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Home Kultur

Von Pascal bis Pop – Fundsachen und Gelegenheiten

Joke Frerichs Von Joke Frerichs
6. April 2019
Paul Klee - Tempelgärten

Wieder einmal krame ich in alten Buchbeständen und finde drei ziemlich ramponierte Reclam-Bändchen. Zunächst eine Aufsatz- bzw. Vortragssammlung von Odo Marquard: Abschied vom Prinzipiellen. Ich hatte 1968  einige Vorlesungen von ihm besucht und mich vor allem an seinen Formulierungskünsten ergötzt. Sein Fazit über die Studentenbewegung lautete: Nach der materiellen Fresswelle kam die ideologische.

In dem Band findet sich auch die nachdenkenswerte Formulierung: Erfahrung ohne Philosophie ist blind; Philosophie ohne Erfahrung ist leer; und von sich selbst sagt er: mein Genre ist die Transzendentalbelletristik. Auch seine Aufsatz- oder Vortragstitel sind originell. Einer lautet: Inkompetenzkompensationskompetenz? In diesem Beitrag spricht er davon, dass die Philosophie auf nahezu allen Gebieten im Vergleich zu den positiven Wissenschaften an Kompetenz eingebüßt hat und nun dabei ist, sie sukzessive wieder zu erlangen; zumindest in Teilgebieten oder Randbereichen. Kompetenz definiert er wie folgt: Kompetenz hat offenbar irgendwie zu tun mit Zuständigkeit und mit Fähigkeit und mit Bereitschaft und damit, dass Zuständigkeit, Fähigkeit und Bereitschaft sich in Deckung befinden, womit gerade bei der Philosophie von Anfang an nicht unbedingt gerechnet werden kann; denn schon immer hat es Philosophen gegeben, die für nichts zuständig, zu manchem fähig und zu allem bereit waren.

Ein weiterer Beitrag handelt von der Bedeutung des Mythos für das Bewusstsein der Menschen. Er definiert den Mythos als Bedürfnis, Geschichten zu erzählen oder sich erzählen zu lassen, als täglicher Klatsch, Legenden, Fabeln, Sagen, Epen, Reiseerzählungen, Märchen, Kriminalromane, und was es an Geschichten sonst noch gibt. Mythen sind – ganz elementar – justament dieses: Geschichten. Wer den Mythos verabschieden will, muß also die Geschichten verabschieden, und das geht nicht; denn: Wir Menschen sind immer in Geschichten verstrickt. An anderer Stelle hatte er einmal geschrieben: Philosophie, das ist die Summe der Geschichten, die wir erzählen. Ganz im Sinne von Hannah Arendt: Was uns frei macht, sind die Dinge, von denen wir erzählen können.

Danach lese ich Blaise Pascals „Gedanken“:  Im Fragment 34 findet sich jene Stelle, die der Schriftsteller und Philosoph Hartmut Lange das  Pascalsches Erschrecken nennt: Bedenke ich die kurze Dauer meines Lebens, aufgezehrt von der Ewigkeit vorher und nachher; bedenke ich das bisschen Raum, den ich einnehme, und selbst den, den ich sehe, verschlungen von der unendlichen Weiter der Räume, von denen ich nichts weiß und die von mir nichts wissen, dann erschaudere ich und staune, dass ich hier und nicht dort bin; keinen Grund gibt es, weshalb ich grade hier und nicht dort bin, weshalb jetzt und nicht dann.

Im Fragment 84 heißt es über die Langeweile: Nichts ist dem Menschen unerträglicher als völlige Untätigkeit, als ohne Leidenschaften, ohne Geschäfte, ohne Zerstreuungen, ohne Aufgabe zu sein. Dann spürt er seine Nichtigkeit, seine Verlassenheit, sein Ungenügen, seine Abhängigkeit, seine Unmacht, seine Leere. Allsogleich wird dem Grunde seiner Seele die Langeweile entsteigen und die Düsternis, die Trauer, der Kummer, der Verdruß, die Verzweiflung.

Pascal gehört neben Montaigne zu den Frühaufklärern. Wie dieser schreibt er originell, selbstironisch und tiefgründig. Im Fragment 86 z.B.: So habe ich oft gesagt, dass alles Unglück der Menschen einem entstammt, nämlich, dass sie unfähig sind, in Ruhe allein in ihrem Zimmer bleiben zu können. Im selben Fragment schreibt er über das Vergnügen der Einsamkeit, vom Wesen der Suche und davon, in Ruhe nachdenken zu können.

