Jüngst wurde auf der UN-Klimakonferenz in Katowice das Regelwerk des Pariser Übereinkommens verabschiedet: Angesichts des aktuellen besorgniserregenden Klimareports sind alle Staaten herausgefordert, einen wesentlich stärkeren Beitrag zur Verringerung der Erderwärmung zu leisten.
Priorität für „Green Finance“
Die Klimaschutzziele sind nicht ohne den entsprechenden Einsatz von privatem Kapital zu erreichen. „Green Finance“ muss deshalb die höchste Priorität einnehmen – bei Banken und Versicherungen sowie Investmentfonds. Von den derzeit in Deutschland verwalteten Vermögen in Höhe von rund 3.100 Mrd. € sind schätzungsweise gerade einmal gut 5 % nachhaltig investiert worden. Die Mehrheit der privaten Anleger ist bislang nur unzulänglich oder gar nicht über nachhaltige Geldanlagen informiert worden. Und das, obwohl etwa nachhaltige Aktienfonds gegenüber konventionellen eine bessere Rendite bringen.
Offensive für ESG
Allerdings ist in jüngster Zeit eine Offensive zu verzeichnen, die Anleger dazu bringen soll, viel stärker als bisher in Fonds zu investieren, die auf einen besseren Klimaschutz setzen. „Als einer der größten global tätigen Versicherer in Deutschland engagieren wir uns seit langem gegen den Klimawandel“, darauf verweist Michael Leinwand, der Chief Investment Officer der Zurich Gruppe Deutschland. Zurich bezieht dabei seit 2012 die „Environmental Social Governance-Betrachtungen“ (ESG) in die Entscheidungen über die Kapitalanlagen ein.
Über 3 Mrd. Euro wurden seitdem von dem Schweizer Versicherungskonzern in „Green and Social Bonds“ investiert. „Wir übertreffen damit auch aggressive CO2-Reduktionsziele“, so Michael Leinwand, der die Investitionsstrategie der Zurich konsequent auf die Nachhaltigkeitsagenda ausgerichtet hat.
EU-Streit um Nachhaltigkeit
Damit eilt die Zurich Gruppe den Plänen der EU-Kommission weit voraus, die im Frühjahr 2018 einen „Aktionsplan für nachhaltiges Finanzwesen“ auf den Weg brachte, der indessen noch nicht endgültig beschlossene Sache ist. Die EU-Kommission will Fondsgesellschaften zur Entwicklung von mehr nachhaltigen Finanzprodukten drängen; diese sollen dann den Kunden von Banken und Versicherern stärker als bisher zur Anlage empfohlen werden.
Ob dieser Vorstoß der EU-Kommission bis zur Europa-Wahl im Mai 2019 Gesetz wird, ist heute noch völlig offen, weil in den Mitgliedsländern der EU die Definition der Nachhaltigkeit sehr unterschiedlich ausfällt. Während nämlich zum Beispiel die Kernenergie in Frankreich wegen der geringen CO2-Emission als besonders klimafreundlich gilt, wird diese in Deutschland als gefährlich und umweltschädlich bezeichnet und 2022 endgültig auslaufen.
Gute Rendite mit Nachhaltigkeit
Investoren wie etwa die Zurich setzen deshalb vorrangig auf die ESG-Kriterien – auf Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance). „Wir sind uns bewusst, dass der verfolgte Veränderungsprozess nicht abrupt erfolgen kann“, so lautet das Urteil des Zurich Investment Chefs, der den „Wirtschaftsakteuren genügend Zeit für die notwendige Anpassung“ einräumen will. Denn die Interdependenzen sind nicht gering: Zum einen muss es einen engen Dialog mit den verschiedenen Gruppen der Gesellschaft geben, zum anderen gibt es zwischen den politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie der Unternehmensstrategie enge Wechselwirkungen und gegenseitige Abhängigkeiten.
„Als Versicherer können wir dazu beitragen“, so Michael Leinwand, „diesen Paradigmenwechsel zu sauberer Energie zu erleichtern, indem wir die klimabedingten Risiken der Kraftwerkskohle in unserer Zeichnungs- und Kapitalanlagepolitik zunehmend berücksichtigen.“ So prüfe die Zurich bei den einzelnen Investitionen nicht nur die finanzielle Performance, sondern auch die jeweilige Leistung im Hinblick auf die Environment-, Social- und Governance-Faktoren. Und dies alles fließe in die Zurich-Entscheidungen über den Kauf und Verkauf von Vermögenswerten, also vor allem bei Aktien und Unternehmensanleihen, ein. Ebenso gilt es für die Zurich als Finanzdienstleister für Groß- und Kleinanleger, deren Geld in Unternehmen, Institutionen und Projekte zu investieren, die sichere Renditen und gleichzeitig gezielte, messbar positive ökologische und soziale Wirkungen bringen.
Win-win-Strategie für Ökonomie und Ökologie
Mit dieser Strategie verfolgt die Zurich Gruppe insbesondere die Optimierung ihrer Rolle als Risikoexperte, um den Generationswechsel zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu erleichtern, ja möglichst zu beschleunigen. Das impliziert auch Risikomanagement-Lösungen für neue Technologien und Innovationen, die für diesen Wandel zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz erforderlich sind. Zurich Investment-Chef Leinwand ist deshalb überzeugt: „Nachhaltiges Investieren verbessert für die Verwaltung unserer Kapitalanlagen unsere Fähigkeit, gut zu wirtschaften, denn dadurch werden das Risiko finanzieller Verluste vermindert und neue Möglichkeiten für finanzielle Erträge geschaffen. Zugleich tun wir Gutes, indem wir Institutionen und Maßnahmen finanzieren, die unseren Kunden, Mitarbeitenden und unserer gesamten Gesellschaft zugutekommen.“
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