Klimawandel

Klimaalarm aus den USA – doch Trump lässt das kalt

Das wird Donald Trump nicht schmecken: die US-Klimabehörde veröffentlicht alarmierende Zahlen zum globalen Klimawandel. Dem jüngsten Jahresbericht der NOAA zufolge war 2017 das drittwärmste jemals gemessene Jahr auf unserem Planeten, ohne das Klimaphänomen El Niño sogar das wärmste. Der US-Präsident ignoriert solche Statistiken hartnäckig und bezeichnet die Erderwärmung als Erfindung oder chinesische Propaganda. Eine Konsequenz: die USA haben das mühsam errungene internationale Klimaschutzabkommen von Paris aufgekündigt.

Eine furchtbare Fehlentscheidung, denn die aktuellen Beobachtungen von 500 Wissenschaftlern aus 65 Ländern mahnen eindringlich zu verstärkten Anstrengungen gegen die Überhitzung der Erde. Die vergangenen vier Jahre waren die wärmsten seit Beginn der meteorologischen Aufzeichnungen im späten 19. Jahrhundert. Die USA haben über Jahrzehnte mit dem weltweit höchsten Ausstoß von CO2 beträchtlichen Anteil an der bedrohlichen Entwicklung. Inzwischen hat China beim Ausstoß des klimaschädlichen Treibhausgases die Spitze übernommen.

Die Zahlen der US-Klimabehörde schrecken mit Superlativen auf: Die Konzentration von CO2 und Methan in der Erdatmosphäre war 2017 so hoch wie nie zuvor. Der durchschnittliche Meeresspiegel stieg auf einen neuen Höchststand und lag 7,7 Zentimeter über dem von 1993. Seit 25 Jahren wird der Meeresspiegel von Satelliten aus gemessen. Für diesen Zeitraum ergibt sich ein durchschnittlicher Anstieg um drei Zentimeter pro Jahrzehnt. Hochrechnungen führen Inselstaaten und Küstenregionen den Untergang vor Augen. Das Eis der Arktis ist um ein Viertel geschmolzen. Korallenriffe bleichen aus, für ein Drittel der wichtigen Meeressysteme bereits in lebensbedrohlichem Ausmaß.

US-Präsident Donald Trump leugnet den menschengemachten Klimawandel. Seit seinem Amtsantritt fährt er die unter seinem demokratischen Vorgänger Barack Obama ergriffenen Klimaschutzmaßnahmen zurück und setzt sich offensiv für die Kohle als Energieträger ein. Dabei haben die Auswirkungen des Klimawandels auch die USA erreicht. Extreme Hitze, Waldbrände, Dürreperioden, Überschwemmungen und Hurrikane treten häufiger und zerstörerischer auf.

Europa ächzt unter einem Hitzesommer. Früher hätte man von einem Jahrhundertsommer gesprochen, doch auch diese extreme Wetterlage stellt sich viel häufiger als nur einmal in hundert Jahren ein. 2003 forderte sie europaweit rund 70 000 Hitzeopfer. Nach Auswertungen des Potsdamer Klimainstituts seit dem Jahr 1500 waren die wärmsten Sommer der vergangenen 500 Jahre neben dem Jahr 2003 auch 2002, 2006, 2007 und 2010, und nun die letzten vier in Folge. Ein einzelner Sommer sagt wenig aus, doch die Vielzahl der Hitzeereignisse zeigt die Folgen des anhaltenden Trends.

Extreme Niederschlagsereignisse sind ein weiteres Indiz. Heftige und zunehmend räumlich begrenzte Starkregen und Gewitter nehmen zu. Überflutungen treten häufiger auf, gleichzeitig auch Dürren. Durch die Erderwärmung ist die Verdunstung erhöht, Böden können Feuchtigkeit nicht lange speichern. Wüsten sind die Folge. Selbst wenn es gelingt, die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, wie es das Abkommen von Paris als absolute Obergrenze anstrebt, wird die Vegetation im Mittelmeerraum das nicht überleben. Die Potsdamer Klimaforscher rechnen damit, dass Landstriche in Spanien und Portugal zur Wüste werden.

Das alles ist nicht neu, doch die politischen Konsequenzen bleiben aus. Seit dem Erdgipfel von Rio 1992 sind die Erfordernisse von nachhaltiger Lebensweise und grüner Wirtschaft ein Thema, seit dem Kyoto-Protokoll von 1997 die notwendigen Maßnahmen zum Klimaschutz. Doch statt etwa die CO2-Emissionen zu senken, sind sie weiter gestiegen. Auch die Bundesrepublik, deren Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sich dereinst als „Klima-Kanzlerin“ gab und eine Vorreiterrolle anstrebte, ist zuletzt von ihren nationalen Klimaschutzzielen abgerückt.

Die Folgen der fortschreitenden Klimaerwärmung bekommen schon jetzt dramatisch die Länder des Südens zu spüren, die am wenigsten zu der Entwicklung beigetragen haben. Doch auch der reiche Norden als Hauptverursacher des Klimawandels wird auf Dauer nicht verschont. Der Migrationsdruck nimmt zu. Ernteausfälle, wie sie zurzeit von den hiesigen Landwirten befürchtet werden, führen im Süden zu todbringenden Hungersnöten. Die industrialisierte Agrarwirtschaft in Europa hat ihren Anteil sowohl am Treibhauseffekt, als auch an der Zerstörung der landwirtschaftlichen Strukturen in afrikanischen Ländern.

Es ist höchste Zeit zum Umsteuern. Das Ausscheren von Donald Trump aus dem Pariser Abkommen darf nicht zu Untätigkeit führen. Wir haben nur diese eine Erde. Sie hat unsere Rücksichtslosigkeit nicht verdient.

Bildquelle: pixabay, user geralt, CC0 Creative Commons

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Die promovierte Medienwissenschaftlerin arbeitete mehr als 20 Jahre in der Politikredaktion der Westfälischen Rundschau. Recherchereisen führten sie u. a. nach Ghana, Benin, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, China, Ukraine, Belarus, Israel und in das Westjordanland. Sie berichtete über Gipfeltreffen des Europäischen Rates, Parteitage, EKD-Synoden, Kirchentage und Kongresse. Parallel nahm sie Lehraufträge am Institut für Journalistik der TU Dortmund sowie am Erich-Brost-Institut für Internationalen Journalismus in Dortmund wahr. Derzeit arbeitet sie als freie Journalistin.


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