• Über uns
  • Freund*innenkreis
  • Verein
  • Autor*innen
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Archiviert
  • Contra AfD
Dienstag, November 11, 2025
Blog der Republik
Advertising
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Blog der Republik
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Home Kultur

Der letzte der großen Vier: Martin Walser

Norbert Bicher Von Norbert Bicher
31. Juli 2023
Martin Walser und Günter Grass, Literarisches Gipfeltreffen, Gruppe 47, 2007

Martin Walser, der letzte der vier großen Erzähler, die der Literaturszene der jungen Bundesrepublik ihren Stempel aufdrückten, ist tot. Er war im wahrsten Sinn des Wortes – mit 96 Jahren – ein Jahrhundertdichter.  Walser, 1927 geboren, war zehn Jahre jünger als Heinrich Böll, ein Jahr jünger als Siegfried Lenz und Jahrgangsgenosse des ebenfalls 1927 geborenen Günter Grass.

Die großen Vier der bundesrepublikanischen Nachkriegs-Literatur  – jenen Vier, deren Namen auch einem literaturfernen Publikum  der Republik am ehesten präsent sind.

Böll, Grass, Lenz, Walser: Das Schreiben als Bindeglied unterschiedlichster Charaktere. Der politische Raufbold Grass, der oft über das Land verzweifelte Böll, der stille Erzähler Lenz und der vor Selbstbewusstsein strotzende Bodensee-Bildungsbürger Walser.

Drei von ihnen bekamen ihren schriftstellerischen Ritterschlag mit Preisen der legendären „Gruppe 47“. 1000 DM damals zu Beginn der Fünfziger. Viel Geld für einen wie Heinrich Böll, der vom Schreiben nicht leben konnte, als er 1951 erstmals zum Treffen der 47er in Bad Dürkheim eingeladen wurde. Verarmt kam er, der seinen Lebensunterhalt als Aushilfskraft im Statistischen Amt der Stadt Köln verdiente, dort an. Kaum einer kannte ihn. Der Impressario der Gruppe 47, Hans-Werner Richter, hielt ihn für den Hausmeister des Tagungslokals. Als er mit seinem rheinischen Singsang aus der satirischen Kurzgeschichte „Die schwarzen Schafe“ las und den Preis der Gruppe erhielt, war das der Durchbruch, der ihm Auflagen und Auskommen in seinem lebenslangen Kölner Hausverlag Kiepenheuer &Witsch bescherte.

Geld, das war für Martin Walser kein drückendes Thema, als er 1955 den Preis der Gruppe für die Erzählung  „Templones Ende“ bekam. Der über Kafka promovierte Literaturwissenschaftler hatte beruflich ein zweites Standbein als Mitarbeiter beim Süddeutschen Rundfunk. Der Preis beflügelte ihn, sich als freier Schriftsteller am Bodensee niederzulassen. Zunächst in Friedrichshafen, dann ab der 60er Jahre in einem idyllischen Rückzugsort direkt am See in Überlingen-Nussdorf.

Das sah für Günter Grass ganz anders aus, als der bettelarme Überlebenskünstler 1958 im „Gasthof zur Post“ im allgäuischen  Großholzleute von der Gruppe eingeladen war. Mit dabei hatte er Teile des „Blechtrommel“-Manuskripts. Bei der Lesung Applaus und Staunen der literarischen Avantgarde der Nachkriegszeit. Die Zuhörer waren hin und weg. Sie ahnten, dass der schreibende Bildhauer, der aus Paris in das Provinznest gereist war, eine neue Literaturepoche eingeläutet, oder besser, mit Oskar Matzerath, der kleinwüchsigen Hauptfigur seines Romans, eingetrommelt hatte. Dass der ihm ein Jahr später beim Erscheinen Weltruhm bescheren sollte, ahnte Grass nicht. Zumal der spätere Großkritiker Marcel Reich-Ranicki als einziger zunächst den Daumen gesenkt hatte und sich später korrigieren musste.

