Deutsche Unternehmen investieren seit einigen Jahren viel Kapital in ausländische Firmen. Das Beteiligungskapital, das 2018 ins Ausland floss, belief sich auf über 140 Mrd. €; im Jahr zuvor waren es gut 76 Mrd. €. Dagegen nehmen sich die Direktinvestitionen, die aus dem Ausland in deutsche Firmen gingen, eher bescheiden aus.
Aktiv im Euro-Raum
Das wichtigste Motiv für Auslandsengagements deutscher Unternehmen ist der Auf- und Ausbau ihres Vertriebs und ihres Kundendienstes. Danach rangieren als Gründe für Direktinvestitionen jenseits der deutschen Grenzen die Produktion vor Ort zur Markterschließung und die günstigeren Fertigungskosten. Rund zwei Drittel der deutschen Direktinvestitionen gingen im letzten Jahr in Länder des Euro-Raumes, vor allem in die Niederlande, nach Irland und Luxemburg. Dagegen hat Großbritannien 2018 seine Position als wichtigstes Zielland unter den übrigen EU-Staaten verloren; vielmehr gab es viele Firmen, die Kapital von dort abzogen – eine Folge der Unsicherheiten beim Brexit. Außerhalb Europas waren die USA ein besonders attraktives Ziel für deutsche Investoren.
Geringe Direktinvestitionen aus China
Ausländische Unternehmen versorgten 2018 in Deutschland ansässige Firmen mit frischem Direktinvestitionskapital: „Sie führten verbundenen Unternehmen netto 89 Mrd. € zu“, so berichtet die Deutsche Bundesbank. Dabei ging es indessen vor allem um konzerninterne Kredite in Höhe von 76 Mrd. €. Dagegen erhöhten ausländische Firmen ihr echtes Beteiligungskapital hierzulande gerade um 13,5 Mrd. €. Kapitalzuflüsse gab es vor allem aus Ländern des Euroraumes – insgesamt 85 %. Die Bundesbank hat festgestellt, dass mehr als die Hälfte der gesamten Zuflüsse für Direktinvestitionen 2018 aus den Niederlanden kamen. Die dort ansässigen Finanzierungstöchter „versorgten ihre hiesigen Konzernmütter mit Finanzmitteln“. Diese Finanzierungsform spielte zudem die wichtigste Rolle bei den Kapitalzuflüssen, die aus Irland und den USA kamen. Weiteres Investitionskapital stammte außerdem aus der Schweiz. Chinesischen Firmen kam dagegen 2018 „keine große Bedeutung als Investoren in Deutschland zu“, so die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht für März: „Sie hatten sich schon in den Vorjahren -trotz einzelner aufsehenerregender Übernahmen in Deutschland- vor allem in anderen Ländern engagiert.“ Damit widerlegt die deutsche Zentralbank alle Unkenrufer, die in jüngster Zeit immer wieder vor einem „Ausverkauf in Germany“ und insbesondere vor chinesischen Direktinvestitionen warnten. Insgesamt wird der Anteil chinesischer Unternehmen am gesamten Auslandskapital in Deutschland auf gerade einmal 2 bis 3 % geschätzt. Im Vergleich zu dem, was deutsche Firmen in der chinesischen Wirtschaft direkt investiert haben, ist das außerordentlich gering.
Neue Chancen im Reich der Mitte
Premierminister Li Keqiang hat auf der Jahrestagung des Nationalen Volkskongresses Anfang März in Peking eine weitere Öffnung der chinesischen Wirtschaft für ausländische Unternehmen angekündigt. So sollen die Kontrollen des Marktzugangs gelockert und die „Negativliste“ der Branchen gekürzt werden, in denen ausländische Firmen bisher nicht tätig werden konnten. Dazu wird auch gehören, dass Unternehmen, die zu 100 % in ausländischem Eigentum sind, in einigen Branchen aktiv werden können, in denen dies in der Vergangenheit verboten war. Die Führung der Volksrepublik ist bemüht, ausländische Investoren anzulocken und will die Zugangsbeschränkungen weiter lockern. Dazu plant die Staatliche Entwicklungs- und Reformkommission eine Reihe von Maßnahmen, die von einer fairen Beteiligung ausländischer Firmen bei öffentlichen Beschaffungen bis hin zum Zugang zu Finanzmitteln reichen.
Die ausländischen Direktinvestitionen in China sind 2018 insgesamt um 3 % auf 119 Mrd. € gestiegen. Um fast 70 % hat sich die Zahl der neu gegründeten Unternehmen mit ausländischem Investitionskapital erhöht. Diese Fakten spiegeln Fortschritte bei der weiteren Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in China für ausländische Unternehmen sowie deutliche Fortschritte auf dem -vor allem von den USA und der EU geforderten- Weg zu einem fairen Multilateralismus und zur Reziprozität wider. Mit einer Agenda des gegenseitigen Vertrauens, wie sie gerade die Bundeskanzlerin vorschlug, sollte es echte win-win-Entwicklungen zwischen der EU und China geben. Entscheidungen dafür könnte es bei den anstehenden EU-China-Gipfeltreffen in der nächsten Zeit geben. Ob US-Präsident Trump dann auch für eine berechenbare Außenhandelspolitik zu gewinnen sein wird, bleibt zu hoffen.
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