• Über uns
  • Freund*innenkreis
  • Verein
  • Autor*innen
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Archiviert
  • Contra AfD
Montag, Dezember 15, 2025
Blog der Republik
Advertising
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Blog der Republik
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Home Kultur

Richard Barham Middleton: Das Geisterschiff – und andere Geschichten

Jörg Hafkemeyer Von Jörg Hafkemeyer
28. August 2020
Piratenschiff

Richard Middleton war ein armer Poet, ein Außenseiter in der britischen Gesellschaft am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Er bewunderte den Dichter Ernest Dowson, der ein wirklich versoffenes Genie war. Mit den Großen der edwardianischen Dekade, Joseph Conrad, Arnold Bennett, H. G. Wells und George Bernhard Shaw, hatte Middleton nichts zu tun. Er war arm, kam aus Middlesex nach Kent, ging von dort aus nach London, arbeitete tagsüber als Angestellter, trieb sich des Nachts herum.

Richard Barham Middleton
Richard Barham Middleton

Zeitgenossen beschrieben ihn – wie Arthur Ransome – als Bohemien. Seine Studien hatte er abgebrochen, er hatte sie sich nicht leisten können. Nach einigen Jahren kündigte er sein Angestelltendasein auf, lebte als freier Schriftsteller und er lebte schlecht. Er schrieb Erzählungen, kluge, kurze Essay, Gedichte, treffliche Rezensionen, schlug sich durch. Und er schrieb nicht schlecht, überwiegend ziemlich unbeachtet. Was bis zu seinem frühen Tod so blieb.

„Das kleine Dorf Fairfield liegt nahe der Portsmouth Road etwa auf halbem Weg zwischen London und dem Meer. Fremde, die sich zufällig dorthin verirren, nennen es einen hübschen aus der Zeit gefallenen Ort, wir, die wir dort zuhause sind, finden nichts sonderlich Hübsches daran, aber wir würden nur ungern woanders leben. Ich würde sagen, unser Bewusstsein hat die Gestalt vom Wirtshaus, der Kirche und dem Dorfanger angenommen. Auf jeden Fall fühlen wir uns außerhalb von Fairfield nie ganz wohl“ Mit diesen Worten beginnt Middletons Geisterschiff (Steidl, ISBN 987-3-95829-782-1, 112 Seiten, Euro 18.00), über das Arthur Machen, ein alt gewordener Zeitgenosse des Autors schrieb: „Nicht für eine ganze Schubkarre voll gut geschriebener Romane würde ich diese hinreißende Geschichte hergeben. „Der Waliser war wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wie in den ersten 40 Jahren des 20. Jahrhunderts zu einem bekannten Literaten und Publizisten schrieb sich allerdings mit einem verfrühten Nachruf auf Lord Alfred Douglas, der nun der Geliebte von Oscar Wilde war, gesellschaftlich und damit auch existentiell um Kopf und Kragen.

Es geht also um das kleine Dörfchen Fairfield. Das erlebt nach einem Wintersturm 1897 etwas sehr, wirklich sehr, sehr Verwunderliches. Zur örtlichen Gastwirtschaft gehört ein Rübenacker und eben auf diesem Acker ankert ein Piratenschiff. Das ist phantastisch. Phantastisch ist aber auch, dass deren Besatzung nicht bösartige, brutale Piraten sind, sondern höchst gutartige Menschen. Es gibt nur ein Problem, das ist der leckere Rum, den sie großzügig ausschenken. Ohne hier zu viel zu verraten…der ausgiebige Rumgenuß führt die alten und die jungen Gespenster des Ortes in Versuchung. Sie hatten immer friedlich zusammengelebt, doch nun aber? Es wird Zeit für den Dorfpfarrer einzugreifen. Bei Middleton klingt das so: „Ich schätze, der Sturm hatte unsere Geister über ganz England geweht. Tage später kehrten sie auf strauchelnden Pferden und mit wundgelaufenen Füßen zurück, und sie waren froh, wieder in Fairfield zu sein, dass einige von ihnen heulend wie kleine Kinder durch die Straßen liefen. Der Squire sagte, der Urgroßvater seines Urgroßvaters hätte seit der Schlacht von Naseby nicht mehr so erschossen ausgesehen, und er ist ein gebildeter Mann.“ Die Geschichte ist einfach großartig und neben ihr gibts noch 12 mehr von ihnen, die zeigen, was für ein vorzüglicher Autor Middleton ist. Er schreibt über Landstreicher und Polizisten, Sargverkäufer und Kinder. Vielen von ihnen geht es so, wie ihrem Autor, sie sind allein, einsam, arm, betrunken und werden erst, ebenso wie ihr Autor erst nach dessen Tod 1911 bekannt. Middleton schreibt: „In Fairfield wird so viel gesoffen, da braucht man gar kein Butterbrot. Rum zum Frühstück, Rum zum Mittag, Rum zum Tee und Abendbrot.“ Richard Barham Middleton aus Middlesex wird immer depressiver, beginnt unter neuralgischen Schmerzen zu leiden, verlässt London 1911, zieht nach Brüssel, beginnt die „Autobiografie eines jungen Mannes“ zu schreiben, bringt sich am 1. Dezember jenes Jahres mit Chloroform um. Für seinen Freund und Herausgeber Henry Savage hinterlässt er diese Zeilen: „… ich breche zu einem neuen Abenteuer auf, und dank Dir habe ich ein paar schöne Erinnerungen in meinem Rucksack. Was die bitteren anbetrifft wiegen sie vielleicht nicht mehr so schwer wie zuvor. Gott wird ein zerknirschtes und gedemütigtes Herz nicht verschmähen.“ Im Jahr seinem Selbstmord gibt Savage die hier nun vorliegenden Geschichten seines Freundes Middleton heraus und Middleton erfuhr die Anerkennung, die er zu seinen Lebzeiten nicht erhielt.

