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Home Politik

Horst Seehofer wieder mal als Dreh-Hofer- oder doch nicht?

Alfons Pieper Von Alfons Pieper
21. April 2017
Ministerpräsident Seehofer mit Staatsminister Söder

Man könnte es als Glosse schreiben, wenn man Horst Seehofer nicht ernstnähme. Aber das kann und darf man dem mächtigen CSU-Chef und bayerischen Ministerpräsidenten ja nicht antun. Nicht ernstnehmen, was er sagt? Noch gilt die Aussage des großen Mannes aus Ingolstadt, er werde sich 2018 zurückziehen. Wörtlich: „Was meine Person angeht, bleibt es dabei: Ich werde bei der nächsten Landtagswahl 2018 nicht mehr kandidieren.“ Das Zitat stammt aus Januar 2015. Also für einen Politiker nicht nur vom Schlage Seehofers lange her. Und insofern darf man diese Zu-oder Aussage vielleicht nicht ganz so ernstnehmen, weil sich die Dinge ja in der ganzen Welt entwickeln und im Freistaat auch. Er könnte sich sogar auf den alten Konrad Adenauer berufen, der, wenn man ihn an etwas erinnerte, zu sagen pflegte: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“. Und plötzlich heißt es landauf landab südlich der Mainlinie: Der Horst macht doch weiter. Er werde am kommenden Montag diese Entscheidung, auf die die Welt schon lange gewartet hat, verkünden. Also weiter mit dem Spitzenkandidaten Horst Seehofer für die Landtagswahl. Oder?

Nun sind ja Meinungsänderungen bei Seehofer nichts Neues. Nicht umsonst spotten nicht nur seine Gegner über ihn als den „Drehhofer“. Aber dieses Mal hat es dafür extra ein Geheimtreffen gegeben, an dem seine Amtsvorgänger teilgenommen haben. Schon im Februar hätten sich die Granden der CSU, Theo Waigel, Edmund Stoiber, Günther Beckstein, Alois Glück und Erwin Huber getroffen. Einhellige Meinung in dieser Runde: Der Horst muss nochmal ran. Das Vaterland, das bayerische braucht und ruft ihn, nimmt ihn in die Pflicht. Dabei ist der Stoiber eigentlich ein Förderer von Söder, den der Seehofer aber nicht mag und schon gar nicht mag der Seehofer, dass der Söder ihn, den Horst, beerben will als bayerischen Ministerpräsidenten. Waigel war mal CSU-Chef, aber nicht Ministerpräsident, das Amt hat ihm der Stoiber vor der Nase und mit viel Tricksereien weggeschnappt. Jahre her. Aber der Theo Waigel ist in der CSU bis heute hoch anerkannt, eine richtige Persönlichkeit, auf dessen Meinung nicht nur der Seehofer zählt. Bei Stoiber bin ich mir da nicht so sicher, das gilt auch für Erwin Huber und Beckstein, die einst den Stoiber aus den Ämtern hievten, aber deren politisches Glück nicht lange anhielt. Nachfolger wurde bekanntlich Horst Seehofer. Noch ein Wort zu Alois Glück: Der einstige Fraktionschef der CSU hat ein Wort zu sagen.

Söder muss Geduld zeigen

Die Geheimrunde hat dann darüber diskutiert, ob Seehofer beide Ämter behalten solle, also Regierungschef in Bayern und/oder CSU-Parteichef. Wie es heißt könnte das Parteispitzenamt an den Innenminister Joachim Herrmann gehen, ein eher wortkarger Mann, der sich auf den Bühnen der politischen Welt eher etwas stocksteif bewegt. Aber Hermann gilt als loyal, zuverlässig, der wird machen, was man von ihm erwartet. Bei Söder ist das anders, der Mann aus Nürnberg ist gnadenlos ehrgeizig, hat wohl große Teile der Parteibasis hinter sich, aber Markus Söder muss lernen, sich in Geduld zu üben. Gegen den obersten Chef in der Staatskanzlei wird er nicht die Faust erheben.

Nun ist Seehofer gesundheitlich immer mal wieder angeschlagen gewesen. Weshalb der Boulevard schon mal die Frage stellte: Wie krank ist Seehofer wirklich? Er habe einen Gesundheitscheck über sich ergehen lassen, sich mit seiner Familie beraten. Horst Seehofer, früher ein Sozial- und Gesundheitspolitiker, Minister im Kabinett Kohl, dann in der Großen Koalition unter Kanzlerin Merkel bis 2008 Bundeslandwirtschaftsminister. Irgendwann erkrankte er mal schwer, zog sich zurück, aber nach der Genesung tauchte er in München wieder auf, nachdem die CSU die absolute Mehrheit in Bayern verloren hatte. 2013 schaffte Seehofer als Regierungs- und CSU-Parteichef die Rückgewinnung aller Macht im Freistaat, die es 2018 zu verteidigen gilt.

Rat beim früheren Papst in Rom

Nun heißt es, Horst Seehofer habe zu Ostern in Rom geweilt, um den emeritierten Papst Benedikt XVI, einen Bayern, zu besuchen. Der Papst ist ja vor Zeiten freiwillig zurückgetreten. Und Seehofer hatte vor der Reise Witze gemacht darüber, dass er den Papst ja fragen könne, ob er einen göttlichen Rat für ihn habe. Mehr ist von diesem Besuch, zumindest was das besagte Thema betrifft, nicht bekannt geworden.

Also müssen sich alle gedulden bis zum Montag in der Früh. Da will er sich in den Parteigremien erklären, dann folgt ein Interview mit dem Heimsender, dem Bayerischen Rundfunk- „abends zur besten Sendezeit“(Süddeutsche Zeitung). Dann wird der Bayer, werden alle Bayern erfahren, wie es weitergeht mit dem Land und mit dem Großen Kurfürsten, dem Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Ich denke, Angela Merkel freut sich auch schon auf den Fernsehbeitrag und das Versprechen, er, Horst Seehofer, werde sich voll hinter die Kanzlerin und CDU-Vorsitzende im Wahlkampf stellen. Ob Merkel das als Drohung auffasst oder als wirkliche Hilfe? Ihr dürfte es angenehmer sein, wenn der körperlich lange Seehofer sich vor sie stellt, dann hat sie ihn im Blick und unter Kontrolle.

Bildquelle: Wikipedia, Freud, CC BY-SA 3.0

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Tags: BayernCSUDoppelfunktionHorst SeehoferMinisterpräsidentPersonalpolitikSeehofer NachfolgeSöder
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