Am 8. Mai 1945 endete der II.Weltkrieg und jährt sich also zum 73. Mal. Deutschland kapitulierte zu Wasser, zu Lande und in der Luft. Mehr als 50 Millionen Tote waren zu beklagen. Nach mehr als sieben Jahrzehnten, da noch immer in vielen Städten Blindgänger und Bomben gefunden und gesprengt werden, finden nicht nur bei Demonstrationen rechtextremer Gesinnungstäter manche es an der Zeit, dass alles was diesem mörderischen Krieg voraus ging, endlich hinter sich zu lassen sei. Jeden Montag hallt den Abendspaziergängern in Dresden aus Lautsprechern entgegen, endlich den Schuldmythos abzulegen und die Vergangenheit mit einem Schlussstrich zu versehen. Die Aufforderung wird bejubelt wie die Forderung, endlich nur noch nach vorn zu schauen.
Die Vergangenheit soll endlich verabschiedet werden und endlich ruhen. Dahinter versteckt sich der gleiche Wahn, der zwölf Jahre braunen Terror ermöglichte. Die völkisch motivierte gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, die 1933 der Machtübergabe an die NSDAP und ihre faschistischen Kolonnen und der Ermordung der europäischen Juden vorausgingen, soll offenbar erneut geweckt werden.
Ausländerhass und Fremdenfeindlichkeit, begleitet von Antisemitismus zielen heute vor allem auf Flüchtlinge. Mehr als 60 Millionen Menschen weltweit, die aus Bürgerkriegen oder aus Gründen des Klimawandels ihre Heimatländer verlassen, und hoffen, im Norden des blauen Planeten Ruhe und Sicherheit zu finden. Schon fordern Funktionäre der AFD, die Grenzen des Landes wieder zu sichern und das Schussfeld freizuhalten, um die „anbrandende“ Flüchtlingswelle abzuwehren. Das Mahnmal für die ermordeten Juden in Berlin ist ihnen ein Mahnmal der Schande.
Demokratisches Europa verteidigen
73 Jahre nach Ende des II.Weltkrieges steht die Menschheit erneut an einem Scheideweg. Wieder ist ein Rüstungswettlauf im Gang. Der industrielle militärische Komplex produziert Waffen und Kriegsgeräte, die für Milliarden Euro oder Dollar in Krisengebiete des Nahen Ostens, nach Afrika oder Asien verkauft werden. Die USA und Russland entwickeln atomare Gefechtsfeldwaffen, die den Atomkrieg auslösen können. Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, warnt, die Welt sei seit langem nicht mehr so gefährdet gewesen und nahe an einem Krieg. Zugleich haben die USA einen Präsidenten gewählt, der das Ende des weltweiten Freihandels anpeilt. Allenthalben ist ein Rückfall in nationalistischen Egozentrismus zu beobachten, der auch die Europäische Union in ihrem Bestand gefährdet.
Rechtspopulistische, europafeindliche Parteien stellen bereits Regierungen wie in Ungarn, der Slowakei und in Polen, aber mobilisieren auch in Österreich und Italien Mehrheiten. US- Präsident Donald Trump propagiert „America first“ und Großbritannien hisst die nationale Flagge und verabschiedet sich aus der Europäischen Union. Die Gefahr ist groß, dass Europa in Kleinstaaterei zurückfällt und damit jeden Einfluss auf die internationalen Entwicklungen verliert.
Die Einheit Europas war nach der Verheerung des Kontinents durch das 3. Reich die wichtigste politische Errungenschaft der Nachkriegszeit, die sowohl wirtschaftlichen Erfolg, aber auch Jahrzehnte des Friedens brachte. Zugleich galt es als nachahmenswertes Beispiel für die Frieden stiftende Wirkung der Überwindung nationaler Grenzen. Europas Wiedergeburt wurde allein möglich, weil es eine von Kriegen und Grenzstreitigkeiten blutige Vergangenheit hinter sich ließ. 73 Jahre nach Ende des II. Weltkrieges ist es Zeit, daran zu erinnern und das demokratische Europa zu verteidigen.
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