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Home Politik

Chat GPT – Was passiert da gerade?

Jürgen Brautmeier Von Jürgen Brautmeier
3. Januar 2023
Symbolbild "Künstliche Intelligenz"

Der neueste Hype über den Segen oder den Fluch der künstlichen Intelligenz hat den Namen „Chat GPT“. Um zu verstehen, was dieses Tool macht, was „maschinelle Lernalgorithmen“ leisten können, wie künstliche Intelligenz schon jetzt für jedermann nutzbar ist, ja, um die Aufregung in Schule, Hochschule und auch im Journalismus zu verstehen, die gegenwärtig herrscht, habe ich der Maschine mehrere Fragen gestellt:

„Was waren die zehn wichtigsten Gründe für die französische Revolution?“

Warum diese Frage? Nicht nur in der Schule wäre das ein schönes Thema für eine Hausarbeit. Nein, in meinem eigenen Geschichtsstudium hatte ich eine Woche Zeit, zu dieser Frage einen Essay zu schreiben. Das war in England, wo mein Tutor viel Wert darauflegte, dass Geschichte auch etwas mit Erzählen zu tun hat. Aber das nur am Rande. Wie lautet nun die Antwort von Chat GPT?

„Die französische Revolution war ein wichtiges Ereignis in der Geschichte Frankreichs und hatte viele Ursachen. Einige der wichtigsten Gründe für die Revolution waren:

  1. Finanzielle Probleme: Frankreich hatte schwere Schulden aufgrund von Kriegen und einer ungleichen Verteilung des Reichtums.
  2. Unzufriedenheit der Bürger: Es gab eine große Kluft zwischen Arm und Reich, und viele Menschen lebten in Armut.
  3. Unterdrückung: Der König und die Aristokratie hatten viel Macht und unterdrückten die Bevölkerung.
  4. Mangel an politischen Freiheiten: Die Menschen hatten keine politischen Rechte und konnten nicht am politischen Leben teilnehmen.
  5. Einfluss der Ideen der Aufklärung: Die Ideen der Aufklärung, die für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit standen, hatten die Menschen inspiriert und dazu beigetragen, ihre Unzufriedenheit zu schüren.
  6. Auswirkungen der amerikanischen Revolution: Die amerikanische Revolution hatte Frankreich dazu ermutigt, sich gegen die Unterdrückung zu erheben.
  7. Mangel an Nahrungsmitteln: Es gab Missernten und Hungersnöte, die dazu beigetragen haben, dass die Menschen unzufrieden waren.
  8. Korruption und Ineffizienz der Regierung: Die Regierung war korrupt und unfähig, die Probleme des Landes zu lösen.
  9. Auswirkungen von Kriegen: Frankreich hatte viele Kriege geführt, die dazu beigetragen haben, dass das Land in Schulden geriet.
  10. Unzufriedenheit der Aristokratie: Auch viele Mitglieder der Aristokratie waren unzufrieden mit der bestehenden Ordnung und waren bereit, Veränderungen zu unterstützen.“

Donnerwetter! Das kann sich sehen lassen – und hätte mir im Studium einen Teil der Recherchearbeit erspart. Und man ahnt, was in Zukunft daraus werden könnte. Für fundierte Informationen reicht es zwar noch nicht, aber je mehr das Netz mit Informationen gefüllt ist, umso mehr wird der Zugriff auf vorhandenes Wissen erleichtert und dessen Verwertung perfektioniert. Und man muss ja nicht direkt an Schule und Hochschule denken, für die in Zukunft nicht mehr so einfach erkennbar sein wird, was an eigener Leistung in einer Abhandlung steckt.

Für den Journalismus ergibt sich ein anderes Problem: Nicht nur die Recherche vor der Abfassung eines Textes wird einfacher, sondern auch das Schreiben kann automatisiert werden. Wer zum Beispiel als Sportreporter einen Nachruf auf Pelé schreiben soll, dem kann Chat GPT bei der Frage: „Wer war Pelé und was bleibt von ihm in Erinnerung?“ wie folgt helfen:

„Pelé ist der Spitzname von Edson Arantes do Nascimento, einem brasilianischen Fußballspieler, der als einer der besten und bekanntesten Fußballspieler aller Zeiten gilt. Er wurde am 23. Oktober 1940 in Minas Gerais, Brasilien geboren. Pelé spielte hauptsächlich als Stürmer und gewann während seiner Karriere drei Weltmeisterschaften mit der brasilianischen Nationalmannschaft.

Pelé ist auch bekannt für seine Karriere bei dem brasilianischen Klub Santos FC und dem New York Cosmos in der North American Soccer League (NASL). Er wurde insgesamt 12 Mal Torschützenkönig und erzielte während seiner Karriere über 1000 Tore, was ihm den Spitznamen „König des Fußballs“ einbrachte.

