• Über uns
  • Freund*innenkreis
  • Verein
  • Autor*innen
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Archiviert
  • Contra AfD
Montag, Mai 12, 2025
Blog der Republik
Advertising
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Blog der Republik
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Home Politik

Die düstere Analyse von Saul Friedländer: Blick in den Abgrund Israels

Norbert Bicher Von Norbert Bicher
7. Januar 2024
Saul Friedländer, 2010

Wer Israel verstehen will, der bekommt bei Saul Friedländer auf 237 Seiten einen Schnellkurs.  Schon der Titel – „Blick in den Abgrund“ – lässt ahnen, dass dieser Kurs nicht erbaulich, sondern ernüchternd ist. Friedländer (91), der große Chronist der Judenverfolgung und Judenvernichtung in Nazi-Deutschland („Das Dritte Reich und die Juden“, „Die Vernichtung“),  rechnet mit „Eretz Israel“, dem Land, in das er Ende der vierziger Jahre als Waisenkind kam und das für ihn, dessen Eltern von den Deutschen ermordet wurden, mit so viel Hoffnungen verbunden war, unerbittlich ab.

Aktueller Anlass für „Ein israelisches Tagebuch“ war sein Blick auf den als Justizreform getarnten Anschlag der Regierung Netanjahus auf die demokratischen Strukturen Israels. Von San Francisco aus hat Friedländer, bedeutendster Historiker Israels mit Lehrtätigkeiten auch in den USA und in Deutschland,  von Januar 2023 bis zum 26. Juli 2023 fast minutiös die Entwicklungen der Zuspitzung zwischen Befürwortern und der übergroßen Zahl der Gegner verfolgt und mit Intimkenntnissen seines jahrzehntelangen Heimatlands kommentiert. Nicht ahnend, dass der Blick in den Abgrund seit dem 7. Oktober, dem brutalen Überfall der Hamas auf israelische Zivilisten, eine neue, noch düsterere Dimension erhalten würde.

Zwischen den Zeilen bleibt offen, ob die Rechtsradikalen, die Ultraorthodoxen und die extremen Siedler in der Netanjahu-Regierung das Erstarken der Hamas als Chance ansahen, eine Zweistaaten-Lösung endgültig abzuschreiben und die Rückeroberung Palästinas durchzusetzen. Von einem „bösen Clown“ schreibt Friedländer über den 2007 wegen rassistischer Aufhetzung verurteilten Ben Gvir – jetzt Minister für Nationale Sicherheit in der Regierung – , der ruchlos seine  Ziele an großen Teilen des Volkes vorbei, jenseits von demokratischen Regeln einbringe.  „Wo immer es eine Möglichkeit für Untaten gibt, ist er zur Stelle.“

Die zweite Ebene der Notizen dieses  Autors, der lange in vielen Positionen des Staates – unter anderem als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums – mitarbeitete, bevor er Israel nach Ende seiner akademischen Karriere verlies, ist noch bedrückender. Denn Friedländer, der nach eigener Aussage lange ein  „Hardliner“ war, erklärt, dass das Erstarken der Rechten unausweichlich war, weil die Aschkenasim, die europäischen Juden, ihre Vormachtstellung im Land nutzten und die bevölkerungsmäßig immer stärker werdenden  Sephardim, die Juden aus Südeuropa und Afrika, diskriminierten. Selbst die Bezeichnung „Rassismus“ ist Friedländer in diesem Zusammenhang nicht zu hart. „Ich will das ganz deutlich formulieren: Schon bald nach seiner Gründung zur Zeit der massenhaften Einwanderung aus Nordafrika in den frühen 1950er Jahren, wurde Israel, bewusst oder unbewusst, zu einer rassistischen Gesellschaft: Für uns alle, die Aschkenasim, war es offensichtlich, dass die Neuankömmlinge irgendwie minderwertig waren, natürlich nicht offiziell, nicht rechtlich – wir waren nicht Südafrika – , aber implizit, in der Praxis.“ Ein harsches Urteil, eine bittere Selbsterkenntnis.

Und an anderer Stelle, unter dem Datum 2. Februar 2023, beschreibt er die aktuelle  Lage des Regierungslagers: „Israel ist zu einem Dschungel mit einigen sehr gefährlichen Raubtieren geworden.“ Um wenig später fortzufahren: „Israel ist keine Antwort auf den Antisemitismus; in einigen Fällen verstärkt es den Antisemitismus sogar noch.“ Dennoch, Friedländers Bindung zu Israel ist „unerschütterlich“, wenn auch – wie er schreibt – „irrational“.