Nicht seine einzige Fehleinschätzung.  Auch über Siegfried Lenz hatte Reich-Ranicki sein Urteil früh gefällt. Der tauge für kurze Strecken, für Erzählungen, für einen Marathon, einen großen Roman reiche ihm die Puste nicht. Lenz „Deutschstunde“, neben der „Blechtrommel“ von Grass das wohl bekannteste Werk der Nachkriegsliteratur, blamierte den literarischen Alleswisser.

Walser und Grass wurden in den sechziger Jahren zu Polit-Akteuren, kämpften 1961 und 1965 gemeinsam für Willy Brandt und gegen die CDU. Eine Haltung, die Heinrich Böll fremd war. Wahlkampfunterstützung lehnte er ab mit der Begründung, ein Schriftsteller dürfe sich nicht mit irgendeiner Macht gemein machen. Brüsk belehrte er Hans-Werner Richter, der solle endlich kapieren, dass die hundertprozentige Ablehnung der CDU nicht ein Ja zur SPD bedeuten müsse.  1972 dann ließ sich Böll darauf ein, Wahlkampf für die Sozialdemokratie zu machen. Vor allem wegen und für Willy Brandt.

Während Grass immer ein Kämpfer für die SPD blieb,  Siegfried Lenz zeitlebens ein Bewunderer und stiller Freund von Helmut Schmidt war, sympathisierte Böll am Ende seines Lebens mit den damals streng pazifistischen Ideen der Grünen. Walser, dem Ende der sechziger Jahre die SPD nicht mehr überzeugend links  war, sympathisierte für eine kurze Lebensphase mit der DKP.

Für eine turbulente politische Aufregung sorgte Walser Jahrzehnte später, als er sich 1998 in seiner Dankesrede für den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels dagegen verwahrte, den industriellen Massenmord der Nazis in Auschwitz „als Moralkeule“ zu benutzen. Wie hätte der 1985 gestorbene Heinrich Böll auf diese Entgleisung reagiert? Man kann es ahnen, wenn man weiß, dass Böll als einer der ersten in der jungen Bundesrepublik das Verdrängen des Holocaust anprangerte. In einem Beitrag für die „Kölnische Rundschau“ am Gründonnerstag 1954 nannte er es unverzeihlich, letztlich unmoralisch, dass in den Schulen das Thema Auschwitz und die damit verbundene ungeheure Schuld als Tabuthema verschwiegen werde. Er forderte österlich eine „Auferstehung des Gewissens“. Die Angriffe jener, die die Naziverbrechen aus dem Gedächtnis streichen wollten, nahm er in Kauf. In der Ablehnung  jeglicher Relativierung der Nazigräuel blieb er radikal. Sein Leben lang.

Wie wäre Böll, den die Kriegserfahrungen, Verletzungen innerer und äußerer Art als eingezogener Wehrmachtssoldat nie losgelassen haben, mit dem späten Bekenntnis von Grass umgegangen, freiwillig in Hitlers SS eingetreten zu sein? Vermutlich war es gut für ihn, diese Irrungen und Wirrungen des Großmoralisten Grass nicht mehr erleben zu müssen.

Tragisch, dass Nazivergangenheit auch Siegfried Lenz am Ende seines Lebens eingeholt hat. Nicht die eigene, sondern die seiner Romanfigur in der „Deutschstunde“ Max Ludwig Nansen. Der Maler war von den Nazis mit Malverbot belegt. Als Vorbild diente Lenz  der reale Maler Emil Nolde, der ein glühender Nazi-Verehrer war und Hitler eigene Vorschläge zur Judenvernichtung unterbreitete. Eine Geschichte, die im Nachkriegsdeutschland lange geklittert wurde und einer breiten Mehrheit erst Jahrzehnte nach dem Lenz-Roman bekannt wurde. Böll, Grass. Lenz, Walser. Sie haben große Geschichten und Geschichte geschrieben. Jeder von ihnen unverwechselbar und unersetzlich für die literarische DNA der Republik.

