Thyssen-Krupp. Das ist das neueste düstere Kapitel aus dem Leer-Buch deutschen Managementversagens. Die Stahlallianz mit dem indischen Konkurrenten Tata ist abgesagt, auch die geplante Zweiteilung des Konzerns in eine Industrie- und Werkstofftochter ist passe. Der Schuldige schon am öffentlichen Pranger: Die Europäische Kommission mit ihrem Widerspruch gegen die Fusion. Das ist wiederum ein klassischer Fall, wo Ursache und Wirkung vertauscht wird um vom eigenen Fehlverhalten abzulenken. Warnungen aus Brüssel hat es genug gegeben, ebenso wie sich die Essener Manager unter ihrem Vorstandsvorsitzenden Guido Kerkhoff die vor kurzem erst auch in Brüssel gescheiterter Fusion zwischen dem französischem ALSTOM-Konzern und der Siemens-Zugsparte vor Augen hätten führen können.
Ein höherer zweistelliger Millionenbetrag ist nach Insiderschätzungen bislang von den Kruppianern für die Planungen ihres jüngsten Luftschlosses verpulvert worden. Wer gleichzeitig noch für dieses Jahr abermals mit hohen Verlusten rechnet und mehrere tausend Stellen streichen will, hat seine Unfähigkeit nun wirklich bewiesen. Auch die Rückstellungen in dreifacher Millionenhöhe für anstehende Strafzahlungen u.a. wegen Preisabsprachen lassen ein zwiespältiges Verhalten zu guter Unternehmensführung vermuten. Deutlich wird diese Widersprüchlichkeit auch an den einstigen vollmundigen Begründungen für die n gescheiterten Teilungen mit den nun wieder in den Mittelpunkt des Geschäftes rückenden Bereichen Stahl und Werkstoff. „ Es sind Geschäfte, die wir gut verstehen, in denen wir eine führende Marktposition haben.“ Auf einmal?? Allerdings soll das lukrative Aufzugsgeschäft an die Börse gebracht werden, um frisches Geld für die Restrukturierung der nun plötzlich wieder wunderbaren Bereiche Stahl und Werkstoff zu gewinnen. Alleine dieser Bereich erwirtschaftet die Hälfte der Konzernerträge. Und was passiert dann, wenn das Geld ausgegeben ist und die cash cow auf fremden Wiesen weidet? Trügerische Zeiten. Die Börse jubelt, die Kruppaktie erholt sich spürbar von ihrem etwa 40 Prozentigen Absturz und die Investoren reiben sich die Hände. Bald gibt es wohl viel zu verteilen. Kein Wunder. Die einstige Industrieikone wird wohl kaum widerauferstehen sondern absehbar filetiert und scheibchenweise unter die Investoren gebracht. Was ist da auch anderes zu erwarten: Ein Vorstand ohne Perspektive mit einem Hauptanteilseigner, der Kruppstiftung(21 Prozent), der offenbar mit wirtschaftlicher Ahnungslosigkeit gesegnet ist und alle Schlingerkurse mit gemacht hat, dicht gefolgt vom schwedischen Investor Cevian ( 18 Prozent ), der seine Gewinne aus dem Verkauf der Filetstücke erwarten kann . Dazu kommt ein frisch gekürter Aufsichtsrat, der hinter dem Vorstand steht, vielleicht auch nur um das totale Chaos zu vermeiden.
Und wo bleibt da die mächtige IG Metall? Kleinlaut hat sie sich in die Büsche von Duisburg-Bruckhausen geschlagen, betriebsbedingte Kündigungen will sie vermeiden. Zum großen Desaster kein Wort. Doch auch sie sollte zu einem mea culpa in der Lage sein und ihre industriepolitischen Strategien überdenken. Ihr ehemaliger nordrhein-westfälischer Bezirksvorsitzender Oliver Burkhard ist Personalvorstand des Unternehmens und mit verantwortlich für die katastrophale Lage.
Thyssen Krupp, Deutsche Bank, Bayer , die Automobilindustrie oder die Energiewirtschaft – das Land steht vor unruhigen Zeiten, die nicht nur in den Unternehmen fähige Führung verlangen.
Bildquelle: Wikipedia, Armin von Preetzmann aus dem Ruhrgebiet, Castrop-Rauxel, CC BY 2.0
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