So ist es nicht verwunderlich, dass sein letzter Tagebucheintrag am 26. Juli trotz der gerade in der Knesset verabschiedeten Justizreform einen Hauch von Hoffnung geben soll. In den Hunderttausenden, die monatelang – vergeblich – gegen die Zerstörung der Gewaltenteilung demonstriert haben, sieht er „die wunderbare Seite unseres Volkes“. Und: „Entgegen meiner düsteren Prognose und meiner rationalen Einschätzung möchte ich doch mit einem Hauch von Optimismus schließen, einem ganz leichten Optimismus, insofern die Proteste, so sie denn weitergehen, am Ende vielleicht doch irgendetwas Positives bewirken können. Ich würde also in aller Vorsicht behaupten, dass sich die gegenwärtige Koalition in nicht allzu ferner Zukunft von innen heraus auflösen wird.“

Nach den Massakern der Hamas vom 7. Oktober sah es nicht danach aus.  Netanjahu konnte darauf spekulieren, dass die äußeren Feinde das Land zusammenbringen und den erbitterten Streit um die Unabhängigkeit der Justiz verdrängen würden. Jetzt steht er vor dem Dilemma, dass Hamas und Hisbollah immer gefährlicher werden und dass das oberste Gericht Israels seine als „Reform“ getarnte Zerstörung der Demokratie Anfang 2024 gekippt hat. Der „Blick in den Abgrund“ wird Israel nicht los lassen und Friedländers Tagebuch bleibt eine unersetzliche Analyse, warum das Land diesem Abgrund so nah rücken konnte.

Saul Friedländer, Blick in den Abgrund – Ein israelisches Tagebuch, C.H.Beck-Verlag, 2024, 237 Seiten, 24 Euro.

Bildquelle: Christliches Medienmagazin pro, via Wikimedia Commons, CC BY 2.0

Print Friendly, PDF & EmailAusdrucken/PDF erstellen:
Teilen Sie diesen Artikel:
Instagram
Vorherigen Post

Die Agonie der Ampel hat einen Namen: FDP

Nächster Beitrag

Gedanken zur Hängematte

Nächster Beitrag
Hängematte

Gedanken zur Hängematte

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaut mal hier

  • Geschichtsrevisionismus: Basteln an der „zweiten Geburt“ 15.4.2025
  • Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW - Sahras Knechte 22.2.2025
  • Sätze aus dem Wahlprogramm der AfD - und was sie bedeuten 18.2.2025
  • Kulturbegriff der AfD : Aufgeladen mit völkischer Ideologie 5.2.2025
  • Das Spiel der Lobbyisten und Politiker: Erik Ahrens – Ein tiefer Fall innerhalb der rechtsextremen Netzwerke 23.1.2025
  • Petition: Finger weg von unserer Demokratie, Herr Musk 3.1.2025
  • AfD-Frau fordert DNA-Tests – und Ausbürgerung politischer Gegner 27.12.2024
  • Das Zentrum für politische Schönheit ist der Gegener der AfD mit den ausgefallenen Ideen. jetzt, zum Wahlkampf präsentieren die Aktivisten den Adenauer, einen ehemaliges Justizmobil und will damit so manche Veranstaltung besuchen. Der ganze Plan in diesem Video 13.12.2024
  • Mission Silberlocke: So Wollen Gregor Gysi, Bodo Ramelow Und Dietmar Bartsch die Politik aufmischen! Dämmert’s jetzt? Eine Rekonstruktion der konstituierenden Sitzung des Thüringer Landtags 24.11.2024
  • Dämmert’s jetzt? Eine Rekonstruktion der konstituierenden Sitzung des Thüringer Landtags 28.09.2024
  • Rechtsextremist Höcke und seine AfD: Durchgedrehte Elefanten im Porzellanladen der Demokratie. 27.09.2024
  • AfD macht ihre Wähler unglücklich 18.09.2024
  • Beeindruckende Doku über die Lage in Ostdeutschland nach den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen. Die Brandenburger sollten sich ansehen, welche Probleme auf ein Land zukommen, wenn die AfD 1/3 der Zustimmung bekommt. 12.09.2024
  • AfD bekommt „Medienbonus“ bei ARD und ZDF 10.09.2024
  • Mediales Versagen. Die öffentlich-rechtlichen Medien betreiben das Geschäft der Sahra Wagenknecht 09.09.2024
  • AfD & Höcke stoppen! An alle demokratischen Parteien: "Nie wieder ist jetzt". 03.09.2024
  • Mit Rechtsextremismus spielt man nicht, aber das "Adé AfD Spiel" ist absolut empfehlenswert! 29.8.2024
  • Höcke hetzt gegen deutsche Unternehmen, die sich für Demokratie und Vielfalt engagieren, und wünscht denen "schwere, schwere Zeiten". Siehe die u.s. Aussage des Direktors des Instituts der deutschen Wirtschaft, Prof. Dr. Michael Hüther: „Die AfD ist Gift für unsere Wirtschaft“ 28.8.2024
  • Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Prof. Dr. Michael Hüther: „Die AfD ist Gift für unsere Wirtschaft“ 27.8.2024
  • NZZ: Zu Besuch bei Björn Höcke: «Der ‹Kampf gegen rechts› schadet uns nicht», sagt er 22.8.2024
  • "NachDenkSeiten": Wagenknechts Schreibbrigade 12.8.2024
  • Wie die Freien Sachsen Politik mit Terror verändern wollen 2.8.2024
  • Höcke droht bei Wahlkampfveranstaltung der Polizei und kündigt "Besuch" der Polizeistation mit 1.000 vermutlich gewaltbereiten Rechtsextremisten an 29.07.2024

