supersprinter aus. Bis zum Spiel kannten selbst versierte Kenner der Bundesliga die Namen Holtmann, Pröger, Kilian oder insbesondere Mamba nicht. Sie liefen, dass den lahmen Borussen Hören und Sehen verging. Einzig der BVB-Torhüter Bürki bewahrte seine Mannschaft vor einem noch höheren Rückstand.
Laues Lüftchen statt Sturm
Der Dortmunder Sturm glich in den ersten 45 Minuten nicht einmal einem lauen Lüftchen. Reus und Sancho waren zwar auf dem Spielfeld, fielen jedoch gar nicht auf. Der Stoßstürmer Alcacer hatte wohl einige Male den Ball gesehen und auch einmal neben das Tor der Paderborner geschossen, bevor er dann zur Halbzeit verletzt ausscheiden musste. Als in der zweiten Halbzeit die physischen Kräfte der Spieler aus Ostwestfalen mehr oder weniger erschöpft waren, konnten die BVBler noch den Ausgleich schaffen. Er war glücklich und unverdient. In der Bundesliga-Tabelle stehen die Borussen, die wieder einmal mehr Memmen- denn Männerfußball gezeigt haben, nun auf Platz 6 – punktgleich mit Wolfsburg und Leverkusen. Doch der Abstand zum Spitzenreiter Mönchengladbach beträgt nach den ersten 12 Spieltagen 5 Punkte, zum FC Bayern München und zu RB Leipzig 4 Punkte. Gewiss der Kampf um die Meisterschaft ist noch längst nicht entschieden.
Pfiffe von den Fans
Doch die lautstark verkündete Botschaft der Vereinsführung, man habe zu Saisonbeginn das Team mit rund 120 Mio. €-Investitionen für die Spitze gerüstet, wirkt inzwischen wahrlich deplatziert. Selbst die treuesten Fans murren, weil es in der Mannschaft, im Spielsystem und im Coaching nicht stimmt. Auf der jüngsten Mitgliederversammlung des BVB ging es deshalb heiß her. Die Spieler und der Trainer wurden dort mit Pfiffen empfangen. Marco Reus hatte den Anlass dafür nach dem Match gegen Paderborn gut beschrieben: „Man musste sich schämen, so wie wir gespielt haben. Ich kann mich nur bei den Zuschauern entschuldigen. So dürfen wir nie, nie wieder auftreten.“
Schicksalsspiele für Lucien Favre
Bei der Mitgliederversammlung nahm auch der BVB-Boss Aki Watzke kein Blatt vor den Mund, nachdem er während des Spiels gegen Paderborn nahezu versteinert mit seinem Oberberater Mathias Sammer auf der Tribüne die Tragödie miterlebt hatte. Da die Ergebnisse auch bei einigen Auftritten wie etwa bei Union Berlin oder Bayern München blamabel waren, setzte Watzke gar zu einer sanften Drohung an – mehr gegen den Trainer Favre als gegen die echten Versager im Team. Die Spiele am Mittwoch gegen Barcelona in der Champions League und dann am Samstag gegen Hertha Berlin werden über das Schicksal des Trainers entscheiden. Gehen sie verloren, muss sich der BVB zum einen aus der Champions League verabschieden – und damit aus dem Millionengeschäft-, zum anderen würde der Verein ins Mittelfeld der Bundesliga abrutschen.
Mamba – ein Stürmer für den BVB?
Da hilft es wenig, wenn nun die Clubführung erkennt, dass sie das Team doch nicht richtig verstärkt hat und einen weiteren Stoßstürmer hätte kaufen sollen. Vielleicht können Watzke & Co. es ja versuchen, den schnellen und wuchtigen Streli Mamba von Paderborn nach Dortmund zu locken; Geld dafür ist doch ausreichend auf dem BVB-Konto. Noch besser wäre es, wenn das gesamte Team mehr und schneller über den Rasen laufen würde, wenn alle Spieler zum Kampf und Pressing bereit wären, wenn das Zusammenspiel und die Flanken besser eingeübt würden. Dann würden auch andere Ergebnisse erzielt und der Trainer am Spielfeldrand gewiss weniger leiden. Bei Spielern, die das BVB-Trikot tragen und hohe Millionen-Gagen kassieren, Lustlosigkeit, Lahmheit und Motivationsdefizite festzustellen, das ist gewiss das größte Armutszeugnis. Ein Trainerwechsel, der wohl nach Barcelona und Berlin beim BVB anstehen dürfte, mag einen kurzen psychologischen Effekt haben, doch längerfristig ist die Mannschaft gefordert und in der Pflicht. Spruch des letzten Sonntags von Aki Watzke: „Man kann immer mal ein Spiel verlieren. Aber die Fans müssen sehen, dass man dafür alles getan hat.“
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