Was am vergangenen Wochenende in einigen Stadien bei Fußballspielen der Bundesliga geschah, darf nicht länger hingenommen werden. Der Hass einiger Idioten auf den Rängen kann weder von den Vereinen noch von den Fans hingenommen werden. Was an übelsten Beleidigungen gegen den ehrenwerten und engagierten Mäzen des Ligaclubs Hoffenheim auf Transparenten zu lesen und in lautstarken Schmähungen zu hören war, ist kriminell. Solchen Aktionen muss mit allen Mitteln unseres Rechtsstaates Einhalt geboten werden. Denn den verbalen Hasstiraden könnten über kurz oder lang Taten folgen, zu denen sich einige dieser üblen Pöbler hinreißen lassen. Die Beispiele dafür hat es gerade in jüngster Zeit in Hanau, Kassel und anderswo gegeben – mit Morden an unschuldigen Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Wehret also den Anfängen!
Mäzen im Fadenkreuz
Seit langem machen einige selbsternannte Ultras verschiedener Bundesliga-Vereine Front gegen Dietmar Hopp. Dieser Mann hat als einer der innovativsten Unternehmer die Firma SAP aufgebaut und zu großen internationalen Erfolgen geführt. SAP ist heute eines der bedeutendsten globalen Unternehmen, das vielen tausend Menschen gute Arbeitsplätze bietet. Dietmar Hopp ist zugleich ein Mann, der in seiner Heimat auf dem Boden geblieben ist. Er hat sich sozial für seine Region in einem Maße engagiert wie kaum ein anderer Unternehmer in Deutschland und dabei einen großen Teil seiner Firmenerträge für unsere Gesellschaft – für Medizin, soziale Projekte und Sport – eingesetzt. Da er als Jugendlicher in seinem Heimatverein Fußball spielte und ein echter Fan dieses Sports war, realisierte er mit dem Hoffenheimer Verein seinen Traum: Aus dem Regionalliga-Team wurde der Bundesliga-Club TSG Hoffenheim. Viele Menschen in der Rhein-Neckar-Gegend freuen sich darüber, wenn inzwischen die Bayern aus München oder die Borussen aus Dortmund in Hoffenheim spielen.
Dreistufenplan des DFB
Die krawalligen Ultras versuchen mit ihren kriminellen Aktionen die Spiele kaputt zu machen. Gegen Dietmar Hopp und auch gegen den DFB richten sich die Hasstiraden einiger in verschiedenen Stadien. Es zeigt sich inzwischen, dass der vom DFB vorgegebene Dreistufenplan dagegen wenig bewirkt und kaum ein Allheilmittel bietet. Aufrufe der Stadionsprecher verhallen, Unterbrechungen des Spiels auf dem grünen Rasen werden von den Schiedsrichtern angeordnet, die Mannschaften gehen für eine kurze Zeit vom Platz. Präsidenten, Manager, Mannschaftskapitäne und andere eilen auf die Krawallbrüder auf den Tribünen zu, um diese zum Einrollen ihrer üblen Plakate zu bewegen. Das alles wirkt wie weiße Salbe zur Bekämpfung von Krebsgeschwüren. Im Prinzip geschieht dies so seit Jahren; nur Hass und Rassismus in den Arenen des Fußballs haben immer weiter zugenommen.
Härtere Sanktionen durchsetzen!
Diese Eskalation ist gewiss nur schwer in den Griff zu bekommen. Wichtig ist jedoch, dass die Vereine die Kontrollen an den Eingängen wesentlich verschärfen müssen. Plakate, Transparente und Feuerwerkskörper sind nicht so einfach in der Hose zu verstecken wie ein Taschentuch. Die zigtausend echten Fans, die das Spiel begeistert sehen und genießen wollen, dürfen sich ihr Vergnügen, für das sie viel Geld bezahlen, nicht von Kriminellen miesmachen lassen. Gewiss gehört persönlicher Mut dazu, für die Polizei und die Ordner in den Stadien diejenigen zu identifizieren, die in dem jeweiligen Tribünen-Block Straftaten begehen. Und wenn Spielunterbrechungen wenig helfen, sollten die Schiedsrichter die dritte Stufe des DFB-Plans beherzt zünden und das Spiel wirklich abbrechen. Sollten die kriminellen Ultras einem Verein zuzuordnen sein, da darf es in Zukunft nicht allein bei saftigen Geldstrafen bleiben, sondern zu spürbarem Punktabzug führen.
