Das hat man ja oft erlebt im Leben, dass die Chefs nicht weichen mögen. Weil sie nicht wollen, aus Altersstarrsinn, weil sie sich für unersetzlich halten. Das gab und gibts in Familien, in Unternehmen, und natürlich in der Politik. Wie man das gerade besichtigen kann in der CSU. Deren Parteivorsitzender hat sich mal als Retter der Christsozialen feiern lassen, als Beckstein und Huber den einst gefeierten Edmund Stoiber aus den Ämtern drängten, weil der Stoiber nicht gemerkt hatte, dass es Zeit gewesen wäre, zu gehen. Doch dann scheiterten die Nachfolger selber sehr bald und plötzlich war von den Strauß-Erben niemand mehr da. Also musste einer wie Horst Seehofer übernehmen. Er wurde Ministerpräsident und Parteichef, ein geachteter Politiker im Bayernland und vor allem in der CSU. Schließlich hat er ihnen in einem folgenden Wahlkampf Jahre später die absolute Mehrheit wiedergebracht. Aber das ist lange her, es ist Geschichte, vergessen. Ruhm vergeht schnell.
Jetzt gilt der Mann aus Ingolstadt als der CSU-Parteichef, der die schlimmste Niederlage zu verantworten hat. Um zehn Prozentpunkte ist die CSU reduziert, gestutzt, gerupft worden, auf Normalmaß, würden sie im übrigen Teil der Republik sagen. Im Freistaat war das anders, weil ja die CSU sich dessen rühmte, dass sie das weißblaue Bayern erfunden habe. Die CSU hatte nicht mitbekommen, dass sich die Zeiten geändert hatten und mir ihr die Leute und ihre Wünsche und Ziele und Träume. Deshalb landete sie sehr unsanft auf dem Hosenboden. Und muss die Macht teilen, sie wird noch merken, auf wieviele Bereiche im öffentlichen Leben sich das auswirken wird. Es wird in Zukunft nicht mehr reichen, das Parteibuch der Christsozialen für bestimmte Posten.
Als die SPD in NRW die Macht verlor
Man frage die SPD in NRW, die fast 40 Jahre im bevölkerungsreichsten Land regierte, fast wie sie wollte und darüber vergaß, dass ihre Beliebtheit vor allem auch mit der Person von Landesvater Johannes Rau zusammenhing. Und als der nicht mehr da war, verfiel die Macht in wenigen Jahren. Die Arroganz der Macht war eines der Probleme, die die SPD in die Opposition abstürzen ließ, die Entfernung von ihren Wählerinnen und Wählern, das Gefühl für das Land und die Interessen und Befindlichkeiten der Menschen hatte die Partei verloren. Wie jetzt die CSU in Bayern. Und wenn die CSU nicht aufpasst und zuhört und den Leuten aufs Maul schaut, wird sie sich noch weiter entfernen von den Landeskindern. Und dann kann es beim nächsten Mal noch tiefer bergab gehen.
Macht, politische Macht ist geliehen und muss alle paar Jahre bei Wahlen wieder erkämpft werden. Es gibt keine Erbhöfe, Verdienste werden schnell vergessen, selbst wirtschaftliche Erfolge werden als Selbstverständlichkeit angesehen und niemandem gedankt. Schließlich haben die Bürger am Fortschritt des Landes ja mitgewirkt, mit ihren Händen und Köpfen.
Wem das Beispiel mit der SPD in NRW nicht gefällt oder nicht ausreicht, der sollte an Baden-Württemberg denken, wo die CDU 57 Jahre regierte und seit ein paar Jahren froh sein muss, Juniorpartner in einer von den Grünen geführten Landesregierung zu sein. Winfried Kretschmann hat das Kunststück fertig gebracht, ein Mann, der von links unten kam und heute für das konservativ-moderne Element im Land der Cleverles steht.
Zurück zu Bayern. Horst Seehofer ist zu einem Getriebenen der Politik geworden, er ist, wie die „Süddeutsche Zeitung“ es kommentierte, der Vater der größten Niederlage der CSU seit Menschengedenken. Er ist mit 69 Jahren ein Mann ohne politische Zukunft, die hat er hinter sich. Und wenn er nicht freiwillig geht, werden sie ihn eines nicht fernen Tages vom Hof jagen, spätestens dann, wenn seine politischen Töchter und Söhne befürchten müssen, durch die Halsstarrigkeit eines Horst Seehofers um den eigenen politischen Erfolg gebracht zu werden. Horst Seehofer steht einer Weiter-Entwicklung in Berlin und München im Weg. Er sollte den Weg freimachen, gehen, bevor er gegangen wird.
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