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Niedergang des Geldgewerbes

Friedhelm Ost Von Friedhelm Ost
30. Juli 2018
Geld - Banken

Nicht nur Stahl und Kohle befinden sich seit langem in einer Strukturkrise. Auch die Banken machen einen Wandel durch, obwohl die Bilanzsummen, die Kreditvergaben und Spareinlagen sowie die Wertpapierumsätze steigen. Allein im vergangenen Jahr ist die Zahl der Beschäftigten um fast 4 % auf 586.250 zurückgegangen.

Probleme der Großbanken

Noch im Jahre 2000 hatten rund 775.000 Menschen einen Job in einer Bank oder Sparkasse. Seitdem ist fast jede dritte Stelle weggefallen. Der Strukturwandel dürfte sich in den nächsten Jahren noch beschleunigen. Vor allem die Großbanken kämpfen mit Problemen. Das einst zweitgrößte Institut unter den Privatbanken, die Dresdner Bank, ist bereits vor Jahren verschwunden. Die Deutsche Bank, über viele Jahrzehnte das Flaggschiff des deutschen Finanzgewerbes, befindet sich seit langem in schwerer See: Die großspurigen Vorstände, die ganz groß auftrumpfen wollten, sind jäh abgestürzt; vor ihrem Abgang haben sie indessen noch viele Millionen Euro als Boni für ihre schlechten Leistungen kassiert.

Mit dem neuen CEO Sewing, einem soliden Ostwestfalen, zeichnet sich eine gewisse Stabilisierung auf niedrigem Niveau ab. Doch ist die Deutsche Bank, die viele Milliarden an Strafen und für Missmanagement zahlen musste, noch längst nicht über’n Berg. International spielt dieses Institut längst nicht mehr ganz vorne mit.

Ähnlich ist die Entwicklung bei der Commerzbank, die in der Finanzkrise tief abstürzte und mit Hilfe des Bundes gestützt werden musste. Wann die Staatsbeteiligung von rund 17 % abgebaut werden kann, ist immer noch offen. Allerdings sind die Weichen in Richtung Konsolidierung vor längerer Zeit gestellt worden. Die Geschäftspolitik der Cobank wurde insbesondere auf die mittelständische Kundschaft ausgerichtet. Mit dieser Klientel soll sowohl im Darlehensgeschäft als auch in der Vermögens- und Anlageberatung Geld verdient werden. Allerdings ist angesichts der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank bei Krediten und Hypotheken kaum eine befriedigende Zinsspanne für die Verbesserung der Erträge der Bank zu erreichen.

Weniger Filialen und Zweigstellen

Die meisten privaten Banken leiden insbesondere darunter, dass sie viel zu lange ihren alten Geschäftsmodellen folgten. Das hat vielfach dazu geführt, dass die Kosten weiter stiegen, während die Erträge immer stärker unter Druck gerieten. Einige Institute versuchten gar, mit Manipulationen oder rechtlich umstrittenen Operationen wie zum Beispiel mit Cum-Ex-Deals aus der Klemme zu kommen. Dabei vergaßen manche, echte Innovationen für ihre Kunden einzuführen, ihren Service weiter auszubauen und zu verbessern, mehr als nur Geld und Kredit anzubieten und den Slogan „Leistung aus Leidenschaft“ im täglichen Geschäft zu realisieren. Vielfach wurden vor Ort in den Filialen und Zweigstellen massiv Personal abgebaut oder viele Niederlassungen ganz geschlossen, während die Ausdünnung in den oberen Etagen der Zentralen nur recht zögerlich vollzogen wurde; die overhead-Kosten für die Boni-Jäger schmälern vielfach immer noch die Ergebnisse. Insgesamt waren 2017 noch etwa 158.000 Menschen bei den privaten Banken beschäftigt und damit fast 5 % weniger als im Jahr zuvor; gegenüber dem Jahr 2000 betrug der Rückgang 37 %. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen, denn mit der Digitalisierung, mit Robo-Advisern und Plattformen für Geldgeschäfte werden viele weitere Arbeitsplätze wegfallen.

