Das Buch der Psychologin Mary Trump über ihren Onkel Donald Trump, den US-Präsidenten, war schon ein Renner, als es noch gar nicht zu kaufen war. Aber die ersten Urteile der Nichte Mary über ihren Onkel waren so vernichtend, dass Medien in aller Welt jede Zeile druckten. Jetzt ist das Werk, das auch die Geschichte der Familie Trump beschreibt, auf dem Markt. Wenig schmeichelhaft für Trump, um es höflich auszudrücken, was gewiss nicht die Art des Präsidenten ist. Warum sie das Buch geschrieben habe, wurde sie gefragt. Ihre Antwort ist vernichtend. „Ich kann nicht zulassen, dass er mein Land zerstört“, sagte sie. Und wer den Titel liest, ist neugierig auf das, was auf den nächsten 286 Seiten folgt: „Zu viel und nie genug: Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf.“
Sie beschreibt ihren Onkel Donald als verlogenen und kaltherzigen Narzisten, der schon in der High School jemanden dafür bezahlt habe, damit dieser für ihn einen Text schreibe, um die angesehene Wirtschaftsschule Wharton besuchen zu können. Ihm gehe es stets nur um die eigene Selbstdarstellung, dafür sei ihm jedes Mittel recht, auch Lügen dienten dem heutigen Präsidenten nur dazu, um sein Ego zu befriedigen. „Selbstverherrlichung“ nennt die Autorin das. Im Grunde sei nichts echt an ihrem Onkel, urteilt Mary Trump. Selbst die Religiosität täusche er nur vor, um evangelikale Wähler für sich zu gewinnen. In Wirklichkeit interessiere er sich nicht dafür. Er sei nur in die Kirche gegangen, wenn dort Kameras aufgebaut waren. Donald Trump glaube an nichts, er habe keinerlei Prinzipien.
Es war kein Wunder, dass Trump und seine Freunde versuchten, die Veröffentlichung des Buchs zu verhindern. Aber zum Zeitpunkt des Gerichtsstreits waren schon Hunderttausende von Exemplaren verkauft und viele Medien hatten Brisantes aus den Buch über den Präsidenten veröffentlicht. Das Buch durfte erscheinen. Das Weiße Haus hat erwartungsgemäßg alle Vorwürfe der Nichte an ihrem Onkel zurückgewiesen. Sie seien „absurd und vollkommen falsch.“ Was man so sagt.
Sie hält ihn für völlig überfordert
Mary Trumps Urteil fällt hart aus. Sie lässt kein gutes Haar an ihrem Onkel, dem sie nie zugetraut hätte, dass er für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten kandidieren würde. Sie beschreibt ihn als einen Menschen, der „tief im Inneren wisse, dass er nichts von dem ist, was er vorgibt zu sein.“ Sie hält ihn schon vor der Wahl für völlig überfordert. Es gebe „niemanden, der weniger dazu in der Lage “ sei als ihr Onkel, um Katastrophen wie die Corona-Pandemie zu lösen, die Gefahr einer Rezession zu bekämpfen und die immer tiefer werdenden Gräben in der amerikanischen Gesellschaft zu überbrücken, dazu komme seine Neigung, Lager gegeneinander auszuspielen, seine eigene Unsicherheit über die Zukunft des Landes. Kurz, sie spricht ihm jedwede Führungsqualitäten ab.
Die Medien hätten vor seiner Wahl „seine Krankheitsbilder(seine Verlogenheit und seinen Größenwahn) ebenso wie seinen Rassismus und seine Misogynie“(Frauenhass laut Duden) behandelt, „als wären dies unterhaltsame Eigenarten, unter denen die gebotene Reife und Ernsthaftigkeit verborgen liegen. “ Später heißt es über ihn: „Seine krankhaften Eigenschaften haben ihn derartig einfältig werden lassen, dass man nicht mehr tun muss, als das zu wiederholen, was er über sich selbst Dutzende Male am Tag sagt- er ist der Schlaueste, der Größte, der Beste. Und schon bekommt man ihn dazu, zu tun, was immer man möchte; ob es sich darum handelt, Kinder in Konzentrationslagern gefangen zu halten, Verbündete zu hintergehen, die Wirtschaft zersetzende Steuernachlässe einzuführen oder jede Institution herabzuwürdigen, die zum Aufstieg der Vereinigten Staaten von Amerika und dem Gedeihen der liberalen Demokratie beigetragen hat.“
Donalds Ego und Inkompetenz
Die Regierung diene nur dazu, „Donalds Ego zu schonen.“ Mary Trump beschreibt die „Grausamkeit“ des ersten Mannes der USA, die lediglich ein Mittel sei, „um ihn selbst und uns vom wahren Ausmaß seiner Unfähigkeit abzulenken.“ Durch seine Grausamkeit übe er Macht aus, immer gerichtet gegen Menschen, die schwächer seien als er oder aufgrund ihrer Pflicht oder Abhängigkeit nichts gegen ihn ausrichten können. So verhalte es sich mit den Gouverneuren. „Da sie in der Corona-Pandemie auf angemessene Unterstützung für ihre Bürger angewiesen sind, können sie Donalds Inkompetenz nicht anprangern, aus Angst, er könnte Beatmungsgeräte und andere lebensrettende Hilfsgüter zurückhalten.“ Donald Trump existiere in dem dunklen Raum zwischen der Angst vor Gleichgültigkeit und der Angst zu scheitern. „Auf einer sehr tiefen Ebene seines Bewusstseins ist die ganze Angeberei, das falsche Draufgängertum nicht an ein Publikum vor ihm gerichtet, sondern an ein Gegenüber, der aus genau einer Person besteht: an seinen vor langer Zeit gestorbenen Vater.“
Donald habe es immer geschafft, mit hohlen Phrasen davonzukommen. Es sei ihm zugestanden worden, „sich über nukleare Waffen auszulassen, den Handel mit China und andere Dinge, von denen er keine Ahnung hat; letztlich hat ihm niemand Einhalt geboten, als er die Wirksamkeit von Medikamenten zur Behandlung von Corona bewarb, die noch nicht getestet waren.“ Man müsse sich von der Vorstellung lösen, so das Fazit der Nichte über ihren Onkel, „Donald sei strategisch brillant, weil er das Zusammenspiel von Medien und Politik durchschaut habe. Er verfolgt keinerlei Strategie…Sein Vorsprung bei den Wahlen war ein Glückstreffer und sein Sieg im besten Fall verdächtig, im schlimmsten rechtswidrig….Er ist ebenso unfähig, sich den wandelnden Umständen anzupassen, wie er außerstande ist, präsidial zu werden. “ Was er kann, sagt sie dann auch noch: „lügen, niedrigste Instinkte ansprechen, betrügen und Zwietracht säen.“ Und dieser Mann ist Präsident des mächtigsten Staates der Welt, als Führer der sogenannten freien Welt würde ich ihn nicht anerkennen.
Bildquelle: Max Pixel , CC0 1.0