Deutschland ist arm an natürlichen Ressourcen. Das gilt für Rohstoffvorkommen wie Erze und Energie. Die letzte Steinkohlenzeche an der Ruhr wurde Ende letzten Jahres geschlossen, weil die Förderung viel zu teuer war. Steinkohle aus Russland, Australien, Südafrika und anderen Ländern kostet viel weniger.
Arm an natürlichen Ressourcen
Das Ende der heimischen Braunkohle ist ebenfalls bereits eingeläutet worden: Die Stromproduktion aus deutscher Braunkohle ist zwar rentabel und sichert die Versorgung, doch der Widerstand gegen die ökologische Belastung ist groß. Noch ist nicht klar, wie die erforderliche Grundlast bei der Stromversorgung in Zukunft hierzulande garantiert werden kann. Mit den regenerativen Energieträgern wie Sonne und Wind wird Strom immer teurer, aber die Verfügbarkeit nicht sicherer. Es fehlt zudem an Leitungen und Speichern für Energie aus „sanften Quellen“, obwohl alle wissen, dass Wind und Sonne nur recht diskontinuierlich zur Verfügung stehen; selbst in Bayern ist nachts kein Sonnenstrahl vorhanden. Deutschland muss alle Rohstoffe und sehr viel Energie importieren. Mehr als 100 Mrd. € sind dafür an Russland, Brasilien, Schweden und andere Lieferanten zu zahlen – Milliarden, die erarbeitet und verdient werden müssen. Bislang sind wir mit dem Export deutscher Automobile, Maschinen, chemischer Produkte und anderer Waren sehr erfolgreich und erzielen so Deviseneinnahmen, um die Importe sowie Dienstleistungen aus dem Ausland bezahlen zu können.
Harter globaler Wettbewerb
Allerdings ist dafür in der Welt der Globalisierung die Wettbewerbsfähigkeit entscheidend. Da Deutschland kein besonders kostengünstiger Standort mit Niedriglöhnen, geringer Steuer- und Abgabenlast ist, können deutsche Produkte letztendlich auch nicht billig sein. In der internationalen Konkurrenz müssen sie indessen von besonders hoher Qualität und sehr innovativ sein. Nur Innovationen sichern die Zukunftschancen für deutsche Unternehmen und Arbeitsplätze, also für die gesamte Volkswirtschaft. Das Neue ist der Tod des Alten in dieser Welt technologischer Revolutionen. Die wichtigste Ressource Deutschlands – das sind die Menschen hierzulande. Nur mit der besten Grundausbildung in Schulen, die optimal ausgestattet sind und in denen gute Lehrer die Lernstoffe vermitteln, wird das Fundament für die zukünftige positive Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft gelegt. Darauf aufzubauen sind Weiterqualifizierung und höhere Bildung, sodann eine breit angelegte Forschung und Entwicklung. Die staatlichen Investitionen in diese Bereiche sowie die steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung – insbesondere auch in kleinen und mittleren Firmen, die in vielfacher Weise die „hidden champions“ unserer Wirtschaft ausmachen – sind massiv zu erhöhen.
Deutschland auf Platz 4
Deutschland liegt derzeit zwar immer noch in der Spitzengruppe der innovationsstärksten Staaten: Unter 35 Volkswirtschaften rangieren wir hinter Singapur, der Schweiz und Belgien auf Platz 4 – vor Schweden, den USA, Großbritannien und Dänemark, die auf den nächsten Positionen folgen. Weit dahinter sind Spanien, China und Russland zu finden. Die Stärke Deutschlands, so haben es das Mannheimer ZEW und das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung jüngst in einer Studie festgestellt, liegt in einem ausgewogenen Innovationssystem. Wenn auch das deutsche Innovationssystem in keinem der untersuchten Teilsysteme Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung und Gesellschaft die Top-Platzierung erreicht, so weist es in jedem Teilsystem gute Werte auf: Rang 9 in der Wirtschaft, Rang 10 bei Wissenschaft und Bildung, Rang 12 bei Gesellschaft und Rang 8 bei Staat.
Nachlassende Innovationsneigung
Zu den Stärken Deutschlands zählt zuvorderst der Austausch zwischen Unternehmen und öffentlicher Forschung. Vor allen in den Bereichen Hochschulbildung, Forschungskapazitäten in der Wissenschaft sowie Forschungs- und Entwicklungsausgaben in Unternehmen schneidet Deutschland gut ab. Allerdings hat die deutsche Innovationsneigung in mittelständischen Firmen nachgelassen: Die Gründe dafür sind die Knappheit an Fachkräften, die begrenzten Innenfinanzierungsmittel und die niedrige Zahl an innovativen Start-ups. Daneben ergeben sich Schwächen auf den besonders dynamischen Innovationsfeldern wie etwa bei den digitalen Dienstleistungen und Geschäftsmodellen.
Eine ausreichend bemessene steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung könnte zusammen mit einer effektiven Projektförderung zu positiven Impulsen führen. So sollten Hightech-start-ups aus der Wissenschaft angeschoben und der Technologie-Transfer in den Mittelstand beschleunigt werden. Schließlich spielt die Offenheit von Innovationssystemen eine wichtige Rolle. Dazu muss der Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft intensiviert werden – etwa über Zukunftscluster.
Das positivste Beispiel für Innovationen bietet der Bereich für Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT)): Die jährliche Bruttowertschöpfung lieg inzwischen bei deutlich über 100 Mrd. €, seit 2010 ist die Zahl der Beschäftigten um rund 250.000 auf 1,2 Mio. gestiegen. Etwa 17 Mrd. € wurden in Innovationen investiert. 48 Mrd. € beträgt allein der Umsatz mit neuen Produkten und Dienstleistungen im letzten Jahr.
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