Die mit zahlreichen Literaturpreisen geehrte Schriftstellerin und Hörspielautorin Irina Liebmann wurde 1943 als Tochter des emigrierten deutschen Journalisten Rudolf Herrnstadt in Moskau geboren.
Ihre kritische Einstellung zu den autoritären Strukturen der DDR führte 1988 dazu, dass sie mit ihrer Familie nach West-Berlin übersiedelte.
„Die SED würde bis zum Ende tun, was schon im Beginn angelegt war: jedes Verlangen nach Offenheit und Kritik als einen feindlichen Anschlag betrachten. Sie wird den Weg in den Pragmatismus der Plattenbauten und Sozialmaßnahmen wählen und so tun, als ob das Sozialismus wäre. Sie wird an einem Menschenbild des lenkungsbedürftigen, schwachen oder sogar feindlichen Bürgers festhalten, den sie verwalten und kontrollieren muss.“
Diese klugen und klaren Sätze schrieb Irina Liebmann im Jahr 2008 in ihrem Buch „Wäre es schön? Es wäre schön!“ Mit solch analytischem Denken waren die Herren des DDR-Regimes naturgemäß überfordert. Besonders mit einfühlfähigen Intellektuellen von solch konkreter Kritikfähigkeit mochten sie sich inhaltlich keineswegs auseinandersetzen, geschweige denn diese als konstruktiven Beitrag zu einem in der Tat demokratischen Rechtsstaat dankbar anzunehmen. „Ich wollte immer schreiben für lebendige Menschen, die wach sind und sich nicht für dumm verkaufen lassen. Ich will der Wirklichkeit ihre magische Ausstrahlung lassen.“
Erlebte Geschichten mit Irina Liebmann, vom 4.10.2015, WDR5
Bildquelle: © Maximilian Merz