Gegen Ängste wächst kein Kraut. Doch gegen manche, aber nicht alle Risiken kann man sich versichern. So verwundert es gewiss nicht, dass die R+V-Versicherung, ein Unternehmen der Volks- und Raiffeisenbanken, Jahr für Jahr 2.400 Deutsche nach ihren Sorgen und Ängsten demoskopisch befragt. Insgesamt – so das Ergebnis der Umfrage – ist das Angstniveau in den letzten Jahren gesunken, allerdings mit Unterschieden zwischen West und Ost-Deutschland.
Angstmacher Donald Trump
53 % der befragten Bundesbürger äußerten große Angst vor Gefahren der Politik des US-Präsidenten Donald Trump. Viele Jahrzehnte hindurch galten die USA als unser engster Partner in der NATO, der mit uns die gleichen Werte teilt und uns Schutz gewährt. Das hat sich gewaltig verändert, obwohl das Vertrauen in die russische Politik unter Präsident Putin ebenfalls stark gesunken ist. Als Alternative würde sich eine engere Partnerschaft mit der Volksrepublik China anbieten. Hier stehen zwar die engen Wirtschaftsbeziehungen im Vordergrund, allerdings sehen viele Deutsche mit Sorge auf die Entwicklungen in Hongkong und auf die Behandlung von Minderheiten wie Uiguren und Tibeter. Angesichts der großen Unsicherheiten in der Weltpolitik müssen die Europäer enger zusammenrücken und für ihre Sicherheit selbst mehr als bisher tun. Wenn es allerdings um die Ausweitung der deutschen Ausgaben für die Verteidigung geht, wird dies keineswegs von einer großen Mehrheit begrüßt. Nach dem Brexit, der das Ausscheiden Großbritanniens aus der EU besiegelt, fürchten viele Deutsche eher eine weitere Erosion der Gemeinschaft – insbesondere mit Blick auf Polen und Ungarn, wo der Nationalismus eine Renaissance erlebt.
Starke Inflationssorgen
Erstaunlich ist, dass 51 % der befragten Bundesbürger Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten äußern. Das um so mehr, als die Inflationsrate in den letzten Jahren außerordentlich gering war und zur Zeit nur wenig über der Null-Marke liegt. Selten zuvor gab es eine so hohe Preisstabilität. Die Europäische Zentralbank (EZB) hält zwar mit der Öffnung aller Geldschleusen dagegen; die Zinsen sind gar in den Minusbereich gesunken. Denn die Euro-Wächter befürchten eher ein Abgleiten in eine Deflation, also sinkende Preise. Im Verhältnis zu anderen Währungen – wie etwa zum US-Dollar – beweist der Euro seine Stabilität und ist sogar aufgewertet worden.
Furcht vor Rezession
Der wirtschaftliche Einbruch, der durch die Pandemie-Krise verursacht wurde, wird im laufenden Jahr zu einem kräftigen Minus des deutschen Bruttoinlandsprodukts führen. Die Summe aller Güter und Dienstleistungen wird hierzulande um etwa 7 % zurückfallen. Besonders stark betroffen sind die früheren „Paradebranchen“ wie die Automobilindustrie, die zudem Strukturprobleme zu bewältigen hat, damit auch die zahlreichen Automobil-Zulieferer, sowie der Maschinenbau und die Chemie. Da auch in den anderen europäischen Staaten die Minusraten im Schnitt bei 10 % und höher liegen, die USA sich in einer tiefen Rezession befinden und die meisten anderen Länder der Welt durch ein tiefes Rezessionstal gehen, leiden die Exporteure deutscher Waren gewaltig. Lediglich die Ausfuhren nach China haben in jüngster Zeit wieder zugelegt; das ist jedoch nur ein kleiner Lichtblick, obwohl die Chinesen unsere zweitwichtigsten Kunden sind. So ist es gut verständlich, dass 48 % der Deutschen wegen der schlechteren Wirtschaftslage besorgt sind.
Bedrückende Schuldenpolitik
So sehr das entschlossene Handeln der Politik im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise von etwa 80 % der Menschen in unserem Lande begrüßt wurde, machen sich inzwischen 49 % Sorgen über die Kosten der Schuldenkrise. Bis zum Jahr 2024 werden der Bund, die Länder und Gemeinden riesige Ausfälle ihrer Steuereinnahmen zu verkraften haben, die zum größten Teil in der Tat nur durch Kredite auszugleichen sind. Denn in der aktuellen schwierigen wirtschaftlichen Lage verbieten sich Sparprogramme und auch Steuererhöhungen. Wenn sich die Konjunktur ab 2022 wieder erholt haben wird, sollte jedoch die finanzpolitische Disziplin mit der „Schwarzen Null“ realisiert werden. Große Sorgen bereiten zudem die hohen Schulden, die zur Überwindung der Corona-Krise von der EU-Kommission gemacht werden. Nur wenige Deutsche wollen nämlich eine europäische Schuldengemeinschaft.
Sorgen um Klima und Migration
In der Sorgen-Tabelle der Deutschen rangieren Naturkatastrophen und Wetterextreme mit 44 % auf Platz 5 – gefolgt von Spannungen durch die Migration und Überforderung durch Flüchtlinge. Lediglich 42 % der Befragten gaben an, dass sie Angst vor Pandemien durch die Globalisierung haben. 41 % sorgen sich darum, ein Pflegefall im Alter zu werden. Jeweils 40 % äußern Angst vor dem Klimawandel und vor überforderten Politikern.
Geringste Angst in NRW
Bei den Altersgruppen fällt auf, dass Jugendliche sich größere Sorgen über den Klimawandel und die Naturkatastrophen machen, während bei den Älteren die Kosten der EU-Schulden und das Pflegefallrisiko dominieren. Der Blick auf die Ängstlichkeit der Deutschen zeigt bemerkenswerte regionale Unterschiede: Das Angstniveau ist mit jeweils 52 % im Freistaat Thüringen und in Brandenburg am höchsten; in Mecklenburg-Vorpommern liegt es bei 31 % und in Nordrhein-Westfalen ist es mit 27 % das niedrigste.
'DEUTSCHE ÄNGSTE: TRUMP, KLIMA, SCHULDEN, PFLEGE' hat keine Kommentare
Als erste/r kommentieren