Recht und Ordnung auf dem Prüfstand
Fairness auf dem Rasenplatz wird von allen Spielern gefordert, Unfairness mit gelben und roten Karen sanktioniert. Ebenso ist Fairness auf den Tribünen gefordert und einzuhalten. Recht und Ordnung müssen überall in unserer Gesellschaft eingehalten werden, denn sie sind die Basis unserer Demokratie. Viele Rechtsradikale, Ultras und Neonazis sind bereits seit langem dabei, unser Gemeinwesen zu torpedieren. Die große Mehrheit in unserer Gesellschaft und in den Stadien darf dies nicht länger kampflos hinnehmen. Denn nicht nur Fußballspiele stehen auf der Kippe, sondern unser friedliches und freiheitliches Miteinander. „No go areas“, in denen Hass und Hetze herrschen, in denen sich Kriminalität entpuppt, darf es in unserem Rechtsstaat nirgendwo geben – weder in städtischen Vierteln noch in Fußballstadien.
Bildquelle: Pixabay, Bild von Wokandapix, Pixabay License
Dass Beleidigungen gegen Herrn Hopp Menschen erzürnen, ist nachvollziehbar.
Nicht nachvollziehbar und äußerst unverantwortlich ist es hingegen, die Vorkommnisse in den Stadien mit dem rechten Terroranschlag (!) von Hanau mit zehn Toten in Verbindung zu bringen.
Die Bayern-Fans haben Herrn Hopp bewusst beleidigt, um Aufmerksamkeit auf ihr Anliegen zu lenken. Die selben Bayern-Fans setzen sich jedoch ebenfalls seit Jahren aktiv gegen Rassismus ein und haben unter anderem dem jüdischen ehemaligen Bayern-Präsidenten Kurt Landauer zu neuem Andenken verholfen (Beispiel: https://www.zeit.de/sport/2018-01/kurt-landauer-stiftung-ultras-fc-bayern-muenchen-gruendung).
Das hätte man ohne allzu großen Recherche-Aufwand herausfinden können. Kritische Fans mit Nazis, Terroristen und Rassisten in einen Topf zu schmeißen und kräftig umzurühren, führt in der derzeitigen Situation sicher nicht weiter und zeigt nur, dass man sich bislang wenig bis gar nicht mit den Entwicklungen in deutschen Fankurven auseinandergesetzt hat.
Werter Herr Ost,
lange Zeit haben weder der DFB, noch die Bundesligaclubs ein Problem damit gehabt, dass in den Stadien und auf dem Weg dorthin gehasst, beleidigt, randaliert und sich geprügelt wurde. Das wäre, so wurde immer gesagt, ein gesellschaftliches Problem, der DFB, die DFL und die Clubs könnten nichts dafür.
Als es in Bremen zu bunt getrieben wurde, ist dem Bremer Senat der Kragen geplatzt und er hat die Veranstalter voon Fußballspielen dazu verpflichtet, sich an den Polizeieinsätzen zu beteiligen. Der DFB und die DFL reagierten empört. Man könne doch nichts dazu. Seitdem finden in Bremen keine Länderspiele mehr statt, die Stadt und das Weserstadion werden vom DFB boykottiert. Und zwar nicht, weil es dort gesetzlos zugeht, sondern deswegen, weil da mal einige Leute an ihre Verantwortung erinnert wurden.
Wie man den Konflikt jetzt lösen will, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Es ist viel zu lange gewartet worden, viel zu viel wurde unter den Teppich gekehrt. Aus Angst vor Image-Schäden, aus Angst vor Ärger mit Investoren und Sponsoren, mit TV-Anstalten, an die für sehr viel Geld die Übertragungsrechte verkauft wurden und mit denen es sicherlich einen Riesenärger gibt, wenn nicht wie vereinbart geliefert wird. Es ist nicht mehr 5 vor 12, eigentlich ist es schon ein Uhr.