Rassisten sind hässlich

Peinliches Missverständniss oder Verharmlosung des Rechtsradikalismus

Mit der Hilfe einer Moderatorin des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) hat die AfD es geschafft: Es wird auf bundesdeutscher Breite (a) darüber debattiert, ob die AfD eine bürgerliche Partei sei und (b), wenn das so sei, ob es nicht vernünftig, angemessen, praktisch sei, wenn die CDU mit ihr zusammengehe. Traditionell bürgerlich plus neu-bürgerlich.

Das war eines der strategischen Ziele der AfD- Parteiführung um Gauland und Weidel und Meuthen. Es ist als ob Michael Köhlmeiers Rede zum Holocaust-Gedenken 2018 bestätigt werden soll: „Zum großen Bösen kamen die Menschen nie mit einem Schritt. Nie. Sondern mit vielen kleinen. Von denen jeder zu klein schien für eine große Empörung. Erst wird gesagt, dann wird getan.“

Die Diskussion, ob die AfD nicht in Wirklichkeit eine bürgerliche Partei sei, die gibt´s ja schon lange. Auf einer bestimmten publizistischen und politischen Ebene. Aber jetzt, dank einer blonden, freundlichen Moderatorin, die sich bis dato auch nicht von ihren Worten distanziert hat, hat die Rederei eine neue Qualität erreicht.
Immer wieder hat Gauland widerwärtige Äußerungen als überschäumendes politisches Temperament entschuldigt und ihnen eine Grundlage verschafft: Hitler und die Nazizeit seien eben „Vogelschiss“. Ja, ja, die Rangen der AfD, nur nicht alles auf die Goldwaage legen.

Und die Moderatorin? In der Aufregung und im Stress sei sie sprachlich verunglückt, heißt es. Ts,ts,ts. Wie schrieb Höhlmeier: „Erst wird gesagt.“ Jedenfalls haben die Gauland und Konsorten die Diskussion da, wo sie sie haben wollten. Und dann wird getan.

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Über  

Redakteur 1972 und bis 89 in wechselnden Redakteursaufgaben. 90 bis 99 wiss. Mitarbeiter der SPD-Bundestagsfraktion, Büroleiter Dreßler, 2000 Sprecher Bundesarbeitsministerium, dann des Bundesgesundheitsministeriums, stellv. Regierungssprecher; heute: Publizist, Krimiautor, Lese-Pate.


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