Ausverkauft! Vergriffen! Nicht mehr lieferbar! Deutschland hat schon jetzt alle Ressourcen aufgebraucht, die ihm rechnerisch für das gesamte Jahr 2025 zustehen. Alles, was der Erde in den kommenden fast acht Monaten des Jahres noch an natürlichen Rohstoffen abgerungen wird, geht über die Grenzen der Nachhaltigkeit hinaus.
Das internationale Forschungsinstitut „Global Footprint Network“ hat den 3. Mai als Erdüberlastungstag für Deutschland berechnet. 2024 war es der 2. Mai, eine minimale Besserung also. Doch der alarmierende Befund bleibt: Würden alle so leben wie wir in Deutschland, bräuchten wir drei Planeten.
Global betrachtet leben aber nicht alle Menschen so verschwenderisch wie die Europäer, und auch innerhalb der Europäischen Union gibt es Unterschiede. Weltweit ist der Raubbau an unseren natürlichen Lebensgrundlagen unterschiedlich stark ausgeprägt, jedoch: er wächst. Der globale Aktionstag wird im Sommer erreicht werden. Die Gier ist unersättlich und stärker als die Genügsamkeit.
Der Begriff Erdüberlastungstag ist sperrig, und es gibt mehrere Versuche, das englischsprachige Original „Earth Overshoot Day“ griffiger zu übersetzen, etwa mit Welterschöpfungstag oder auch Ökoschuldentag. Das Leben auf Kosten anderer und zukünftiger Generationen nimmt seit kontinuierlich 1970 zu, allein die Corona-Pandemie hat den zerstörerischen Trend vorübergehend etwas abgeschwächt. In den letzten 50 Jahren hat sich der weltweite Ressourcenverbrauch mehr als verdreifacht und aktuell nimmt der Druck auf kritische und seltene Rohstoffe weiter zu.
Umweltverbände drängen auf klare Regeln gegen Verschwendung und fordern ein Ressourcenschutzgesetz. Das Wuppertal-Institut betont „die Dringlichkeit einer umfassenden ökologischen und sozialen Transformation hin zu nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsweisen“. Ein „Weiter so wie bisher“ führe in die Sackgasse. Die Folgen seien „zunehmend gefährdete Lebensgrundlagen, wachsende soziale Ungleichheiten und eine sinkende Krisenresilienz“.
Der Aktionstag ist plakativ, er will wachrütteln und das Bewusstsein für die Verantwortungslosigkeit der Ausbeutung des Planeten schärfen. Die Organisation Oxfam weist dabei auf eine Schwäche des Ländervergleichs hin. So wie die Rücksichtslosigkeit global zwischen Nord und Süd, armen und reichen Ländern erheblich unterschiedliche Ausmaße angenommen hat, sind auch die Verantwortlichkeiten in den einzelnen Ländern zu differenzieren. Für Deutschland stellt Oxfam fest, dass das reichste Zehntel der deutschen Bevölkerung so viele Emissionen produziert, wie der gesamte ärmere Teil.
„Nicht nur der exzessive Konsum, sondern auch die umweltschädlichen Aktienportfolios der Reichen verdeutlichen die schockierende CO₂-Ungleichheit hierzulande“, zitiert die „Zeit“ Jan Kowalzig, bei Oxfam Referent für Klimapolitik. 44 Prozent der Investitionen deutscher Milliardärinnen und Milliardäre entfielen auf besonders umweltschädliche Branchen wie Logistik, Chemie oder Zement. „Wir brauchen eine Politik, die nicht nur die Plünderung der natürlichen Ressourcen insgesamt eindämmt, sondern die Reichen und Superreichen auch finanziell stärker in die Pflicht nimmt, zum Gemeinwohl beizutragen – insbesondere auch zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen.“
Um die Verschwendung und Verschmutzung unserer Lebensgrundlagen zu stoppen, fordert der BUND über die gesetzliche Regelung zum Ressourcenschutz hinaus „Sofortmaßnahmen wie ein Tempolimit, Stopp des Flächenverbrauchs und Mehrweg statt Einweg“ sowie die „konsequente Umsetzung der nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie“
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