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Zum Tod von Egon Bahr

Uwe-Karsten Heye Von Uwe-Karsten Heye
20. August 2015
Egon Bahr

Egon Bahr auf der Leipziger Buchmesse im Jahr 2013

Das Bild des weinenden Egon Bahr geht durch meinen Erinnerungsfilm. Es war der Tag, als in der SPD-Bundestagsfraktion in Bonn der Rücktritt Willy Brandts vom Amt des Bundeskanzlers zu verkünden war. Auch Willy Brandts steinernes Gesicht erinnere ich, sichtlich um Fassung bemüht, als Herbert Wehner mit Stentorstimme sein „Willy, wir lieben Dich doch alle“ heraus stieß. Welch lautstarke Vergeblichkeit, seinen Anteil zu verbergen an der Kabale dieses Rücktritts. Nein, kein Moment, der für die Sozialdemokratie in guter Erinnerung bleiben kann. Eine eher wenig gelungene Verabschiedung. Beide, Brandt und Bahr, hatten die SPD regierungsfähig gemacht und den großen politischen Entwurf der Annäherung formuliert, der schließlich Moskau und Osteuropa für eine deutsche Friedenspolitik öffnete.

Und welch ein Mut war dafür aufzubringen. Heute wissen wir, mit welchem Misstrauen in den westlichen Hauptstädten, vor allem aber in Washington die Ostpolitik betrachtet wurde. Brandt und Egon Bahr, sie wollten die feindliche Modulation des kalten Krieges beenden. Politik und Öffentlichkeit davon zu überzeugen war unverzichtbar, dass die Kriegsgegner von Gestern notwendige Partner für eine friedliche Perspektive auch im Ost-West-Zusammenhang sein werden. Dazu gehörte aber auch, die nach dem II. Weltkrieg entstandenen Grenzen anzuerkennen und mit dem von Bahr eingeführten und vertraglich verankerten Gewaltverzicht sicher zu stellen, dass Änderung nur gemeinsam beschlossen und friedlich erfolgen könne.

Ostpolitik als Lehrstück

Sowohl im Bundestag als auch in der übrigen Gesellschaft wurde die Ostpolitik zu einem Lehrstück, sich mit Nazideutschland, dem großen Desaster der deutschen Geschichte, ehrlich und ernsthaft auseinanderzusetzen. Der rechte politische Rand war in Aufruhr. Brandt und Bahr wurden auf Plakaten und bei Demonstrationen „Volksverräter“ genannt. „Brandt an die Wand“ wurde skandiert.

Brandt und Bahr, die sich vertrauten, denen Blicke und kleine Gesten reichten, sie konnten sich wortlos verständigen. Immer wieder brauchte es die Ermutigung des einen und des anderen, den einmal beschrittenen Weg auch konsequent und allen Rückschläge zum Trotz zu Ende zu gehen. Der Kniefall Willy Brandts in Warschau war ja nur zu verstehen, wenn klar war, dass er mit dieser Geste der Millionen jüdischer Opfer gedachte, die im Warschauer Getto oder hinter den Linien der deutschen Wehrmacht nach dem Überfalls auf Russland ermordet, erschossen oder vergast wurden. Deutsche Geschichte.

Zu der Zeit war ich journalistischer Beobachter in Bonn der mit der Kanzlerschaft Willy Brandts 1969 möglichen und von Egon Bahr behutsam, und mit diplomatischer Finesse eingefädelten und mit Rückschlägen und von Pressekampagnen begleiteten deutschen Friedenspolitik, mit der die Bundesrepublik und die neue Regierung in Bonn auf der weltpolitischen Bühne Platz nahm. Brandt wurde dafür mit dem Friedensnobelpreis geehrt, eine Ehrung, an der Bahr so großen Anteil hatte.

Politischer Aufbruch kostete Kraft

Egon Bahr war Mitte der 7oer Jahre nach dem Rücktritt Brandts als Bundeskanzler Bundesgeschäftsführer der SPD geworden und hielt erneut dem weiter als Parteivorsitzender agierenden Brandt den Rücken frei. Ich hatte Brandt zugesagt, im Kanzleramt als Redenschreiber für ihn zu arbeiten und war ihm nach seinem Rücktritt in die Parteizentrale gefolgt, weil ich mich an diese Zusage gebunden fühlte. Viele abendliche Gespräche, an denen ich mit beiden zusammen kam, machten mir noch einmal deutlich, wie viel Kraft dieser Aufbruch in der deutschen Politik, die sich von Illusionen frei machen musste, beiden abverlangt hatte. Der weinende Egon Bahr in der Fraktion, dem ich ein wenig hilflos meine Hand auf die Schulter legte, die verkrampft und den inneren Schmerz fühlbar machte, die Bahr erfasst hatte. Es war das Ende einer Ära, die er intensiv mitgestaltet hatte.

Immer wieder, wenn ich ihn in den letzten Jahren um ein Gespräch gebeten hatte und in sein kleines Büro trat, das ihm im Willy Brandt-Haus, dem SPD-Parteivorstand in Berlin zur Verfügung stand, sah ich auf diesen körperlich kleinen, im Alter gebeugten Mann, sah in diese ein wenig verschatteten klugen Augen und hörte ihn erneut druckreif auf meine Fragen antworten. Das war eine Fähigkeit, die ich schon im Bonner Ollenhauerhaus bewundert hatte. Das kleine Tonstudio, in dem Kommentare oder Interviews aufgezeichnet wurden, vor sich einen kleinen Zettel mit maximal drei Stichworten. Er formulierte frei.

Der Rundfunk im amerikanischen Sektor (RiaS) in Berlin hat den Journalisten Egon Bahr geprägt. Seine klugen Äußerungen waren auch im Rathaus in Schöneberg gehört worden, wo der Regierende Bürgermeister Willy Brandt residierte. Er wurde Senatssprecher. So begann eine lebenslange Freundschaft. Der charismatische Brandt und sein wichtigster Ratgeber, den ein Karikaturist einmal trefflich als den weisen Marabu gezeichnet hatte.

Vielleicht erinnert sich ja im gegenwärtigen Führungsgremium der SPD noch jemand daran, dass Egon Bahr 2005 die SPD vor dem Eintritt in die große Koalition gewarnt hatte. Für Bahr war im Übrigen deutlich, dass auf der politischen Tagesordnung erneut radikales politisches Umdenken gefragt ist. 50 Millionen Flüchtlinge stehen weltweit vor den Toren der mächtigsten Wirtschaftsräume Europa und den USA. Wenn beide sich auf ein gemeinsames Handelsabkommen, das derzeit verhandelt wird, verständigen sollten, dürften neue Mauern entstehen, die den Planeten zwischen Arm und Reich spaltet. Egon Bahr starb mit 93 Jahren und ging dennoch zu früh.

p.s. Der Bericht unseres Autors Uwe-Karsten Heye erscheint auch in einigen deutschen Tageszeitungen.

 

Bildquelle: Wikipedia, Lesekreis CC0

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Tags: Egon BahrSPDWilly Brandtzum Tode von Egon Bahr
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