Bildquelle: Wikipedia, Von Blaues Sofa from Berlin, Deutschland – BSB 2007: Gruppe 47. Sechzig Jahre danachU, ploaded by Magiers, CC BY 2.0

Print Friendly, PDF & EmailAusdrucken/PDF erstellen:
Teilen Sie diesen Artikel:
Instagram
Vorherigen Post

Die AFD zerstört die Grundpfeiler der Demokratie – Und viele „Leit-Medien“ schweigen betreten

Nächster Beitrag

AfD will die Europäische Union zerstören – Kampfansage an die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer

Nächster Beitrag
Hammer

AfD will die Europäische Union zerstören - Kampfansage an die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer

Schreibe einen Kommentar Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaut mal hier

  • Justizskandal im Sauerland: Das von Charlotte Merz, Ehefrau von Bundeskanzler Friedrich Merz, geleitete Amtsgericht erließ einen rechtswidrigen Durchsuchungsbeschluss gegen eine junge SPD-Frau 08.09.2025
  • Geschichtsrevisionismus: Basteln an der „zweiten Geburt“ 15.4.2025
  • Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW - Sahras Knechte 22.2.2025
  • Sätze aus dem Wahlprogramm der AfD - und was sie bedeuten 18.2.2025
  • Kulturbegriff der AfD : Aufgeladen mit völkischer Ideologie 5.2.2025
  • Das Spiel der Lobbyisten und Politiker: Erik Ahrens – Ein tiefer Fall innerhalb der rechtsextremen Netzwerke 23.1.2025
  • Petition: Finger weg von unserer Demokratie, Herr Musk 3.1.2025
  • AfD-Frau fordert DNA-Tests – und Ausbürgerung politischer Gegner 27.12.2024
  • Das Zentrum für politische Schönheit ist der Gegener der AfD mit den ausgefallenen Ideen. jetzt, zum Wahlkampf präsentieren die Aktivisten den Adenauer, einen ehemaliges Justizmobil und will damit so manche Veranstaltung besuchen. Der ganze Plan in diesem Video 13.12.2024
  • Mission Silberlocke: So Wollen Gregor Gysi, Bodo Ramelow Und Dietmar Bartsch die Politik aufmischen! Dämmert’s jetzt? Eine Rekonstruktion der konstituierenden Sitzung des Thüringer Landtags 24.11.2024
  • Dämmert’s jetzt? Eine Rekonstruktion der konstituierenden Sitzung des Thüringer Landtags 28.09.2024
  • Rechtsextremist Höcke und seine AfD: Durchgedrehte Elefanten im Porzellanladen der Demokratie. 27.09.2024
  • AfD macht ihre Wähler unglücklich 18.09.2024
  • Beeindruckende Doku über die Lage in Ostdeutschland nach den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen. Die Brandenburger sollten sich ansehen, welche Probleme auf ein Land zukommen, wenn die AfD 1/3 der Zustimmung bekommt. 12.09.2024
  • AfD bekommt „Medienbonus“ bei ARD und ZDF 10.09.2024
  • Mediales Versagen. Die öffentlich-rechtlichen Medien betreiben das Geschäft der Sahra Wagenknecht 09.09.2024
  • AfD & Höcke stoppen! An alle demokratischen Parteien: "Nie wieder ist jetzt". 03.09.2024
  • Mit Rechtsextremismus spielt man nicht, aber das "Adé AfD Spiel" ist absolut empfehlenswert! 29.8.2024
  • Höcke hetzt gegen deutsche Unternehmen, die sich für Demokratie und Vielfalt engagieren, und wünscht denen "schwere, schwere Zeiten". Siehe die u.s. Aussage des Direktors des Instituts der deutschen Wirtschaft, Prof. Dr. Michael Hüther: „Die AfD ist Gift für unsere Wirtschaft“ 28.8.2024
  • Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Prof. Dr. Michael Hüther: „Die AfD ist Gift für unsere Wirtschaft“ 27.8.2024
  • NZZ: Zu Besuch bei Björn Höcke: «Der ‹Kampf gegen rechts› schadet uns nicht», sagt er 22.8.2024
  • "NachDenkSeiten": Wagenknechts Schreibbrigade 12.8.2024
  • Wie die Freien Sachsen Politik mit Terror verändern wollen 2.8.2024
  • Höcke droht bei Wahlkampfveranstaltung der Polizei und kündigt "Besuch" der Polizeistation mit 1.000 vermutlich gewaltbereiten Rechtsextremisten an 29.07.2024