Bildquelle: Pixabay, Bild von GLady, Pixabay License
Bild von Richard Barham Middleton: Wikipedia, anon – , gemeinfrei

Print Friendly, PDF & EmailAusdrucken/PDF erstellen:
Teilen Sie diesen Artikel:
Instagram
Tags: 19. Jhd.Britische GesellschaftBuchbesprechungDas GeisterschiffGesellschaftsbildLiteraturRichard Middleton
Vorherigen Post

Zum virtuellen Wasser und Wasserfußabdruck. Teil 1

Nächster Beitrag

Kriminelles Chaos ist keine Folklore – Merkwürdiger Ausdruck der Freude aufs neue Jahr

Nächster Beitrag
Abgebranntes Feuerwerk und Böller

Kriminelles Chaos ist keine Folklore - Merkwürdiger Ausdruck der Freude aufs neue Jahr

Schreibe einen Kommentar Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaut mal hier

  • Justizskandal im Sauerland: Das von Charlotte Merz, Ehefrau von Bundeskanzler Friedrich Merz, geleitete Amtsgericht erließ einen rechtswidrigen Durchsuchungsbeschluss gegen eine junge SPD-Frau 08.09.2025
  • Geschichtsrevisionismus: Basteln an der „zweiten Geburt“ 15.4.2025
  • Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW - Sahras Knechte 22.2.2025
  • Sätze aus dem Wahlprogramm der AfD - und was sie bedeuten 18.2.2025
  • Kulturbegriff der AfD : Aufgeladen mit völkischer Ideologie 5.2.2025
  • Das Spiel der Lobbyisten und Politiker: Erik Ahrens – Ein tiefer Fall innerhalb der rechtsextremen Netzwerke 23.1.2025
  • Petition: Finger weg von unserer Demokratie, Herr Musk 3.1.2025

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 3.014 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

Werbung

[the_ad id="27291"]

Letzte Kommentare

  • Joke Frerichs bei Friedenspläne? Oder: Wie Friedenspolitik zur brutalen Comedy verkommt
  • Philipp bei Die Un-Logik der NATO-Osterweiterung aus europäischer Sicht
  • Kathrin bei Nikolaus, das Teilen und der Sozialstaat
  • Ronald bei Die Un-Logik der NATO-Osterweiterung aus europäischer Sicht

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 3.014 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

  • Trending
  • Comments
  • Neueste
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

18. März 2024
Alice Weidel, Elon Musk und Esel, Screenshot Tik Tok

ARD-Wahlarena – Weidels Lügen sind Methode

18. Februar 2025
Screenshots von TikTok_Accounts aufgestachelter Bauern oder AfDlern oder anderen "Empörern"

Aufruf zur Bauerndemo in Berlin, AfD-Anhänger und andere Rechtsextreme mobilisieren.

24. Oktober 2024
Feigenblatt

Alice Weidel: Das lesbische Feigenblatt und das Familienbild der AfD

1. Januar 2025
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

Screenshot ARD-Mediathek zur Sendung von Caren Miosga

Talk bei Miosga: Die Entlarvung der Sahra Wagenknecht

Kriegszerstörungen in der Ukraine

Ukraine: Verantwortungsbewusstes Handeln statt gefährlicher moralischer Überheblichkeit

Mauer in der NS-Ordensburg Vogelsang mit NS-Adler im Mauerwerk

Lasst Höcke regieren!

Screenshot Twitter

Ein Abstieg in menschenfeindliche Tiefen

15. Dezember 2025
Ortseingangschilc "Asylrecht ist ein Grundrecht" mit Sprayzusatz "Sorry, jetzt gerade nicht". AI generiert

Offener Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: Glaubwürdigkeit wahren!

15. Dezember 2025
Eine Abrissbirne prallt auf eine Wand, auf der "DEMOKRATIE" steht. Es sind schon deutliche Risse zu erkennen. AI generiert

Warum die Demokratie gefährdet ist

15. Dezember 2025
Die Heiligen Drei Könige auf Kamelen in der Wüste vor einem Nachthimmel mit Mond, Sternen und dem Stern von Betlhehem

Die (schein-) Heiligen Drei Könige – Fast eine neue Weihnachtsgeschichte

14. Dezember 2025

BLOG DER REPUBLIK

Blog der Republik

Kategorien

  • Allgemein
  • Buchbesprechungen
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Politik
  • Wirtschaft

Kategorien

  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Standpunkte

Schlagwörter

AfD CDU Demokratie EU Frieden Merz NoAfD Rechtsextremismus Rechtsstaat Ukraine

© 2025 Blog der Republik.

Unser Blog lebt durch Sie!

Das Erstarken der Rechtsextremen und Rechtspopulisten in ganz Europa in den letzten Jahren und gerade jetzt bei der Wahl zum Deutschen Bundestag besorgt uns alle zutiefst. Denn diese Kräfte wollen die zentralen Werte unserer Gesellschaft in Frage stellen und Demokratie als Lebens- und Regierungsform zerstören. Dagegen treten wir aktiv ein und engagieren uns für eine freiheitliche, soziale und gerechte Demokratie.

Dazu brauchen wir die Unterstützung unserer Leser*innen. Möchten Sie dazu beitragen, dass der Blog der Republik weiterhin informativ bleibt und sich weiterentwickeln kann?

Bereits mit 5 Euro helfen Sie uns, hochwertigen Journalismus zu sichern und neue Inhalte für Sie bereitzustellen.
Ihre Unterstützung macht den Unterschied!

Jeder Beitrag zählt – sind Sie dabei?

Ja, ich möchte den Blog der Republik unterstützen.

Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!

© 2025 Blog der Republik