Niedergang einiger Landesbanken

Nicht ganz so stark wie im privaten Bankgewerbe vollzieht sich der Strukturwandel bei den Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Allerdings gab es auch im öffentlich-rechtlichen Geldsektor in den letzten Jahren gravierende Einschläge. Heute existieren gerade noch 8 Landesbanken. Das einst größte Institut, die Westdeutsche Landesbank, ist sang- und klanglos verschwunden. Wer heute an der ehemaligen West LB-Zentrale in Düsseldorf vorbeifährt, sieht immer noch das riesige Gebäude mit dem Firmenschild Portigon, eine Firma, die mit der Abwicklung der früheren Bankgeschäfte zu tun hat. Das Milliarden-Desaster der HSH-Nordbank, für die Schleswig-Holstein und Hamburg gerade stehen müssen, ist ein weiteres Beispiel für eklatantes Versagen. Für die Landesbank-Desaster haben auch die Sparkassen zu haften, denn Landesbanken sind zumindest zum Teil deren „Töchter“.

Auch kleinere Stadtsparkassen geben mehr und mehr auf. Sie sind zu klein, um zu überleben, und müssen in einen größeren Verbund übernommen werden. Noch existieren in Deutschland rund 385 Sparkassen; ihre Zahl dürfte sich in den nächsten Jahren deutlich verringern. Zahlenmäßig halten die Kreditgenossenschaften mit 917 noch die Spitze. Aber auch hier rollt die Fusionswelle, von der manche Raiffeisenkasse und Volksbank erfasst werden dürfte.

Noch härterer Wettbewerb

Der Wandel des Geldgewerbes schreitet mit hohem Tempo voran. Ohne Zweifel war Deutschland jahrzehntelang ovberbanked; es gab viel zu viele Kreditinstitute, die sich im harten Wettbewerb behaupten mussten. Die Zins- und Provisionserträge deckten vielfach kaum noch die Kosten; die Gebühren für die verschiedenen Dienstleistungen konnten nur moderat angehoben werden. Hinzu kamen immer aufwändigere Regulierungen für die Abwicklung von Bankgeschäften.

Nun wollen auch noch die großen amerikanischen Technologie-Konzerne wie Google, Apple, Amazon und Facebook einige Finanzdienstleistungen anbieten. Ebenso ist der Start des chinesischen Bezahldienstes Alipay, der in China bereits stark verbreitet ist, auch bei uns angekündigt. Hinzu kommen zahlreich Fintechs, also Firmen, die bestimmte Dienstleistungen rund um’s Geld besser, schneller und günstiger als die traditionellen Kreditinstitute anbieten. Diese Finanztechnologiefirmen wollen jedoch vor allem mit den Banken kooperieren und ihnen helfen, ihre Dienstleistungen zu verbessern.

Service für Kunden verbessern!

Banken und Sparkassen genießen nach wie vor ein großes Vertrauen bei ihren Kunden. Das ist das wichtigste Kapital, das sie mehr denn je nutzen sollten. Gewiss, Bank-Kunden gehen heute viel seltener als früher in die Filiale oder Zweigstelle. Doch der persönliche Kontakt zwischen Institut und Kunde sollte gepflegt und möglichst noch intensiviert werden.

Nie zuvor verfügten die Deutschen über ein so großes Geldvermögen wie heute: Insgesamt sind es fast 6.000 Mrd. €. Davon entfallen mehr als 2.000 Mrd. € auf Sicht- und Termin-Einlagen, auf Spareinlagen und Sparbriefe, die allesamt derzeit Effektivzinssätze von 0 bis 1 % bringen. Gute Beratung seitens der Banken und Sparkassen könnte das zum Positiven wenden. Leistung aus Leidenschaft ist dazu erforderlich. Die attraktivere Gestaltung der Filialen und Zweigstellen, insbesondere auch der Schaufenster, sollte die Frequenz der Kundenbesuche beflügeln. Schließlich könnten auch die Besuche der Kunden in ihren eigenen vier Wänden zu größeren Erfolgen, zu win-win-Entwicklungen, führen; die guten Geschäfte der „ambulanten“ Vermögensberater – von OVB bis DVAG – sind geradezu beispielhaft für besten Service.

Bildquelle: flickr, Bankenverband – Bundesverband deutscher Banken, public domain

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Tags: BankenBankenkrisenBankensystemGeldGeldanlagenGroßbankenSparerStrukturwandelZinspolitik
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