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Das teure Image-Problem der Intendanten von ARD und ZDF

Christoph Lütgert Von Christoph Lütgert
15. August 2020
Statue, König Lear setzt sich selbst die Krone auf

Dieser Tage konnte man es wieder in diversen Zeitungen nachlesen: Die Damen und Herren Intendanten von ARD und ZDF und ihre vielen Direktor*Innen verdienen ordentlich, sehr ordentlich sogar. Und der geneigte Gebührenzahler könnte sich fragen, wie das zusammengeht: Einerseits Top-Gehälter für die öffentlich-rechtlichen Fernsehbosse und andererseits das Gejammere über allzu knappe Gelder.

Der Westdeutsche Rundfunk, der bayerische, der Norddeutsche und all die anderen Fernseh- und Rundfunkanstalten sind keine Pommesbuden, schreibt der Mediendienst „Meedia“ völlig zu Recht. Und es ist unbestreitbar, dass öffentlich-rechtliche Fernseh- und Rundfunkprogramme in unserer Demokratie unverzichtbar sind. Je labiler diese Demokratie ist, je lauter die Verschwörungstheoretiker und Systemfeinde schreien, umso wichtiger ist es, dass ARD und ZDF sachlich und tiefgreifend informieren, dass sie Orientierung geben. Das können sie und das tun sie auch. Gerade in den Corona-Zeiten haben sie es Tag für Tag, Abend für Abend bewiesen.

Gutes Programm kostet gutes Geld. Wer darüber lamentiert, dass die Rundfunk- und Fernsehgebühren demnächst auf 18,36 Euro im Monat steigen sollen, möge alle Hörfunk- und Fernsehangebote zusammennehmen: die Sendungen von ARD, ZDF, ihren Ablegern wie zdf neo oder one, den Dritten Programmen, sowie 3SAT und ARTE. Das kann ein Einzelner gar nicht konsumieren – und das alles monatlich für den Preis von nicht einmal zwei Kinokarten.

Andererseits ist immer wieder der Vorwurf zu hören, ARD und ZDF zahlten allzu opulente Gehälter. Da sei noch viel Fett, das man wegschneiden könne. So eine Pauschalisierung ist grob ungerecht. Viele Freie Mitarbeiter, die einen Großteil der Programme produzieren, müssen für ein Salär und unter Bedingungen schuften, die man schon prekär nennen kann. Und sie sind noch nicht mal sozial abgesichert. Die Monatsgehälter festangestellter Redakteure gehen – auch nicht übermäßig üppig – bei 3.700 Euro los. Sie können bis 11.000 Euro steigen. Aber das Gros muss sich mit weit weniger zufriedengeben.

So sind es nicht nur, aber ganz bestimmt sehr wesentlich die Intendanten und Intendantinnen, die Direktoren und Direktorinnen und die vielen anderen Spitzenverdiener mit den außertariflichen AT-Verträgen, die das Bild eines öffentlich-rechtlichen Systems prägen, das sich selbst zu üppig alimentiert. Man darf vielleicht mal fragen, welch überragende Leistungen die ARD-Intendanten bringen, dass sie – aufgemerkt !!! – mehr verdienen als die Regierungschefs ihrer jeweiligen Länder: Tom Buhrow vom WDR pro Jahr 395.000 Euro, Ulrich Wilhelm vom Bayerischen Rundfunk 388.000 und NDR-Intendant Joachim Knuth 360.000 Euro. Ein Ausweis überragender Managementfähigkeit war es bestimmt nicht, dass noch im Januar dieses Jahres der scheidende NDR-Intendant Lutz Marmor jubilierte, er übergebe ein „gut bestelltes Haus“; und ein paar Monate später musste der neue Intendant Joachim Knuth, auch schon seit Jahren in der Senderführung, schmerzhafte Einsparungen ankündigen, weil plötzlich 300 Millionen Euro fehlen – 300 Millionen !!!

Man möge es eine Neiddebatte nennen, aber was der renommierte Wirtschaftsjournalist Gabor Steingart ausrechnete, hat es in sich: Allein für das Gehalt des WDR-Intendanten gehen die Gebühren von 1881 Beitragszahlern drauf. Wenn man das für alle ARD- und ZDF-Spitzengehälter umrechnet, dürfte man auf eine Riesengruppe von zigtausend Beitragszahlern kommen, die ihre Gebühren nur dafür überweisen, dass in den Sendern die ganz oben so satt verdienen.

Gewiss, die Chefs privater Medienunternehmen und ganz vorne weg die Vorstandsmitglieder des Axel-Springer-Verlages bekommen viel, viel mehr. Im Vergleich  zu denen sind die Intendanten von ARD und ZDF fast schon wieder Sozialfälle. Es ist eben immer eine Frage der Perspektive. Aber die meisten Gebührenzahler gucken nun mal von  unten. Zurück zum Anfang: Gutes Fernsehen und gutes Radio kosten viel Geld. 18,36 Euro pro Monat sind dafür nicht zuviel. Und die Intendantinnen und Intendanten von ARD und ZDF haben ein hohes Maß an Verantwortung – Verantwortung aber eben auch für das Image ihrer Sender. Und dafür könnten sie selbst einiges tun, ohne dass sie gleich in Armut fallen müssten.

Bildquelle: Pixabay, Bild von MikesPhotos, Pixabay License

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Tags: GebührenzahlerIntendantengehälterLeistungsgerechtigkeitÖffentlich-rechtlicher RundfunkRundfunkgebührenSoziale GerechtigkeitVerantwortung
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Comments 1

  1. Jan-Peter Brodersen says:
    5 Jahren ago

    Diese Gehälter, selbst die der festangestellten Redakteure, sind ein Schlag in das Gesicht des Normalbürgers. Diese Gesellschaften bezeichnen sich als Öffentlich-Rechtlich, dann sollten sich mit dem TVÖD begnügen. Wenn ich den Spitzensatz des festangestellten Redakteure von 11000 Euro sehe ist das vergleichbar eines Generals der Bundeswehr. Von den Intendanten einmal ganz abgesehen. Ich sehe hier weder das diese Damen und Herren eine vergleichbare Verantwortung noch über die entsprechende Integrität verfügen.

    Antworten

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