„Fragt nicht, was Euer Land für Euch tun kann – fragt, was Ihr für Euer Land tun könnt.“ Dieser Satz aus einer der großen politischen Reden des 20. Jahrhunderts ist vielen Menschen in den USA und weit darüber hinaus bis heute im Gedächtnis geblieben bzw. wird immer wieder zitiert. Er fiel In der Antrittsrede von US-Präsident John F. Kennedy am 20. Januar 1961. Nicht weniger wichtig war der direkt anschließende Passus: „Meine Mitbürger in der ganzen Welt: Fragt nicht, was Amerika für Euch tun wird, sondern fragt, was wir gemeinsam tun können für die Freiheit des Menschen.“
Knapp sechzig Jahre später hoffen viele Amerikaner und nicht nur diese, dass der nächste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika in seiner Antrittsrede hieran anknüpfen kann bzw. diese Gedanken erneuern wird. Denn gerade der jetzige Präsident hat ja genau das Gegenteil zur Grundlage seiner Politik gemacht: Die Mitbürger in der Welt (wenn er je auf den Gedanken gekommen sein sollte, dass es Mitbürger sind) hat er nicht gefragt, was gemeinsam getan werden kann, um die Herausforderungen der Globalisierung, des Klimawandels oder der Corona-Pandemie zu bewältigen, sondern er bewertet sie danach, was sie für Amerika tun können. Mehr noch, er fragt andere Staatenlenker sogar, was sie für ihn und seine Wiederwahl tun können. Deshalb würde sich wahrscheinlich kaum jemand wundern, aus seinem Mund den Satz zu hören: „Fragt nicht, was ich für unser Land tun kann – fragt, was unser Land für mich tun kann.“
Die Corona-Krise und der Todesfall von George Floyd sind aber möglicherweise die entscheidenden Wendepunkte in der Spätphase der Präsidentschaft des Populisten und Egoisten Donald Trump. Sie haben selbst manche seiner bisherigen Anhänger erkennen lassen, dass Arroganz und Ignoranz die falschen Antworten auf die gigantischen Herausforderungen sind, vor denen nicht nur die USA stehen. Bei Corona hat Trump wesentlich dazu beigetragen, die Gefahr zu leugnen und die Lage damit zu verschlimmern, statt sie zumindest zu beruhigen. Und beim Problem der Rassentrennung hat er ebenfalls nichts zur Beruhigung oder Besserung beigetragen, sondern im Gegenteil Öl ins Feuer gegossen. Spätestens seit der Kampagne zur Errichtung eines Grenzzauns zu Mexiko ist erkennbar geworden, wie falsch die Theorie vom Schmelztiegel USA immer schon war. Der Tod von George Floyd und die anschließenden Unruhen und Demonstrationen müssen auch dem Letzten vor Augen geführt haben, dass die Integration gerade der Afroamerikaner und ihre soziale, politische, ökonomische und rechtliche Gleichstellung bis heute nicht gelungen ist.
Wenn im Januar 2021 ein neuer Präsident vereidigt werden sollte, wird er schwer an dieser Erbschaft zu tragen haben. Man kann nur hoffen, dass es dann wieder eine Antrittsrede geben wird, die einen Kurswechsel ankündigt und einen Neuanfang verspricht. Eine weitere der großen politischen Reden des 20. Jahrhunderts, nämlich die von Martin Luther King Jr. am 28. August 1963, ist noch berühmter als die Antrittsrede Kennedys vom 20. Januar 1961. Sie erinnerte an den amerikanischen Traum, der für die afroamerikanische Bevölkerung unerreichbar schien. Träume werden selten wahr, aber der Albtraum der Trump-Jahre darf sich nicht fortsetzen. Deshalb sollten sich die US-Wähler im November diesen Jahres fragen, was sie für ihr Land tun können. Wenn die Demoskopen Recht haben, wird die Antwort anders als bei der letzten Präsidentschaftswahl ausfallen.
Bildquelle: Pixabay, Bild von Gerd Altmann, Pixabay License

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