Und der dritte kleine Band versammelt Aufsätze von Hans-Georg Gadamer unter dem Titel: Die Aktualität des Schönen. Kunst als Spiel, Symbol und Fest. G. fragt nach der anthropologischen Basis unserer Erfahrung von Kunst. Seine These ist, dass es bei jeder Kunsterfahrung einen Resonanzboden in uns selbst geben muss, der die wahrgenommenen Anreize aufnimmt und deutet. Und er fragt: Worauf beruht die Bedeutung der Kunst? Was ist dieses Mehr, das hinzukommt, wodurch offenkundig Kunst erst zu dem wird, was sie ist? Kant hat dieses Mehr nicht inhaltlich bestimmen wollen. Sein großes Verdienst war aber, dass er nicht bei dem bloßen Formalismus des ‚reinen Geschmacksurteils’ stehengeblieben ist, sondern den ‚Standpunkt des Geschmacks’ zugunsten des ‚Standpunkts des Genies’ überwand. Das Genie ist nach Kant  ein Günstling der Natur; d.h.: er ist von Natur aus so begünstigt, dass er etwas noch nie Geschaffenes kreiert. Dabei ist offenbar die Bestimmung der Kunst als das Schaffen des Genies von der Kongenialität des Aufnehmenden niemals wirklich zu trennen. Beides ist ein freies Spiel.

Und dann formuliert er eine Erfahrung, die auch unsere ist: Wenn man durch ein Museum gegangen ist, tritt man nicht mit demselben Lebensgefühl, mit dem man in es eingetreten ist, aus ihm wieder heraus; wenn man wirklich eine Erfahrung von Kunst erfuhr, ist die Welt lichter und ist die Welt leichter geworden.

Nach soviel Theorie wenden wir uns der Realität zu und erleben exakt dieses Gefühl, von dem Gadamer gesprochen hat. Wir besuchen die Ausstellung Kristallwelt des Malers Bernd Zimmer in der Kunsthalle Wilhelmshaven. Er setzt sich in seinen Werken mit den Urkräften des Weltalls und der Natur auseinander, die er gewissermaßen elementar darstellt: in kräftigen Farbkonstellationen, wobei das Grün auf einigen Bildern dominiert und zwar in Variationen, die man so noch nicht gesehen hat: vom hellsten, leuchtenden Grün bis zum schwarzgrünen Dunkel einer Urwaldlandschaft. Z. hat seine Motive auf ausgedehnten Reisen durch Asien, Afrika und Nord- bzw. Südamerika gefunden und ihm gelingt es, seine Wahrnehmungen plastisch darzustellen, so dass der Zuschauer sich ganz darin verlieren kann. Das Angenehme an einem  Besuch der Kunsthalle WHV ist, dass man oft minutenlang allein vor einem Bild verweilen und sich ganz darin verlieren kann.

Anderntags besuchen wir im Küstenmuseum die Ausstellung Fotodesign und AlbumCoverArt von Aubrey Powell und Storm Thorgerson. Beide haben mit bekannten Popgruppen wie Stones, Genesis, Pink Floyd, Led Zeppelin u.a. zusammen gearbeitet und Cover zu deren Schallplatten entworfen. Unter dem Label Hipgnosis firmiert diese Kunstrichtung seither und scheint weithin bekannt zu sein. Jedenfalls haben Popgrößen wie Paul McCartney, Peter Gabriel, Mick Jagger, Keith Richards,  Roger Waters, David Gilmour oder Sting immer wieder den Kontakt zu den Künstlern gesucht und mit ihnen gemeinsam die Cover entwickelt; oft nach tagelangen, intensiven Diskussionen. Uns hat die Ausstellung auch deshalb sehr gefallen, weil sie mit der Musik unserer 68er Zeit untermalt war und die ein oder andere Erinnerung hervorrief.

 

Bildquelle: Wikipedia, Paul Klee – Tempelgärten, gemeinfrei

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Tags: AnthropologieErkenntnisKulturKunstLebenNaturPhilosophiePopSein
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