Entzaubert! Eine Zusammenarbeit mit der AfD, für den CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz war sie noch vor vierzehn Tagen undenkbar. Eindrucksvoll bekannte er da in den ARD-Tagesthemen: „Wenn wir das machen würden, würden wir die Seele der CDU verkaufen.“ Und weil ihm das nicht reichte, um seine Standfestigkeit im Umgang mit der „Nazi-Partei“, wie sein CDU-Kollege, NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst die Höcke-Weidel-Partei tituliert, fügte er noch eine Art Ehrenwort ( Uwe Barschel lässt grüßen) hinzu: „Ich knüpfe mein Schicksal als Parteivorsitzender der CDU an diese Antwort.“
Hut ab, das war eine klare Ansage und Festlegung des Sauerländers, nachdem er früher beim Umgang mit der in Teilen rechtsradikalen Partei und der „Brandmauer“ schon mal geirrlichtert hatte. Jetzt schien er zu stehen: Ein unmissverständliche Ansage aus Brilon.
Zwei Wochen sind seither vergangen. Ein schreckliches Messerattentat eines Afghanen in Aschaffenburg mit einem ermordeten Kleinkind und einem getöteten Ersthelfer hat das Land erschüttert.
Und ist offenbar geeignet, die „Seele der Union“ über Bord zu werfen. Merz will in der nächsten Woche Verschärfungen für die Einreise von Flüchtlingen im Bundestag einbringen und dabei nicht auf eine mögliche Unterstützung der AfD verzichten. „Wer zustimmen will, der soll zustimmen“, lud er damit die Weidel-Truppe als willkommenes Stimmkontingent ein. Noch im Dezember hatte er im Parlament gefordert, die demokratischen Parteien müssten überlegen, was sie in dieser Legislaturperiode noch gemeinsam durchsetzen könnten, ohne auf die AfD angewiesen zu sein.
Das war einmal. Nichts als ein Merz-Märchen aus dem Land der Tausend Berge. Die „Seele“ verkauft, die „Brandmauer“ gerissen, wie die zur Unterstützung eingeladene Weidel jubelt.
Bitter hallt bei diesen Wendemanövern des CDU-Vorsitzenden die nicht vergessene verlogene Beteuerung des damaligen schleswig-holsteinischen CDU-Ministerpräsidenten Uwe Barschel im Ohr: „Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort.“ Oder um es in Abwandlung von Marlene Dietrichs Evergreen zu sagen: Die Antwort, Herr Merz, glaubt ganz allein der Wind.