Der jüngste „Vorgang“ Kevin Kühnert ist ein ernsthafter Vorgang. Er ist nicht ernsthaft, weil ein junger Mann ohne ernstzunehmende Lebenserfahrung erläuterte, was er für Sozialismus hält. Er ist ein ernster Vorgang, weil er zeigt, dass Teile der einst großen deutschen Sozialdemokratie ausfallen, wenn gefragt wird, was Gegengewicht zum global operierenden Kapitalismus werden könnte. Sozialdemokraten wie deren Europa-Spitzenkandidat Frans Timmermann rackern sich ab, werben um Unterstützung für eine gerechte Besteuerung von Konzernen – und mitten im Wahlkampf kommt Kevin Kühnert um die Ecke, um für eine Begrenzung des Eigentums auf den Boden zu werben, auf dem die eigene Küchenzeile, Schrank, Bett und Fernsehen drauf stehen. Er erklärt nicht wie das gehen soll ohne Bürgerrechte abzubauen, will aber auch nicht ausschließen, dass man den Leuten im Extrem die Einliegerwohnung oder eine zweite Mietwohnung wegnehmen müsse. Kühnert ist bezogen auf die Frage nach dem Gegengewicht ein Ausfall.
Dass das so ist, belegen Aussagen über menschliche Bedürfnisse und deren Befriedigung (vor dem Tanzen an Karfreitag die nahrhafte Kühnertsche „Einheitswurst“ nicht vergessen) oder über die demokratische Entscheidung, was investiert werden darf und was nicht. Bei der Gelegenheit: Was ist mit VW – gehört überwiegend dem Staat und hat eine exzellente Mitbestimmung. Was fehlt?
Solange Katheder-Sozialisten nach Art Kevin Kühnerts nichts vorlegen, was den ungeschmälerten Bestand an Bürgerrechten mit einem überzeugenden Konzept verbindet, wie der globale Kapitalismus eingegrenzt und besser nutzbar gemacht werden kann als jetzt, sollten wir alle zur Tagesordnung übergehen. Vielleicht erfahren wir dann, ob Kevin Kühnert noch mit den Milchzähnen beißt oder bereits weiter ist.
Bildquelle Titel-Foto: Michael Lucan, Lizenz: CC-BY-SA 3.0 de via Wikipedia
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