Seit die Corona-Krise über unser Land kam, haben sich die Sinne und Gefühle, die Ängste und das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger deutlich verändert. Virologen, Mediziner, Ethiker, Psychologen und Politiker tauchten in den zahlreichen Sondersendungen und Talkshows der Fernsehsender, mit eigenen Podcasts und unzähligen Interviews auf, um das Virus Covid-19 und seine verheerenden Wirkungen und um notwendige Konsequenzen zu erklären. Da vieles bis heute indessen noch nicht völlig erforscht ist, waren manche Erkenntnisse und Deutungen immer wieder widersprüchlich und hatten oft genug eine kurze Verfallszeit.
Wichtige Medizin-Forschung
Dennoch stehen inzwischen die Experten im Urteil der Öffentlichkeit besser als in der Vergangenheit da. 45 % der Menschen in unserem Land attestieren ihnen einen unabhängiges und verlässliches Urteil. Das Institut für Demoskopie Allensbach fand heraus, dass unter dem Eindruck der Corona-Krise 72 % die Forschung in der Medizin als besonders wichtig bezeichneten. In der weiteren Rangfolge kamen Klimaforscher (64 %), Ingenieure (63 %) und Virologen (58 %) auf die nächsten Plätze. Weit abgeschlagen folgten die Politikwissenschaftler (24 %) und die Philosophen (14 %) in der Reihe derjenigen, die für die Entwicklung unseres Landes wichtig sind. So mag es auch nicht überraschen, dass Ärzten das größte Vertrauen geschenkt wird. Sie rangieren damit vor Richtern, geistlichen, Lehrern und Polizisten.
Covid-19-Forschung noch im Fluss
Die Politiker im Bund und in den Ländern mussten sich bei ihren Entscheidungen vor allem auf die Experten der Virologie und Medizin verlassen. Doch deren Forschungen sind bis heute noch im Fluss. Endgültige Ergebnisse liegen bislang nicht vor, sondern zumeist nur vorläufige, bestenfalls Teil-Erkenntnisse. Daraus resultieren die politischen Maßnahmen, die zu einem weitgehenden Lockdown hierzulande führten. Die Bundeskanzlerin, ihr Gesundheitsminister und andere Kabinettsmitglieder sowie die Regierungschefs in den Ländern ließen bei ihrem Kampf gegen die Pandemie zunächst das Prinzip größter Vorsicht walten. Denn es ging um nichts Geringeres als um Leben und Tod der Menschen. Beim Schutz vor Infektion wurde konsequent gehandelt, um insbesondere die Kapazitäten der Intensiv-Betten in den Krankenhäusern nicht zu überfordern. Die Maskenpflicht, die zunächst von einigen Virologen empfohlen, von anderen als überflüssig bezeichnet wurde, wurde eingeführt – ebenso wie die Abstandshaltung und anderes mehr. Veranstaltungen wurden verboten, Theater und Opernhäuser geschlossen, selbst Bundesliga-Fußballspiele mussten ausfallen. Hinzu kam die Schließung von Restaurants und Kneipen, Hotels und Einzelhandelsläden. Viele Firmen konnten sich bislang nur mit Kurzarbeit und Home-Office über Wasser halten; wie lange das tragen wird, ist ungewiss. Schulen und Kitas wurden geschlossen, um den Infektionsgefahren wirkungsvoll zu begegnen.
Schwieriger Ausstieg aus dem Lockdown
Inzwischen ist der Ausstieg aus dem totalen Lockdown in Gang gekommen. Der Weg in die Normalität gestaltet sich jedoch schwierig. Vor allem ist er von Land zu Land sehr verschieden. Während nämlich beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen-Anhalt fast keine Infektionsfälle registriert werden, sieht es etwa im Freistaat Bayern oder in Nordrhein-Westfalen anders aus. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder will gar Testungen für alle Landsleute durchführen lassen, obwohl das Testergebnis immer nur für den Moment gelten und Stunden und Tage später anders ausfallen kann. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hat sein Land mit 18 Millionen Einwohnern bislang gut durch die Corona-Krise gebracht, doch wurde er vom Pandemie-hot spot rund um die Großschlachterei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück kalt erwischt. Gemeinsam mit seinem Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat Laschet alles daran gesetzt, um zielgenau auch diesen Brandherd zu löschen und die Folgen für die Menschen im Kreis Gütersloh erträglich zu gestalten. Nicht forsch, sondern flexibel, nicht besserwisserisch, sondern erkenntnisorientiert handelte der NRW-Ministerpräsident. Dabei hat er sich auch nicht von manchen Kommentaren beeindrucken lassen, die immer wieder mit politischen Bewertungen des Handelns von Markus Söder und Armin Laschet aufwarteten und den Bayern im Rennen um die Kanzler-Kandidatur nach vorne schoben. Die Zahl der an und mit Corona im Freistaat Bayern Verstorbenen belief sich bis heute auf 2.600, während sie in NRW mit 1.690 deutlich niedriger blieb. Die Einwohnerzahl in Bayern beträgt etwa 13 Millionen, in NRW über 18 Millionen.
Sehnsucht nach der großen Freiheit
In einigen Bundesländern soll nun im Zuge der Lockerungen auch die Maskenpflicht fallen, was von manchen Virologen als gefährlich eingestuft wird. Ebenso werden weitere Schritte auf dem Weg in die Normalität, wie sie früher die Regel war, vorbreitet. Die allgemeine Sehnsucht nach der großen Freiheit im Alltag, am Arbeitsplatz, in den Bildungseinrichtungen, im Urlaub und in vielen anderen Bereichen – nicht zuletzt bei Besuchen in Alters- und Pflegeheimen – steigt von Tag zu Tag. Zu bedenken bleibt indessen, dass die verantwortlichen Politiker auf allen Ebenen, die Mediziner und viele andere Deutschland bis heute vor Schlimmerem bewahrt haben. Wir sind, wenn wir auf andere Staaten blicken, noch einmal davon gekommen – mit „nur“ rund 9.000 Menschen, die an bzw. in Verbindung mit Corona gestorben sind.
Impfstoff erst Mitte 2021?
Doch Vorsicht sollte weiterhin gelten, denn alle kundigen Thebaner aus der Wissenschaft und Politik weisen zu Recht darauf hin: Bislang kennen wir das Corona-Virus nicht genau. Erst wenn ein Impfstoff dagegen für alle zur Verfügung stehen wird, kann und darf es eine Entwarnung und eine vollständige Rückkehr zur Normalität geben. Voraussichtlich werden die Forscher, Wissenschaftler und Mediziner frühestens Mitte 2021 einen wirksamen Impfstoff gegen Covid-19 präsentieren können. Derweil müssen wir mit einer gefahrenbewussten Normalität leben, wobei die alte Weisheit zu befolgen ist: Vorbeugen ist allemal besser als heilen – oder gar sterben! Die großen ökonomischen und sozialen Kollateralschäden, die in den Monaten seit dem März entstanden sind, fordern enorme Kraftanstrengungen. Es drohen in den nächsten Monaten hohe Arbeitslosenzahlen, viele Firmenpleiten und manche coronabedingten Schicksalsschläge von Mitmenschen, die nicht vom Superhilfsnetz der Bundesregierung aufgefangen werden. Solidarität ist hier dringend erforderlich, sei es direkte Nachbarschaftshilfe, sei es soziale Unterstützung von Tafeln und Vereinen vor Ort.
Bildquelle: Pixabay, Bild von Fathromi Ramdlon, Pixabay License

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