Nicht nur die Gastronomie, der Tourismus, die Schausteller, die Autoindustrie und viele andere Bereiche befinden sich im Tal der Tränen, in das sie von der Corona-Pandemie gerissen wurden. Stark betroffen sind auch die Printmedien. Zeitungen und Zeitschriften melden fast durchweg sinkende Auflagenzahlen und geringe Werbeeinnahmen. Seit drei Jahrzehnten hält diese negative Entwicklung bereits an und könnte sich in diesem Jahr noch beschleunigen. Die verkauften Anlagen der Zeitungen liegen heute bei rund 13,5 Millionen; 1990 waren es noch etwa 27 Millionen. Und das Ende der Rutschbahn ist noch nicht in Sicht.
Großes Informationsbedürfnis
In diesen Wochen der Corona-Krise sind die Tageszeitungen immer dünner geworden. Im Hauptteil der regionalen Blätter erhält der Leser Informationen, Kommentare und Interviews zu COVID-19. Das alles gab es jedoch bereits am Vorabend der elektronischen Medien live, nämlich in Sondersendungen, Gesprächen mit Virologen, Medizinern, Ethikern und Psychologen, in unzähligen Talkshows mit Experten und Politikern. Die TV-Konsumenten sind so über alles, was in Deutschland und der Welt mehr oder weniger wichtig ist, mehr als ausreichend informiert. Was indessen in der regionalen und lokalen Welt geschieht, kommt in den Tageszeitungen gerade jetzt zu kurz. Und das, obwohl der Leser daran ein besonderes Interesse hat. Doch arbeiten zahlreiche Redaktionen derzeit vom Homeoffice aus, manche machen auch Kurzarbeit. So wird nicht nur der Zeitungsumfang dünner, sondern auch der Inhalt.
Verspielte Chancen
Damit verspielen viele Verleger ohne Zweifel eine Chance, die Attraktivität ihrer Blätter zu steigern. Hinzu kommen die sozialen Medien, die im Internet immer höherer Zugriffsraten feststellen, da sich das Informationsbedürfnis der Menschen erhöht hat. Zum anderen sind zahlreiche Verlage seit langem in das lukrative Geschäft mit Anzeigenblättern eingestiegen. Heute werden davon rund 80 Mio. Exemplare an die Haushalte kostenlos geliefert; vor einigen Jahren waren es über 90 Mio. Doch auch hier wuchsen die Bäume nicht in den Himmel, denn es wurde immer schwieriger, überall die Verteilung zu organisieren und das Anzeigenaufkommen ist auch rückläufig; große Teile der Werbung – etwa für den Auto- und Immobiliensektor – sind im Internet mit einer geradezu unübersichtlichen Zahl von Plattformen abgewandert.
Finanzprobleme der Verlage
In diesem Jahr droht eine verstärkte Erosion der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage: Im Anzeigengeschäft der Printmedien drohen die Erlöse um 40 % zurückzugehen. Die verkauften Exemplare könnten weiterhin kräftig sinken, bei einigen Zeitschriften sogar um bis zu 50 %. Viele Kioske und Verkaufsstellen sind geschlossen worden – insbesondere in vielen Bahnhöfen oder Shopping Centern. Last but not least wird es auch kaum einen Ausgleich über das Geschäft mit Veranstaltungen, das für viele Verlage ein wichtiges Feld geworden war, geben. Eine Kompensation über digitale Angebote wird seit einiger Zeit von Zeitungen und Zeitschriften versucht und geradezu forciert, wird jedoch die Verluste in den anderen Segmenten nicht ausgleichen können. Die Perspektive auch für die Zeit nach der Corona-Krise sind alles andere als günstig.
Rufe nach staatlicher Hilfe
Deshalb werden die Rufe nach staatlichen Hilfen immer lauter. Schließlich – so die Begründung – gehe es darum, die Medienvielfalt zu erhalten, die für unsere Demokratie systemrelevant sei. In unserem Nachbarland Österreich hat sich Bundeskanzler Sebastian Kurz gerade sogar für eine Corona-Sonderförderung in Höhe von 30 Mio. € eingesetzt und vom Parlament genehmigen lassen. Im vergangenen Jahr beliefen sich die österreichischen Staatshilfen bereits auf 178 Mio. €; 2020 werden es, wenn man die Subventionen der Stadt Wien und der Bundesländer hinzurechnet, deutlich mehr als 200 Mio. € werden. Staatlich gefördert werden insbesondere regierungsfreundliche Medien und Boulevardblätter. Online-Medien gehen indessen leer aus.
Auf Hilfen hoffen auch die deutschen Verleger. Einige setzen darauf, dass der Bund die Zustellkosten demnächst voll übernehmen und aus dem Haushalt finanzieren wird. Bereits Ende 2019 war eine Zustellungsförderung in Höhe von 40 Mio. € zugesagt worden, die jedoch bislang noch nicht geflossen ist. Ohnehin sind vor allem die Länder für die Sicherung der lokalen und regionalen Medienvielfalt gefordert. Gegründet wurde auch schon eine Arbeitsgruppe mit dem Titel „Regionale Vielfalt“, in der der Chef der Staatskanzlei Sachsens als Vorsitzender fungiert. Im Prinzip wollen die Länder die regionale und lokale Meinungsbildung fördern. Dazu sollen nicht allein die Bürgermedien im Fernseh- und Rundfunkbereich über die Landesmedienanstalten bedacht werden, sondern auch Medienverlage und journalistische Online-Medien wie Blogs und regionale Plattformen. Sollten die Länder hierfür endgültig grünes Licht geben, könnte es finanzielle Hilfe für journalistische Angebote geben. Das Gebot der Staatsferne muss dabei jedoch beachtet werden. So könnte etwa ein Medieninnovationsfond installiert werden, über den ein Teil des Rundfunk- und Fernsehbeitrages auch für die Finanzierung unabhängiger privater Medienproduktionen aufgebracht wird.
Bildquelle: Pixabay, Bild von Steve Buissinne, Pixabay License
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