White House

Trump heuert und feuert- wie ein Getriebener

US-Präsident Donald Trump hat ein massives Problem mit der Kommunikation. Sein rabiater Umgang mit dem Personal zeugt von tiefer Unzufriedenheit mit dem eigenen Erscheinungsbild. Nichts wollte ihm in den ersten sechs Monaten seiner Amtszeit gelingen, und nach der Denkungsweise eines selbstverliebten Egomanen kann das nur an den anderen liegen. So heuert und feuert er nach Belieben und wirkt dabei schon verzweifelt, regelrecht getrieben.

Jetzt also hat es Anthony Saramucci getroffen, nach nur zehn Tagen als Kommunikationsdirektor hat ihn Trump vor die Tür gesetzt. Amerikanische Medien werten das als öffentliche Hinrichtung. Der Präsident versichert, es herrsche kein Chaos im Weißen Haus, und die Mehrheit der Bevölkerung ist vom Gegenteil überzeugt.

Er ist peinlich und gefährlich

Dieser Mann im Oval Office ist nur noch peinlich. Und gefährlich. Statt Amerika groß zu machen, blamiert er es auf der internationalen Bühne, kraftmeiert gegenüber Russland, düpiert dabei auch die westlichen Bündnispartner und gibt sich selbst der Lächerlichkeit preis. Die Kluft zwischen Großmaul in Worten und Versager in Taten kann er partout nicht schließen, er verstrickt sich in Widersprüche über die Russland-Kontakte, bei den Republikanern rumort es, zunehmend ist von Amtsenthebung die Rede und immer wieder gelangen äußerst unangenehme Informationen an die Öffentlichkeit. Damit soll nun Schluss sein. Ex-General John Kelly soll als neuer Stabschef gründlich aufräumen, mit militärischem Drill und weitgehend freier Hand.

Die Entlassung von Scaramucci war sein erstes Husarenstück und die unmissverständliche Warnung an alle: Seht her, so schnell kann einer, der gerade noch Günstling des Präsidenten war, in Ungnade fallen. Nun hat es sicher keinen Falschen getroffen, denn Scaramucci hatte sein Fähnchen nach dem Wind gehängt, alten Überzeugungen abgeschworen und von Anfang an ein Glaubwürdigkeitsproblem. Mit seiner derben Ausdrucksweise, etwa der Aussage, er versuche nicht, seinen eigenen Schwanz zu lutschen, setzte der Kommunikationsprofi sich zusätzlich der Kritik aus. Dabei war er doch seinem Chef sehr ähnlich, Scaramuccis Verfehlungen müssen ganz nach Trumps Geschmack gewesen sein. Aber jetzt ist militärische Disziplin angesagt, und der Good Fellow von gestern ist der Schurke von heute, gefeuert ohne offiziell ins Amt gelangt zu sein.

Twitter-Manie besorgniserregend

Trump sucht verzweifelt nach Ausputzern, die ihn gut aussehen lassen. Er setzt verstärkt auf ehemalige Generäle, deren Loyalität und Durchsetzungskraft, um den eigenen Laden in den Griff zu bekommen. Zugleich setzt er sich damit auch stärker deren politischen Ansichten aus, was für Entscheidungen in Krisenlagen militärischen Lösungen mehr Gewicht einräumen kann.

Fraglich bleibt darüber hinaus, ob sich der Präsident selbst in die Pflicht nehmen und disziplinieren lässt. Seine Twitter-Manie zeugt nicht nur von einem feudalen Kommunikationsverständnis, nach dem der Fürst dem Volk nach Belieben Bröckchen hinwirft. Sie lässt auch Rückschlüsse auf seine Persönlichkeit zu, die besorgniserregend sind.

Neurotische Tendenzen
Forscher von den Universitäten Trier und Queensland (Australien) haben in einer soeben veröffentlichten wissenschaftlichen Studie zu Donald Trumps Tweets „neurotische Tendenzen“ ausgemacht. Nach einer Analyse der Twitter-Beiträge bis zur Präsidentschaftswahl charakterisieren Christian Fisch und Martin Obschonka den amerikanischen Präsidenten als „unternehmerisch geprägte Persönlichkeit mit kreativem Potenzial, ausgeprägtem Konkurrenzdenken, einem Hang zum Brechen von Konventionen – allerdings auch mit neurotischen Tendenzen“. Wahrlich keine Empfehlung für das höchste Amt im Staate.
Bildquelle: pixabay, User geralt, Public Domain, CC0 1.0
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Die promovierte Medienwissenschaftlerin arbeitete mehr als 20 Jahre in der Politikredaktion der Westfälischen Rundschau. Recherchereisen führten sie u. a. nach Ghana, Benin, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, China, Ukraine, Belarus, Israel und in das Westjordanland. Sie berichtete über Gipfeltreffen des Europäischen Rates, Parteitage, EKD-Synoden, Kirchentage und Kongresse. Parallel nahm sie Lehraufträge am Institut für Journalistik der TU Dortmund sowie am Erich-Brost-Institut für Internationalen Journalismus in Dortmund wahr. Derzeit arbeitet sie als freie Journalistin.


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