Seehofer und Söder

Ich habe einen Traum: Stellt Seehofer und Söder in den Schlamm von Moria

„Christlich“ steht im Firmennamen ihrer Partei – Christlich-Soziale Union, kurz CSU. Aber die Herren Seehofer und Söder handeln derart unchristlich, dass man sie nur noch zutiefst verlogen nennen kann, wenn sie das „Christlich“ nicht sofort aus ihrem Parteinamen streichen.

Von Jesus Christus, auf den sie sich berufen, ist die zentrale Aussage überliefert:  „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“

„Geringe Brüder“ gibt und gab es im abgebrannten Flüchtlingslager Moria auf Lesbos tausendfach, zehntausendfach. Und diese Armseligsten der Armseligen lassen Seehofer und Söder mit Eiseskälte  regelrecht verrecken. Ihre Ausreden – nur noch ekelhaft.

Eine davon: Wenn Deutschland im Alleingang tausende Flüchtlinge aufnehmen würde, könnten sich Länder wie Polen und Ungarn darin bestätigt fühlen, weiterhin die Aufnahme von Flüchtlingen schlichtweg zu verweigern. Erst also müsse eine gesamt-europäische Lösung her, damit auch Deutschland eine größere Zahl an Flüchtlingen aufnehmen könnte. Dass deren Elend und Qualen von Tag zu Tag immer größer werden und oft nicht mehr auszuhalten sind; dass für diese Menschen jede Stunde zählt, kümmert die zynischen Taktierer  nicht. Europa ist moralisch zu verkommen, als dass man in berechenbarer Zeit auf eine Einigung in der Flüchtlingsfrage rechnen könnte. Die wird es nicht geben. Also sollen, wenn es weiter nach Seehofer und Söder geht, die Menschen in Moria qualvoll zugrunde gehen.

Bundesländer und Kommunen sind bereit, Flüchtlinge aus dem abgebrannten Lager auf Lesbos aufzunehmen, weil Ministerpräsidenten und Bürgermeister die Not nicht länger übersehen können und wollen. Aber der Bundesinnenminister verhindert es. Ein zweites Argument der unchristlichen Christsozialen gegen die dringend gebotene Hilfe für die Flüchtlinge: Die AfD könnte noch stärker werden. In Klartext: Aus Angst vor der fremdenfeindlichen Rechtsauslegerpartei tanzt die CSU nach der Pfeife der AfD, lässt sie faktisch mitregieren. Koalitionsabsprachen sind da gar nicht mehr nötig. Dieser kaum noch verhohlene Pakt mit den Feinden unserer demokratischen Grundwerte lässt eine unselige Erinnerung wach werden: Der ungarische Regierungschef und Rechtspopulist Victor Orban, der in Europa die Front der Aufnahme-Verweigerer anführt, war vor noch gar nicht so vielen Jahren Ehrengast auf Tagungen der CSU. Das also ist die demokratische und humane Substanz der Herren Seehofer und Söder: In der Flüchtlingsfrage de facto auch heute noch mit einem Victor Orban paktieren und in vorauseilendem Gehörsam den Willen der AfD erfüllen.

Ach müssten unsere Politiker doch am eigenen Leibe erfahren, was sie den Notleidenden von Lesbos antun ! So wünschte ich mir die Herren Seehofer und Söder für nur ein oder zwei Wochen in das Elend von Moria. Und dann auch gleich mit in den Dreck und Gestank all jene, die sich dem hartherzig-sturen Innenminister nicht wiedersetzen, also auch Kanzlerin Merkel mit ihrer Richtlinienkompetenz. Leider ist es nur ein Traum !

Bildquelle: Wikipedia, Von Freud – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,

Teilen Sie diesen Artikel:
Keine wichtigen Nachrichten mehr verpassen!


Christoph Lütgert war Rundfunk-Korrespondent beim NDR, hat für Panorama gearbeitet und war später Chefreporter Fernsehen beim Norddeutschen Rundfunk. Lütgert wurde wegen seiner sozialkritischen Reportagen mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.


'Ich habe einen Traum: Stellt Seehofer und Söder in den Schlamm von Moria' hat keine Kommentare

Als erste/r kommentieren

Möchten Sie Ihre Gedanken teilen?

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht