Vor wenigen Tagen wurde er 65. Das ist das Alter, das normalerweise den Renteneintritt markiert. Claus Kleber vom ZDF-„heute journal“ aber will noch nicht. Und das ist – man greift nicht zu hoch – ein großes Glück für unsere Gesellschaft und unsere immer labilere Demokratie.
Das ZDF gab bekannt, Kleber werde bis Ende nächsten Jahres bleiben. Und schon möchte man unbescheiden fragen, warum nicht länger ?
Es ist nicht zu messen oder wissenschaftlich zu beweisen, doch die Behauptung sei gewagt: Claus Kleber ist mit Abstand Deutschlands bester politischer Moderator und Presenter von Nachrichten-Magazinen. Keine und keiner in den anderen Sendern und Systemen kommt an ihn ran.
Seine Eröffnungen des „heute journals“ oft sprachliche Kunstwerke. Sie wecken Neugier. Man bleibt dran. Seine Moderationen lassen gute Reportagen noch besser werden. Klebers Interviews immer „auf den Punkt“, höflich und gnadenlos, hartnäckig und entlarvend – auch und vor allem dann, wenn der Interviewte letztlich nicht zu packen ist.
Claus Kleber ist zudem auch als Filmemacher ein brillanter Erzähler. In seinen Hochglanz-Reportagen analysiert und erklärt er komplexe Probleme und komplizierte Zusammenhänge, dass man ihm gebannt zuhört und zuschaut und – wenn man sich drauf einlässt – lernt.
Beim ZDF wie auch bei der ARD gibt es eine Altersgrenze, die normalerweise streng eingehalten wird. Das solle, heißt es, eine Überalterung der Sender verhindern. Das mag für die meisten oder sogar fast alle Beschäftigten in den Rundfunk- und Fernsehanstalten gelten. Aber die hohen Einschaltquoten für das von Kleber moderierte „heute journal“ beweisen die unveränderte Zugkraft des 65-jährigen Moderators. Ginge er, würde das ZDF ganz schön alt aussehen.
Deutschland erlebt eine Phase, in der Maßstäbe immer mehr verrutschen. Orientierung, und sachkundige Einordnungen sind nötiger denn je. Gleichzeitig sieht sich das öffentlich-rechtliche System Anfeindungen auch aus den etablierten Parteien heraus ausgesetzt. Claus Kleber wird also weiter in doppelter Funktion gebraucht: Er gibt Orientierung und beweist mit seiner unnachahmlichen Qualität, wie wichtig und wertvoll das öffentlich-rechtliche Fernsehen gerade in diesen Zeiten ist oder sein kann.