Trump - Darth Vader der Politik

Trump führt Böses im Schilde

Um die Gepflogenheiten in der internationalen Diplomatie schert sich Donald Trump einen feuchten Kehricht. Das ist nichts Neues. Doch was der schrecklichste US-Präsident aller Zeiten mit seinem Besuch in London bezweckt, ist mehr als eine Ungehobeltheit. Es ist der Versuch, europäische Geschichte zu schreiben. Eine Geschichte von Zerstörung und Zerfall. Die Briten sollten ihm widerstehen und ihn in die Schranken weisen. Der Mann führt Böses im Schilde.

Ein Großteil der Bevölkerung weiß das und trägt seinen Protest gegen den Schurken auf die Straße. Ein anderer Teil aber, und zwar ein verstörend stattlicher, sieht in Trump einen großen Bruder, an dessen Seite die alte Herrlichkeit sich wieder einstellen wird. Die Nationalisten streben blindlings raus aus der EU und setzen stattdessen auf das anglo-amerikanische Verhältnis.

Das mag traditionell eng und partnerschaftlich gewesen sein; mit dem durchtriebenen Mann im Washingtoner Weißen Haus ist es jedoch unwiederbringlich verloren. Trumps Parole „America first“ gilt fort und schließt Fairness in jeder Beziehung aus. Seine Empfehlung für einen ungeregelten EU-Austritt der Briten ist kein wohlmeinender Ratschlag, sondern egoistische Scharfmacherei. Ebenso sein Votum für Boris Johnson als neuen Vorsitzenden der Tory-Partei und gar die Einlassung, Großbritannien solle die beim Brexit fällige Rechnung an die EU einfach nicht bezahlen.

Damit würde sich London in Europa komplett isolieren und sich auf Gedeih und Verderb den Trumpschen Vormachtsphantasien ausliefern. Eine Zukunft als willfähriges Anhängsel der USA, eine Art Kolonie, ohne Einfluss, ohne die europäischen Werte und ohne die eigene historische Identität kann in niemandes Sinne sein, auch nicht der glühendsten Anhänger des Brexits. Aus deren Schlachtruf „Take back control“ würde alsbald eine Bankrotterklärung.

Das hat der frühere Premierminister Tony Blair in einem Interview mit „Independent“ noch einmal deutlich gemacht. Neben den „Giganten“ der Welt – USA, China, Indien – können die kleinen Länder in Europa sich nur gemeinsam behaupten. Allein, die Geschäftemacher, die beim Brexit das große Geld wittern, empfinden keinerlei Verantwortlichkeit als die für die eigene Bereicherung. In diesem Geist treffen sich die rechten Populisten diesseits und jenseits des Atlantik. Sie verraten und verkaufen das eigene Land, solange nur der Profit stimmt.

 

Bildquelle: Pixabay, www_slon_pics, Pixabay License

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Die promovierte Medienwissenschaftlerin arbeitete mehr als 20 Jahre in der Politikredaktion der Westfälischen Rundschau. Recherchereisen führten sie u. a. nach Ghana, Benin, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, China, Ukraine, Belarus, Israel und in das Westjordanland. Sie berichtete über Gipfeltreffen des Europäischen Rates, Parteitage, EKD-Synoden, Kirchentage und Kongresse. Parallel nahm sie Lehraufträge am Institut für Journalistik der TU Dortmund sowie am Erich-Brost-Institut für Internationalen Journalismus in Dortmund wahr. Derzeit arbeitet sie als freie Journalistin.


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