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 2.658 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

Werbung

[the_ad id="27291"]

Letzte Kommentare

  • Hans-Jochen Luhmann bei Dobrindts „Schweigegeld“ – Offener Brief von Peter Brandt und Detlef Prinz an die SPD-Vorsitzenden
  • Tina bei Gefährdet das Selbstbestimmungsgesetz die Sicherheit im Vollzug?
  • Sabine bei Streit um die Wehrpflicht
  • Dr. Wolfgang Lieb bei Was ist heute links?

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 2.658 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

  • Trending
  • Comments
  • Neueste
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

18. März 2024
Alice Weidel, Elon Musk und Esel, Screenshot Tik Tok

ARD-Wahlarena – Weidels Lügen sind Methode

18. Februar 2025
Screenshots von TikTok_Accounts aufgestachelter Bauern oder AfDlern oder anderen "Empörern"

Aufruf zur Bauerndemo in Berlin, AfD-Anhänger und andere Rechtsextreme mobilisieren.

24. Oktober 2024
Feigenblatt

Alice Weidel: Das lesbische Feigenblatt und das Familienbild der AfD

1. Januar 2025
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

Screenshot ARD-Mediathek zur Sendung von Caren Miosga

Talk bei Miosga: Die Entlarvung der Sahra Wagenknecht

Kriegszerstörungen in der Ukraine

Ukraine: Verantwortungsbewusstes Handeln statt gefährlicher moralischer Überheblichkeit

Mauer in der NS-Ordensburg Vogelsang mit NS-Adler im Mauerwerk

Lasst Höcke regieren!

Garten mit rotem Ahorn

Das rote Glück

11. November 2025
Rocker auf Harley Davidson vor Mauer mit der Aufschrift "Auf den Kanzler kommt es an!"

Der Kanzler will seinen 70. nicht groß feiern – Friedrich Merz hat heute Geburtstag

11. November 2025
LNG-Tanker

Europa im Energie-Krieg No. 2

10. November 2025
Russische Flagge mit AfD Logo

AfD – Kurioses und Kriminelles vom rechtsextremen Rand Update 30

10. November 2025

BLOG DER REPUBLIK

Blog der Republik

Kategorien

  • Allgemein
  • Buchbesprechungen
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Politik
  • Wirtschaft

Kategorien

  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Standpunkte

Schlagwörter

AfD CDU Demokratie EU Frieden Merz NoAfD Rechtsextremismus Ukraine wehrhafte Demokratie

© 2025 Blog der Republik.

Unser Blog lebt durch Sie!

Das Erstarken der Rechtsextremen und Rechtspopulisten in ganz Europa in den letzten Jahren und gerade jetzt bei der Wahl zum Deutschen Bundestag besorgt uns alle zutiefst. Denn diese Kräfte wollen die zentralen Werte unserer Gesellschaft in Frage stellen und Demokratie als Lebens- und Regierungsform zerstören. Dagegen treten wir aktiv ein und engagieren uns für eine freiheitliche, soziale und gerechte Demokratie.

Dazu brauchen wir die Unterstützung unserer Leser*innen. Möchten Sie dazu beitragen, dass der Blog der Republik weiterhin informativ bleibt und sich weiterentwickeln kann?

Bereits mit 5 Euro helfen Sie uns, hochwertigen Journalismus zu sichern und neue Inhalte für Sie bereitzustellen.
Ihre Unterstützung macht den Unterschied!

Jeder Beitrag zählt – sind Sie dabei?

Ja, ich möchte den Blog der Republik unterstützen.

Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!

© 2025 Blog der Republik