Pelé bleibt vor allem wegen seines unglaublichen Könnens und seiner Erfolge im Gedächtnis. Er wurde in viele Hallen der Fame aufgenommen und gilt als einer der größten Sportler aller Zeiten. Er hat auch dazu beigetragen, den Fußball als Sport in den USA populär zu machen.“

Naja. Da fehlt viel, vor allem sein ganzes Leben jenseits des Fußballs. Die Antwort auf die Kontrollfrage, ob Pelé noch lebt, legt aber auch eine der Schwächen des Chatbots offen:

„Pelé, der vollständig als Edson Arantes do Nascimento bekannt ist, ist eine brasilianische Fußballlegende und der berühmteste Fußballspieler aller Zeiten. Er wurde 1940 geboren und ist somit 82 Jahre alt. Ich weiß nicht, ob er noch am Leben ist, da ich keinen Zugriff auf aktuelle Informationen habe. Ich kann Ihnen jedoch sagen, dass er immer noch als einer der größten Fußballspieler der Geschichte gilt und sein Beitrag zum Fußballsport unbestreitbar ist.“

Noch hapert es also an der Aktualität und der Tiefe des vorhandenen Wissens, wie die Beispiele belegen. Aber es handelt sich um künstliche Intelligenz und maschinelle Lernalgorithmen. Wie rasant sich das weiterentwickelt, kann man sich leicht ausmalen. Die Frage nach den Chancen und Risiken beantwortet Chat GPT übrigens auch:

„Eine Möglichkeit, einem Leser die Chancen und Risiken von Chat GPT zu erklären, ist, Folgendes zu betrachten:

Chancen:

  • Chat GPT kann in der Kommunikation mit Menschen eine große Hilfe sein, indem es schnell und zuverlässig Antworten auf Fragen gibt.
  • Es kann auch dazu beitragen, die Effizienz von Unterhaltungen zu erhöhen, indem es auf Anfragen und Bemerkungen von Menschen reagiert, wodurch weniger Zeit für die Bearbeitung von Anfragen benötigt wird.
  • Chat GPT kann auch dazu beitragen, die Qualität von Kundenservice zu verbessern, indem es schnelle und präzise Antworten auf Kundenanfragen liefert.

Risiken:

  • Chat GPT basiert auf maschinellen Lernalgorithmen und kann daher möglicherweise nicht immer korrekte oder angemessene Antworten liefern. Es ist wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass Chat GPT kein Ersatz für menschliches Denken und Urteilsvermögen ist und daher nicht in allen Fällen vertrauenswürdig ist.
  • Chat GPT kann auch dazu führen, dass Menschen weniger miteinander kommunizieren, da sie möglicherweise dazu neigen, sich auf die Kommunikation mit dem System zu verlassen. Es ist wichtig, dass Menschen weiterhin direkt miteinander kommunizieren und dass Chat GPT nur als Hilfsmittel genutzt wird.
  • Es besteht auch das Risiko, dass Chat GPT missbraucht wird, indem es zur Verbreitung von Falschinformationen oder zur Durchführung von Betrug genutzt wird. Es ist wichtig, dass Menschen lernen, kritisch zu denken und die Glaubwürdigkeit von Informationen, die von Chat GPT bereitgestellt werden, zu überprüfen.“

KI und Chatbots können und dürfen in der Tat „kein Ersatz für menschliches Denken und Urteilsvermögen“ sein. Immanuel Kant und seine „selbstverschuldete Unmündigkeit“ lassen grüßen! An dieser Stelle sei es aber jedem selbst überlassen, sich ein eigenes Bild zu machen. Es bleibt abzuwarten, wie rasant sich das Ganze weiterentwickelt. Auf jeden Fall wird es immer einfacher, Vorhandenes wiederzugeben, und es wird immer weniger als solches erkennbar. Deshalb ist die öffentliche Aufmerksamkeit und die Aufregung, die Chat GPT gegenwärtig erzeugt, nicht ganz unbegründet. Die Diskussion um Plagiate in der Wissenschaft oder um Fake-Artikel im Journalismus ist vor diesem Hintergrund nicht zu Ende. Im Gegenteil, sie erhält eine neue Dimension. Wer dagegen Neues und bisher Unbekanntes sucht oder darüber etwas schreiben will, kann und sollte sich darauf konzentrieren. Dies wird sowohl in der Wissenschaft wie im Journalismus ein wichtiger Punkt sein, um Qualität zu beweisen.

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Tags: ChatbotfakenewsHochschuleImmanuel KantJournalismusKIKünstliche IntelligenzLernalgorithmenPlagiateQualitätSchuleUnmündigkeit
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Comments 1

  1. Jan Piatkowski says:
    3 Jahren ago

    Schöner Artikel, vielen Dank! Man muss dazu wissen, dass ChatGPT einen „Wissensstand“ Ende 2021 hat. Nicht wenige sehen da auch eine Konkurrenz zu Google, was aber in der jetzigen Phase noch verfrüht ist. Meine Gedanken dazu: https://www.piatkowski.net/2023/01/03/ai-kuenstliche-intelligenz-neue-welt-der-inhalte/

    Antworten

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