Er gehört zu den wichtigen Publizisten in Deutschland. Mit einem spannenden und ereignisreichen Leben. Er ist ein unabhängiger Geist, der wahrnimmt, aufnimmt, weitergibt und nun, mit 90 Jahren, an seinen Erinnerungen schreibt. Gerd Ruge, Peter von Zahn, Dagobert Lindlau, Claus-Hinrich Casdorff, Dieter Gütt und Hans-Joachim Friedrichs, Peter Scholl-Latour, Friedrich Nowottny und Peter Merseburger sind die herausragenden Namen, die in der nach dem Krieg entstehenden öffentlich-rechtlichen Rundfunklandschaft der jungen Bundesrepublik nicht nur Statur, sondern vielmehr auch Respekt verschafft haben.
Er ist ein genauer, aufrichtiger, strenger, einfühlsamer und vor allem unabhängiger Publizist. Ich denke alle, die mit ihm durch die Jahrzehnte hindurch gearbeitet haben, haben ihn so erlebt und so auch von ihm gelernt. Stefan Aust und Michael Naumann sind nur zwei Beispiele aus der langen Zeit, die er in der öffentlichen Wahrnehmung als Nachfolger von Joachim Fest in der Funktion als PANORAMA – Chef beim NRD geprägt hat. Merseburger gab auch der Sendung seinen Stempel, zunächst gegen den Protest nicht weniger Kollegen, auch weil Fest gegen die Notstandsgesetze eindeutig Stellung bezogen hatte. Das war eine spannende und herausfordernde Zeit für politische Fernsehmagazine. Und die Redaktion von Panorama in Hamburg unter Peter Merseburgers Leitung war qualitativ hochrangig besetzt: Horst Hano, Luc Jochimsen, Gerhard Bott und Lutz Lehmann gehörten dazu. Sie recherchierten, deckten auf, berichteten und hatten dafür einigen politischen Druck auszuhalten, dem sie widerstanden.
Panorama in Staatskanzleien unbeliebt
Die Sendung war in der Hauptstadt Bonn und in manchen Staatskanzleien denkbar unbeliebt, was Talkshows heute natürlich nicht sind mit ihrer profillosen Angepasstheit. Michael Naumann hat es vor kurzem so beschrieben: „Panorama war eine scharfsinnige und bisweilen auch scharf schießende Sendung zur Einübung von Staatskritik und Ungehorsam in der immer noch jungen Republik mit sehr alten Sitten in Wirtschaft und Verwaltung.“ Sie bot dem nach wie vor autoritär fixierten Staatsgeist Paroli.
Nach dieser Zeit wechselte Peter Merseburger nach Washington als ARD – Fernsehkorrespondent, wo er 1982 von Fritz Pleitgen abgelöst wurde, und dann nach Ost – Berlin umzog. Eine wirklich radikale Veränderung
Freundliches, verschmitztes Lächeln
Aus den USA in die DDR. Danach war London dann seine letzte Station als Auslandskorrespondent. Hermann Rudolph bemerkte vor kurzem in einigen Anmerkungen zu dem nun 90jährigen unter anderem: „Eine große Gestalt im deutschen Journalismus, ein prominenter Kollege und Freund, der noch hineinreicht in die Gründe und Abgründe.“ Davon hat er auch profitiert, vor allem später in seinen Büchern über Theodor Heuss und Willy Brandt, Kurt Schumacher vor allem aber, finde ich, im „Mythos Weimar“: Eine einzigartige politische Biografie über die neuzeitliche deutsche Kulturgeschichte, ihr Elend und ihren Glanz.
Zum Schluß: Es gibt über diesen großartigen Mann noch so viel zu erzählen, zu berichten, zu bemerken… auch sein immer noch freundliches, leicht verschmitztes Lächeln, das er auch im hohen Alter noch hat, wenn er, gebeugt unterdessen, durch Berlin – Charlottenburg geht und guten Tag sagt. Herzlichen Glückwunsch zum 90. Geburtstag. Peter Merseburger.
Bildquelle: Wikipedia, Tohma, CC BY-SA 4.0