Der Wissenschaftler David Runciman hat 2018 ein Buch vorgelegt, das im englischen den Titel trägt „How Democracy ends“. Es ist jetzt bei Campus (230 Seiten, € 19,95) in einer deutschen Ausgabe erschienen, die leider den etwas rumpligen ramm-Baum- Titel „So endet die Demokratie“ erhalten hat. Es ist ein erstaunliches, lesenswertes Buch, weil es die geläufige schwarz-weiß- Debatte über die Zukunft der Demokratie hinter sich lässt. Es passt in unsere Zeit der Unsicherheit und der Änderung unserer Verhalten, der wachsenden Konflikte und der Populisten- Konjunkturen. Sein Stil und seine Art, die Dinge anzupacken, haben mir gefallen. Er verpackt seine lockere „Methodenlehre“ in eine lebhafte, ironische, eingängige Art des Schreibens. Sein Buch ist von Ulrike Bischof treffend übersetzt worden.
Demokratie – es die repräsentative Demokratie – ist für Runkiman kein Auslaufmodell. Sie hat freilich auch keine Ewigkeitsgarantie.
Er nennt drei Beispiele, die er für seine Darlegung hin und her wendet: Griechenland hat seine Staatsform nicht aufgegeben, ja nicht mal mit dem Gedanken der Aufgabe gespielt, obgleich das Land ja vor knapp zehn Jahren am Abgrund entlang schlingerte. Japan ist stabil demokratisch und ungefährdet, obgleich es nach den herrschenden ökonomischen Maßstäben längst kaputt am Boden liegen müsste. Und auch Trump werde es nicht gelingen, den US- Amerikanern die Demokratie auszutreiben.
David Runciman: So endet die Demokratie, Frankfurt 2020, Campus Verlag, 19,95 EURO
Runkiman misstraut den neuen ökonomischen, digitalen Konglomeraten, die sich in Demokratien eingenistet haben. Autoritären Formen der Herrschaft zu folgen, das hält er nach den Erfahrungen im 20. Jahrhunderts für dumm. Auf Epistokratien, also Herrschaften des gut ausgebildeten Establishments zu folgen, hält er für kurzsichtig. Nein, schreibt er, die Erfahrungs- Schätze des 20. Jahrhunderts taugten wenig bis nichts in diesem Zusammenhang, um im 21. Jahrhundert bestehen zu können. Die Demokratie sei getreten und gedemütigt, missbraucht und umgebogen worden – und dennoch bleibe sie präsent, meint Runkiman. Denn der, der die richtige Frage stellt, der gibt sie nicht auf, lautet seine Überzeugung. Und die richtige Frage lautet: in welcher Staatsformation willst du leben, wenn es mit dieser Formation schief geht?