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Fußball-WM ohne die Deutschen – Ende der Träumerei

Alfons Pieper Von Alfons Pieper
29. Juni 2018
Auszeit

Der Auftritt der deutschen Kicker bei der WM in Russland war mäßig, ja miserabel. In keinem der drei Vorrundenspiele haben die Millionäre am Ball, die Kroos, Özil, Khedira, Müller und wie sie alle heißen überzeugt. Auch das gewonnene Spiel gegen Schweden darf man dazu rechnen. Was wäre denn gewesen, wenn der Schiedsrichter den Elfmeter gepfiffen hätte, den Boateng verursacht hatte? Und Boateng hätte schon zu dem Zeitpunkt die rote Karte bekommen können als letzter Mann. Die Blamage war abzusehen. International spielten Mannschaften der Bundesliga keine überragende Rolle mehr, der BVB träumt von früher, ist aber weit weg von der Spitze in Europa. Und die Bayern schieden gegen Real Madrid aus, den späteren Champions-League-Sieger. Sie hatten zugegeben viel Pech, spielten aber auch nicht überzeugend.Und der BC Bayern stellt nun mal seit Jahren den Kern der Fußball-Nationalelf.

Sie haben alle das bestätigt, was schon Adi Preißler, der einstige Stürmer aus  Duisburg, Münster und Dortmund, der Mann mit der Glatze in den 50er Jahren, festgestellt hatte: Entscheidend is aufm Platz. Der Mann, Torschützenkönig des BVB in Zeiten der Oberliga West, wusste Bescheid. Und aufm Platz haben die Kroos und Özils nicht gut gespielt. In drei Spielen haben sie ganze zwei Tore geschossen. Sie liefen herum, als hätten sie Blei in den Beinen. Schweißfreies Spiel nannte das die SZ in ihrer trefflichen, aber bissigen Analyse der deutschen Spieler, das mit dem schweißfrei bezog man auf Kroos. Auch Reus konnte gegen Südkorea nicht das Spiel drehen, er bekam aus dem Mittelfeld aber auch keine Bälle, um seine Schnelligkeit auszuspielen. Ähnlich Tim Werner, der schnelle Mann aus Leipzig. Von Gomez sah man so gut wie nichts. Hummels versuchte alles, das stimmt, aber er hatte Pech mit einem Ball, den er mit der Schulter traf statt mit dem Kopf. Im anderen Fall wäre… Hätte, hätte Fahrradkette. Übrigens hatte Himmels Recht mit seiner Kritik, er fühlte sich oft allein gelassen, viel zu viele trieben sich nur noch in der gegnerischen Hälfte herum. Da war kein Konzept zu sehen. Es reichte den Mexikanern, dem Kroos einen Manndecker hinzustellen. Und damit war Kroos, der Stratege von Real Madrid,  aus dem Spiel genommen. Und Löw und Co fanden kein Rezept dagegen. Das wirkte schon ein bisschen unbeholfen.

Nein die Mannschaft hat auf der ganzen Linie enttäuscht. Wenn ich heute lese, dass Özil viele Pässe gespielt habe, so stimmt das zwar, aber die meisten Bälle wurden quer gespielt oder zurück, nur nicht nach vorn oder gar in die Spitze. Jetzt ist davon die Rede, dass einige Nationalspieler über einen Rücktritt nachdenken. Das kann man verstehen, nach dieser Enttäuschung, nach den Pfiffen der Fans, die sie mit in den Flieger genommen haben, der sie nach Hause brachte. So ist das halt, wenn man schlecht spielt. Schon beim nächsten Mal kann es Ovationen geben. Im Fußball wird man heute gefeiert und morgen ausgebuht.

Auch der Bundestrainer, so heißt es, habe sich Bedenkzeit ausgebeten, ob er weitermache. Jogi Löw, das darf nicht vergessen werden, hat vieles erreicht. 2006 und 2010 wurde die von ihm aufgestellte und trainierte Mannschaft Dritter bei den Weltmeisterschaften im eigenen Land und in Südafrika. 2014 gewannen sie den Weltpokal in Brasilien, spielte die Truppe um Özil und Müller die Brasilianer an die Wand: 7:1. Unvergesslich. Zwei Jahre später bei der Europameisterschaft schied man gegen Frankreich aus- im Halbfinale. Und jetzt der Totalschaden einer Mannschaft, die aus acht Weltmeistern bestand. Die zu müde waren, zu langsam, zu ängstlich, vielleicht zu satt ob der vielen Erfolge, die sich nicht quälen wollten, nicht rennen, nicht kämpfen um jeden Ball. Fußball ist ein Bewegungsspiel, kein Sport für Stehgeiger. Vielleicht hätte der eine oder andere früher gehen müssen, aber Abschied nehmen fällt schwer.

Die Sache mit Erdogan habe eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt, der Fall, dass Özil und Gündogan sich mit dem türkischen Autokraten auf einem Foto gezeigt  und quasi für ihn, der im Wahlkampf stand, Werbung gemacht hatten. Da müssen sich dann die Herren vom DFB fragen, warum sie die Sache nicht in die Hand genommen haben. Ich stelle hier noch mal die Frage nach den Hintermännern: Wer hat den Fototermin eingefädelt, waren die Manager, die Berater der Spieler dabei, wer hat daran verdient? Und warum war es nicht möglich, diese unschöne Geschichte öffentlich zu lösen, mit Pressekonferenzen? Dass Özil, der ein Klasse-Spieler ist, wenn er in Form ist, dazu schwierig, war ein schwerer Fehler. Dass ein beredter und erfahrener Mann wie Oliver Bierhoff keine Lösung fand, will mir nicht in den Kopf.

Blamabel war das alles gerade auch, wenn man hört, dass die Verantwortlichen wohl schon ans Endspiel gedacht hatten und dabei vergassen, dass der Schweiß vor dem Erfolg steht. Der DFB verliert viel Geld durch das frühe Ausscheiden, er spart aber auch viele Prämien, weil die Spieler eben nichts erreicht haben. Und niemand muss sich darüber Gedanken machen, ob Angela Merkel oder der Bundespräsident zum Endspiel nach Moskau fahren. Aus und vorbei. Und in wenigen Wochen startet die Bundesliga mit Bayern München gegen Hoffenheim.

Bildquelle: pixabay, user EME, CC0 Creative Commons

 

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Tags: Ausscheiden deutsche NationalelfDFBFußballFußball und PolitikFußball-WMNationalelfRussland
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