Omas gegen rechts!

Die vitale Lust, sich dem irrsinnigen Hass zu widersetzen.

Marianne Bäumler interviewte Dr. Dorothea von Ritter-Röhr, Psychotherapeutin, Jahrgang 1942. Sie gründete in Gießen die inzwischen bundesweite Initiative „Omas gegen rechts.“

M.B.: Wie lebendig sind die OMAS drauf, wenn es um die „große“ Machtpolitik geht, haben sie Erfahrungen mit Widerstand und welche schwächende Rolle spielten in ihrem Leben männliche Einschüchterungs-Methoden?

Die OMAS-GEGEN-RECHTS sind gut drauf wenn es um die „große Machtpolitik“ geht. Die meisten zählten zur 68er Generation und haben ihre aktiven Erfahrun­gen mit politischem Widerstand damals gemacht. Viele entstammen allerdings auch meinem Bekanntenkreis und es sind, glaube ich, überdurchschnittlich viele Studierte.

Männliche Einschüchterungsmethoden kennen sie alle, was dazu führte, dass wir bei unserem Monatstreffen (einmal im Monat) keine Männer dabei haben wollen bzw. die Gruppe keine dabei haben will. Ich sehe das etwas anders. Es kamen Argumente wie „sie reißen alles an sich; sie erklären einem die Welt; frau verhält sich anders, wenn Männer dabei sind…“, usw. Ich erlebe mich ja sowieso eher männerfeindlich, aber ich wollte sie nicht dezi­diert ausschließen, zumal es uns ja bei vielen anderen Verschiedenheiten nicht um Ausschluss sondern um Integration geht.

M.B.: Ältere Menschen werden ja oft als „rückschrittlich, von gestern“ abqualifiziert. Dabei sind viele Ältere aufgrund ihrer Lebenserfahrung weniger hektisch, möglicherweise enttäuscht und ernüchtert, aber vielleicht auch abgeklärter?

Unsere OMAS sind weder rück­schrittlich noch „von gestern“. Am digitalen Leben nehmen sie, wenn sie es brau­chen, über die Enkel teil. Sie haben natürlich eine ungeheure Lebenserfahrung und eine große Toleranz­breite sowie eine Sehnsucht nach Frieden, zumal die Eltern der OMAS alle den zweiten Weltkrieg miterlebt haben.

M.B.: Seid ihr in Gießen auch auf totalitär gesinnte OMAS gestoßen? Solche, die rumhetzen, aber nichts erkennen wollen?

Unsere OMAS sind ja überparteilich. Wir haben sicher keine OMA von der AfD, aber OMAS von der CDU – ich habe die Gretchenfrage nicht gestellt -, würde ich aber vermuten.

M.B.: Gibt es Reaktionen von OPAS auf Euch?

Die Reaktionen der Opas sind immer etwas neidvoll, weil sie eigentlich gerne mitmachen würden. Wenn sie bei Aktionen dazu stoßen, lassen wir uns auch gerne unterstützen.

M.B.: Die GRETAS dieser Welt sind sicher froh, dass ihr euch so deutlich engagiert.

Die „Gretas dieser Welt“ sind tatsächlich über unser Engagement hocherfreut. Sie lassen sich nicht von uns ansprechen, sondern sie sprechen uns an, kommen auf uns zu und machen uns auch Mut!

M.B.: Welche Vorteile sind spürbar, wenn Ihr euch so schön ANALOG zusammenfindet, also dem Zwang zur digitalen Kurzatmigkeit euch verweigert? Was ist neben der politischen Aufklärung das Vergnügliche in eurer Initiative?

Die ursprünglich aus Österreich kommende Gruppe OMAS-GEGEN-RECHTS ist als Facebook-Gruppe entstanden und existiert auch weiter als Facebook-Gruppe. Selbst die Gießener sind auf Facebook unter OMAS-GEGEN-RECHTS-GIESSEN. Auf Facebook sind wir ca. 40 Omas. Weder Facebook noch email haben ungefähr 15 Omas. Diese Omas werden analog kontaktiert und die ca. 120 übrigen bekommen Mails. Auf jeden Fall findet eine gelingende und muntere Kommunikation statt, auch wenn die meisten unserer MitstreiterInnen uns bisher ihre virtu­elle Stimme gegeben haben und noch nicht unbedingt aktiv dabei sind.

Weitere Quellen: Grundsatztext „Omas gegen rechts“

Bildquelle: flickr, Mario Sixtus, CC BY-NC-SA 2.0

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Die Theater-, Film- und Literaturkritikerin schreibt für diverse Zeitungen und arbeitet für den öffentlich rechtlichen Rundfunk. Sie promovierte über Erich Kästner, lehrte an der Universität Marburg, arbeitete als Dramaturgin und machte Dokumentarfilme für den WDR und andere ARD-Sender. Ihr wundervolles Motto zu unserem Humanistischen Grundkonsens: "DEMOKRATIE - die bunte Freiheit, mit gleichen, klar geordneten Spiel-Regeln für Alle!" 2016


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