Mit über 14 % lag in den ersten Monaten diesen Jahres die Sparquote in Deutschland so hoch wie schon seit langem nicht mehr: 72 Mrd. € der verfügbaren Einkommen in Höhe von 510 Mrd.€ landeten im 1. Quartal auf der hohen Kante. Damit stieg das private Geldvermögen auf die Rekordmarke von 6.170 Mrd. €. Mehr als ein Drittel dieser Riesensummen wird als Bargeld, in Sicht- und Termin- sowie Spareinlagen gehalten.
Schwaches Kreditgeschäft
Banken und Sparkassen sind mit so hohen Geldzuflüssen überfordert. Sie können sich so billig wie nie zuvor bei der Europäischen Zentralbank (EZB) refinanzieren. Ihr Kreditgeschäft mit Firmen und Privaten läuft nämlich schlecht. So sind die Darlehen an private Haushalte seit Anfang 2018 bis heute gerade einmal um etwa 60 auf rund 1.800 Mrd. € gestiegen. Konsumentenkredite und gewerbliche Darlehen stagnieren nahezu, nur Wohnungsbaukredite sind – wenn auch schwach – einigermaßen gefragt. Die Hypothekenzinsen bewegen sich – je nach Laufzeit – auf einem Tiefstniveau von 1,4 bis 1,7 %. Die Zinsen, die die Geldinstitute für Dispo-, Überziehungs- und Kreditkartenkredite kassieren, liegen zwischen 7,9 und 14,7 %; dieser Geschäftsbereich ist jedoch recht klein. Firmenkredite werden von Banken und Sparkassen im Schnitt zu einem Zins von rund 3 % vergeben.
Überliquide Banken
Insgesamt sind nahezu alle Kreditinstitute mit einem nie gekannten Riesenproblem konfrontiert: Für Gelder, die sie nicht für Kreditgeschäfte oder andere Engagements einsetzen können und bei der EZB parken, müssen sie seit einigen Jahren schon Strafzinsen zahlen; derzeit liegen diese bei -0,4 %. Viele Geldhäuser haben kaum noch ein Geschäftsmodell, das ihnen eine solide Zinsspanne und insgesamt gute Erträge bringt. Die Unternehmenszahlen der Deutschen Bank, der Commerzbank und vieler anderer Institute spiegeln die Misere des Geldgewerbes überdeutlich wider. Einige haben viel zu spät bemerkt, dass die Gewährung ihrer Kredite keine ausreichenden Gewinne beschert. In zahlreichen Filialen gibt es immer noch manche Defizite, wenn es um die gute Beratung der Sparer bei der Suche nach soliden Vermögensanlagen oder wenn es um die Finanzierung kleiner und mittlerer Firmen geht. Wer sich die Schaufenster einige Banken und Sparkassen in den Städten anschaut, blickt auf die triste Tapezierung von Fensterscheiben. Einladend oder gar verlockend ist das alles für potente und potenzielle Kunden gewiss nicht. Mit ihren Hausbesuchen zu den von Anlegern und Kreditnehmern gewünschten Tageszeiten machen die seriösen Vermögensberatergesellschaften wie etwa die DVAG und die OVB gute Geschäfte mit zufriedenen Kunden.
Vorsicht auf dem Grauen Kapitalmarkt!
Auf der Suche nach mehr Rendite ist indessen zur Vorsicht zur raten. Auf dem Grauen Kapitalmarkt tummeln sich viele Firmen, die Beteiligungen an Plantagen in Australien, an Wäldern in Panama oder an Solarkraftwerken in Afrika feil bieten. Einige dieser Firmen, die hohe Renditen versprechen, kassieren sehr teure Provisionen, die in der Regel 10 bis 15 %, manchmal auch 20 bis 30 % betragen. Zudem sind viele dieser Anlagen oft genug nicht werthaltig und nicht selten eher verlustreich. Eine Reihe von spektakulären Pleiten von solchen Firmen, die auf dem Grauen Kapitalmarkt operieren, sollte Anlegern, die auch Sicherheit für ihr Geld suchen, mehr als eine Warnung sein.
Minuszinsen, Gebühren und Kaufkraftverluste
Immer mehr Kreditinstitute peilen inzwischen Minuszinsen für private Sparer an. So müssen Kunden mit Einlagen ab 1 Mio. € und mehr als Tagesgeld zum Beispiel bei der Berliner Sparkasse einen Strafzins von 0,4 % zahlen; bei der Hamburger Sparkasse ist diese bereits ab 500.000 €, bei der VR-Bank Mittelsachsen gar ab 100.000 € fällig. Diesen Beispielen dürften in der nächsten Zeit viele Geldinstitute folgen, denn die EZB wird wohl die Liquiditätsschleusen in Kürze noch weiter öffnen. Nicht wenige Sparkassen und Banken, die bislang noch auf Strafzinsen verzichten, haben die Gebühren, die ihre Kunden für die Konto- und Depotführung zu zahlen haben, erhöht oder werden sie in der nächsten Zeit anheben.
Aktien für die Vermögensbildung
Kunden von Sparkassen und Banken müssen sich heute intensiver mit ihrem Geld beschäftigen und sich dafür mehr Zeit nehmen. Hohe Bareinlagen werden mit einem Zinsminus von 0,4 % bestraft, außerdem beträgt der Kaufkraftverlust aufgrund der Inflationsrate 1,5 % bis 2 %. Deshalb sollte auf dem laufenden Konto nur ein Betrag gehalten werden, der etwa dem Einkommen von 3 Monaten entspricht und für unvorhersehbare Ausgaben wie etwa für eine teure Autoreparatur, den Neukauf einer Tiefkühltruhe oder ähnliches reicht.
Die Alternativen für die solide Geldanlage sind Aktien und Investmentfonds, wenn es um eine längerfristige Perspektive geht. In den 10 Jahren seit 2009 haben sich die Aktienkurse etwa verdreifacht. Natürlich gab es in dieser Zeit manche Schwankungen nach unten und oben, was auch für die nächsten 10 Jahre nicht anders sein wird. Die richtigen Aktien, die Firmen in den zukunftsträchtigen Branchen, ggf. auch ausländische Werte, die solide Mischung in Investmentfonds und vieles mehr sind im Gespräch des Kunden mit seinem kompetenten Vermögensberater zu klären, um schlussendlich zu einer sicheren und renditeträchtigen Anlage zu finden. Immerhin beträgt die Aktienrendite dank guter Dividendenzahlungen durchschnittlich zwischen 2 und 5 %. Dagegen bringt die jüngste Anleihe des Bundes eine Minusverzinsung für den Anleger und ist damit gewiss keine Alternative. Mit Aktien beteiligt sich der Anleger am Produktionskapital der Wirtschaft, als Sparer bleibt er ein gebeutelter Verlierer.
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