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 2.733 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

Werbung

[the_ad id="27291"]

Letzte Kommentare

  • Philipp Sonntag bei Wie der Krieg in der Ukraine beinahe ins Nukleare abgerutscht wäre
  • Sascha F. bei Ein JA mit schweren Hypotheken
  • Christoph Fischer bei Zwischenruf: Die SPD als Vizekanzler-Wahlverein?
  • Robert Rabe bei „Si vis pacem para bellum“ – „Wenn Du Frieden willst, rüste Dich für den Krieg“(Cicero)

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 2.733 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

  • Trending
  • Comments
  • Neueste
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

18. März 2024
Alice Weidel, Elon Musk und Esel, Screenshot Tik Tok

ARD-Wahlarena – Weidels Lügen sind Methode

18. Februar 2025
Screenshots von TikTok_Accounts aufgestachelter Bauern oder AfDlern oder anderen "Empörern"

Aufruf zur Bauerndemo in Berlin, AfD-Anhänger und andere Rechtsextreme mobilisieren.

24. Oktober 2024
Feigenblatt

Alice Weidel: Das lesbische Feigenblatt und das Familienbild der AfD

1. Januar 2025
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

Screenshot ARD-Mediathek zur Sendung von Caren Miosga

Talk bei Miosga: Die Entlarvung der Sahra Wagenknecht

Kriegszerstörungen in der Ukraine

Ukraine: Verantwortungsbewusstes Handeln statt gefährlicher moralischer Überheblichkeit

Mauer in der NS-Ordensburg Vogelsang mit NS-Adler im Mauerwerk

Lasst Höcke regieren!

White House Social Media Bild Trump als Papst

„Flood the Zone with Shit” – Es vergeht kein Tag, an dem Trump nicht eine besorgniserregende Entscheidung trifft

11. Mai 2025
Banksy Graffiti an der Mauer zur Westbank

Hauptsache, dieser elende Krieg geht zu Ende

11. Mai 2025
Ungarische Juden im KZ Auschwitz

So hat es damals auch angefangen – Margot Friedländers böse Erinnerung

10. Mai 2025
Kriegsgräber mit Erikapflanzen überwiachsen

8. Mai 1945- 8. Mai 2025. Nie wieder- Ein Krieg darf sich nicht lohnen

8. Mai 2025

BLOG DER REPUBLIK

Blog der Republik

Kategorien

  • Allgemein
  • Buchbesprechungen
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Politik
  • Wirtschaft

Kategorien

  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Standpunkte

Schlagwörter

AfD CDU Demokratie EU Frieden NoAfD Rechtsextremismus Ukraine USA wehrhafte Demokratie

© 2024 Blog der Republik.

Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!

© 2024 Blog der Republik

❤️ Unser Blog lebt durch Sie! ❤️

Das Erstarken der Rechtsextremen und Rechtspopulisten in ganz Europa in den letzten Jahren und gerade jetzt bei der Wahl zum Deutschen Bundestag besorgt uns alle zutiefst. Denn diese Kräfte wollen die zentralen Werte unserer Gesellschaft in Frage stellen und Demokratie als Lebens- und Regierungsform zerstören. Dagegen treten wir aktiv ein und engagieren uns für eine freiheitliche, soziale und gerechte Demokratie.

Dazu brauchen wir die Unterstützung unserer Leser*innen. Möchten Sie dazu beitragen, dass der Blog der Republik weiterhin informativ bleibt und sich weiterentwickeln kann?

Bereits mit 5 Euro helfen Sie uns, hochwertigen Journalismus zu sichern und neue Inhalte für Sie bereitzustellen.
Ihre Unterstützung macht den Unterschied!

Jeder Beitrag zählt – sind Sie dabei?

Ja, ich möchte den Blog der Republik unterstützen.