Flüchtlinge stellen Seifen her

Kaum Schutz vor COVID-19 – West- und Zentralafrika: 10 Millionen Flüchtlinge, Vertriebene und Staatenlose

Weitgehend unbeachtet von der Weltöffentlichkeit hat sich die Sicherheitslage in West- und Zentralafrika drastisch verschlechtert. Ein Ausbruch von Covid19 würde die Situation zusätzlich verschärfen. UN-Generalsekretär António Guterres warnte daher in der ARD mit dem Blick auf Afrika: „Die Pandemie wird wie ein Buschfeuer um sich greifen, mit tragischen Konsequenzen für die Menschen und diese besonders verwundbaren Volkswirtschaften“. Wenn wir von West- und Zentralafrika als Krisenherd sprechen, dann geht es konkret um 21 Staaten. Seit dem ersten bestätigten Corona-Fall Ende Februar haben sich in den Ländern Tausende weitere Menschen angesteckt. Wegen der maroden Gesundheitssysteme in der Region dürfte die Dunkelziffer noch deutlich höher liegen. Einige Länder in der Region haben bereits Bewegungseinschränkungen verfügt – bis hin zur kompletten Schließung der Grenzen zu Nachbarländern und einer verpflichtenden Quarantäne für Reisende. So sind u.a. Benin, Ghana, Kamerun, Liberia, Mali, Tschad sowie die Zentralafrikanische Republik betroffen. Armut, Gewalt und Hunger gehören in diesen Ländern zum Alltag. Der UNHCR hat deshalb seine Präsenz in der Region verstärkt, um die Regierungen bei ihren Nothilfemaßnahmen zu unterstützen.

Und auch schon vor der Corona-Pandemie waren dort insgesamt rund zehn Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen. Davon allein 5,6 Millionen Vertriebene im eigenen Land, sowie 1,3 Millionen Flüchtlinge. In westafrikanischen Sahel-Zone, wo bewaffnete Konflikte und Angriffe auf die Zivilbevölkerung fast drei Millionen Menschen entwurzelt haben, ist die Lage katastrophal. António Guterres warnt, dass als Folge einer starken Ausbreitung des Coronavirus im globalen Süden die Gefahr bestünde, dass die Pandemie in den Norden der Welt zurückkehre. „Es ist also im eigenen Interesse aller Staaten, dem Süden zu helfen. Das ist keine Frage von Großzügigkeit.“ Der UNHCR stellt vor Ort Lebensmittel, Wasser, Gesundheitsversorgung, sanitäre Einrichtungen und Unterkünfte zur Verfügung.  Die Situation stellt das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen vor eine zusätzliche Herausforderung. Denn neben Krisen-Hotspots, wie dem Nahen Osten, Venezuela oder Afghanistan und vielen anderen mehr sind hier zusätzliche Hilfe dringend erforderlich.

Um diese Herausforderung bewältigen zu können, fehlen allerdings mehr und mehr die finanziellen Mittel. Vor allem die europäischen Länder sollten die Mahnung des UN-Generalsekretärs für mehr Solidarität ernst nehmen. Europa muss also schnell aktiv werden und beim Aufbau funktionierender staatlicher Strukturen helfen, bevor sich die Lage weiter zuspitzt – durch die Ausbreitung von Armut, Gewalt, Kriminalität Terrorismus oder Waffenhandel. UN-Generalsekretär Guterres kritisiert den Mangel an internationaler Solidarität in Corona-Krise und beklagt die „Dysfunktionalität in internationalen Beziehungen“. Es habe bislang nicht genügend Unterstützung gegeben, die es armen Ländern im globalen Süden ermöglichen, sich ausreichend vor dem neuartigen Coronavirus zu schützen, so Guterres. Der UNHCR kümmert sich vor Ort um die Versorgung mit sauberem Wasser, Seife, Sanitäranlagen, verstärkt Maßnahmen zur Abfallentsorgung und unterstützt die Ausbildung von Personal zur Sicherstellung der Infektionskontrolle. Aus Sicht der UNO-Flüchtlingshilfe, dem deutschen Partner des UNHCR, ist eine internationale Antwort erforderlich. Es geht um die Menschen, die es – trotz katastrophaler Bedingungen – nicht mehr in die Berichterstattung schaffen: Menschen auf der Flucht. Sie gehören in der aktuellen Situation ganz sicher zu den verwundbarsten und gefährdetsten Gruppen. Information und Unterstützung: uno-fluechtlingshilfe.de/gesundheit

Bildquelle: UNHCR

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....ist Rechtsanwalt und Nationaler Direktor der UNO-Flüchtlingshilfe (www.uno-fluechtlingshilfe.de), dem deutschen Partner des Flüchtlingshilfswerkes der Vereinten Nationen (UNHCR). Zuvor war er u.a. Stellvertretender Chef des Bundespresseamtes und als Staatssekretär im Bundesfamilienministerium. Er ist Lehrbeauftragter für Politische Kommunikation/Regierungskommunikation an der Universität Potsdam und der Hochschule Magdeburg.


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